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1832 Einheit und Freiheit – das Hambacher Fest

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Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts war Deutschland zersplittert. Freiheitliche Regungen wurden unterdrückt, der Wille des Volkes von den Mächtigen ignoriert. Zunächst waren es nur wenige, die ihrem Unmut über diese Zustände Luft machten – darunter die Journalisten Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth, »Bürgerrechtler« des Vormärz.

Die Einladung der »Querulanten« zum ersten »Nationalfest der Deutschen« auf dem Hambacher Schloss erregte größtes Aufsehen. Als die bayerische Regierung, die Pfalz gehörte damals noch zu Bayern, die Zusammenkunft verbot, steigerte sie damit ungewollt die Popularität der Aufrührer. Den behördlichen Anordnungen zum Trotz versammelten sich Ende Mai des Jahres 1832 30000 Männer und Frauen aus allen Teilen Deutschlands in Hambach – für damalige Verhältnisse eine riesige Zahl. Bürgerliche Freiheit und deutsche Einheit waren die zentralen Themen der zahlreichen Reden, in denen es auch um die Freiheit anderer Völker ging und um die weitsichtige Forderung nach einem vereinten Europa. Siebenpfeiffer etwa ließ am Ende seiner Rede nicht nur das »freie, das einige Deutschland« hochleben, sondern auch die Polen, deren Revolution 1830 gescheitert war; und die Franzosen – »der Deutschen Brüder«.

Patriotismus ohne Überheblichkeit, mitfühlendes Denken und Empfinden für andere Völker – das war das Nationalbewusstsein, das sich in den Reden in Hambach äußerte. Die Grenze zwischen dieser Art des Nationalbewusstseins und einem arroganten und übersteigerten Nationalismus wurde dabei streng gewahrt. Diese Lauterkeit der politischen Absichten machte das Hambacher Fest zu einem Höhepunkt deutscher und europäischer Geschichte.

»Während des Hambacher Festes hätte die allgemeine Umwälzung in Deutschland versucht werden können. Jene Tage waren der letzte Termin, den die Göttin der Freiheit uns gewährte.«

HEINRICH HEINE

Wenn auch den politischen Forderungen der Festteilnehmer noch lange der Erfolg versagt bleiben sollte: Hambach hatte den politischen Willen breiter Volksschichten bewegt. Die bürgerliche Demokratie war unter den Farben Schwarz-Rot-Gold als neue aktive Kraft hervorgetreten. Und der Traum von deutscher Einheit und politischer Freiheit zeigte als politische Zielsetzung wegweisend in die Zukunft. Doch auf das demokratische Hochgefühl folgte zunächst restaurativer Katzenjammer: Viele der Hambacher, darunter Wirth und Siebenpfeiffer, wurden verhaftet. Andere gingen in die Emigration. Und doch – der Samen der deutschen Demokratie war gelegt. Und er sollte schon wenige Jahre später aufgehen.

Die Sternstunden der Deutschen

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