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1734 Die Uraufführung des Weihnachtsoratoriums

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»Jauchzet, frohlocket!« – wer kennt sie nicht, die ersten Worte des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach. Am Christfest des Jahres 1734 wurde das Werk in Leipzig erstmals aufgeführt. Obwohl es zwischenzeitlich in Vergessenheit geriet, gehört es heute zu Weihnachten wie der geschmückte Baum mit Krippe und Geschenken.

Die Zeit drängte. Das Christfest stand bevor, und sechs neue Festtags- und Sonntagskantaten für die Gottesdienste zwischen Weihnachten 1734 und dem Dreikönigsfest des folgenden Jahres wurden von ihm erwartet: Johann Sebastian Bach, Thomaskantor und Musikdirektor in Leipzig, stand gehörig unter Druck. Die Lösung seines Problems: Nur zum Teil würde er die Musik neu komponieren und stattdessen auf bereits vorhandene Stücke zurückgreifen. Auf Kantaten, die er als Gratulations-Musik aufgesetzt hatte. Sie erhielten, gemäß dem zu Bachs Zeiten gängigen »Parodieverfahren«, neue Texte mit geistlichem Inhalt. So wurde aus »Tönet, ihr Pauken«, komponiert zu Ehren des sächsischen Kurfürsten, in der ersten Kantate des Weihnachtsoratoriums das bekannte »Jauchzet, frohlocket«. Zusätzlich zum Text änderte Bach auch Tonarten und Instrumentierung, sodass es ihm tatsächlich gelang, der Musik einen ganz anderen Sinn und Inhalt zu geben.

So genial das solcherart geschaffene Werk auch war – man empfand die Entstehungsweise des Oratoriums bald schon als peinlich. Denn von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an herrschte ein neues Verständnis von Kunst und Künstlertum vor. Man erwartete, dass »einmalige« Werke spontan inspiriert entstehen sollten und nicht aus einer Umarbeitung bereits da gewesener Stücke. Das negative Urteil über die Wiederverwendung der Gratulations-Kantaten hielt lange an und noch heute wird das Weihnachtsoratorium zuweilen als »Flickwerk« bezeichnet. Doch begeisterte Dirigenten, Sänger, Musiker und Zuhörer sprechen für sich: Nachdem die Sing-Akademie zu Berlin das Oratorium 1857 zum ersten Mal seit Bachs Tod wieder aufführte, startete der Zyklus einen verspäteten Siegeszug um die Welt. Heute gilt es als populärstes und am häufigsten aufgeführtes größeres Werk des genialen Komponisten.

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