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1861 Die Erfindung des Telefons durch Philipp Reis
ОглавлениеTelefon und Handy sind heute Alltagsgut. Eine wichtige Grundlage für die heutige Telekommunikationsweit lieferte der Tüftler Johann Philipp Reis: Am 26. Oktober 1861 stellte er in Frankfurt am Main erstmals öffentlich sein »Telephon« vor. Zu seinen Lebzeiten erntete er dafür allerdings weder Ruhm noch Geld.
Johann Philipp Reis, 1834 in Gelnhausen geboren, wirkte seit 1858 als Lehrer am renommierten Institut von Louis Frederic Garnier in Friedrichsdorf, wo er selbst einen Teil seiner Schulzeit verbracht hatte. Um seinen Schülern physikalische Vorgänge anschaulich erklären zu können, baute er in seiner Freizeit Modelle. Auf diese Weise entstand aus dem Modell des menschlichen Ohrs ein Apparat, der die Menschheitsgeschichte nachhaltig beeinflussen sollte: Reis selbst nannte den Aufbau, der unter anderem aus einer Membran, einer Metallzunge, einer Stricknadel, etwas Kupferdraht und einer Spule mit galvanischem Strom bestand, »Telephon«. Zwischen seiner Werkstatt und seinem Haus verlief die erste Telefonverbindung. Bei einem entscheidenden Versuch sangen Kollegen des Erfinders zunächst in den Apparat hinein und lasen dann Texte aus einem Buch vor. Dass Reis die Passagen am anderen Ende des Verbindungsdrahts exakt wiedergab, machte sie misstrauisch. Daraufhin schickten die Herren einige sinnlose Sätze, zum Beispiel »Das Pferd frisst keinen Gurkensalat«, durch die Leitung. Mit dem gleichen Ergebnis.
Die erste öffentliche Vorführung folgte am 26. Oktober 1861 in Frankfurt vor dem Physikalischen Verein. Reis sprach »über die Fortpflanzung von Tönen auf beliebige Entfernungen durch Vermittlung des galvanischen Stroms«. Nach diesem Auftritt war der Physiker sicher: Seine revolutionäre Erfindung würde für Furore sorgen. »Man wird die menschliche Stimme gerade so über das Meer senden können wie die Schrift durch den Schreibtelegraphen«, prophezeite er. Doch seine Kollegen erkannten dieses Potenzial nicht. Reis wiederum hinderte eine tückische Krankheit an der Weiterentwicklung der Erfindung: Er starb als armer Mann im Alter von vierzig Jahren an Lungentuberkulose. Kurz zuvor sagte er zu Garnier: »Ich habe der Welt eine große Erfindung geschenkt, anderen muss ich überlassen, sie fortzuführen.«
Auch hier erwies sich seine Vision als zutreffend: Der Brite Alexander Graham Bell, der bereits 1862 in Edinburgh ein frühes Modell des reisschen Apparats kennengelernt und von der Grundlagenforschung des Deutschen profitiert hatte, reichte 1876 ein Patent für »sein« Telefon ein und startete damit eine wirtschaftliche Entwicklung, deren Dynamik bis heute nicht abreißt.