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800 Die Kaiserkrönung
ОглавлениеEr galt schon bei seinen Zeitgenossen als »König und Vater Europas« und schuf ein Fundament, das den Kontinent über Jahrhunderte maßgeblich prägte. Deutsche und Franzosen betrachten den legendären Karolinger gleichermaßen als Stammvater. Am 25. Dezember 800 wurde er in Rom zum Kaiser gekrönt – die höchste Würde der damaligen Welt.
Der mächtigste Mann Europas kniete in der Peterskirche in Rom, zu Füßen Papst Leos III. Den eisernen Helm hatte er neben sich auf den Boden gelegt, das Langschwert in seiner rechten Hand zeigte mit der Spitze nach unten – eine Geste der friedlichen Unterwerfung. Nachdem ihm Leo die prächtige Kaiserkrone auf den Kopf gesetzt hatte, brach in der Peterskirche Jubel aus. »Karl, dem von Gott gekrönten, großen, Frieden bringenden Imperator – Leben und Sieg!«, riefen seine fränkischen Krieger. Nicht nur die römische Kaiserwürde ging in diesem Augenblick auf das fränkische Herrscherhaus über, auch die Reichsidee übernahm Karl. Daran konnten später zunächst die ostfränkischen, dann die deutschen Könige anknüpfen. Das Imperium des Kaisers war gewaltig, es reichte von der Nordsee bis nach Mittelitalien, von Ungarn bis nach Spanien.
Doch der Frankenherrscher schuf nicht nur ein Reich, er gab ihm auch eine Ordnung und setzte Ankerpunkte für eine gemeinsame religiöse und kulturelle Identität. Er wollte nicht nur Herrscher der Franken sein, sondern der gesamten römischen Christenheit. Wo er regierte, sollte auch ein Glaube die Teile seines europäischen Reichs verbinden. Die Grundlage für ein späteres großes Reich der Deutschen schuf Karl auch durch seine Eroberungen in der Mitte des Kontinents. Allein dreißig Jahre lang hatte er Krieg gegen die Sachsen geführt, bis er sie schließlich blutig unterwarf und zwang, sich zum Christentum zu bekennen. Mit ihrer Eingliederung verschob sich der Schwerpunkt seines Reiches weiter nach Osten. Nachdem sich das Imperium Karls des Großen ein Jahrhundert später endgültig in ein West- und in ein Ostreich geteilt hatte, waren es ausgerechnet die Nachfahren der einst von ihm unterworfenen Sachsen, die genügend Macht, Willen und Einfluss besaßen, in die Tradition des berühmten Karolingers zu treten.