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1847 Das Kommunistische Manifest

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»Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus«: So beginnt eine der wirkungsmächtigsten wie umstrittensten politischen Kampfschriften, deren Botschaft weit über Deutschland hinausreichte – das »Kommunistische Manifest«, das Karl Marx und Friedrich Engels im Winter 1847/48 verfassten.

Die beiden Gründerväter des »wissenschaftlichen Kommunismus« formulierten ihre Erkenntnisse verständlich und mitreißend: »Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen« – Freier gegen Sklave, Patrizier gegen Plebejer, Baron gegen Leibeigener. Im 19. Jahrhundert stünden sich Bourgeois und Proletarier unversöhnlich gegenüber. Die Proletarier hätten in dieser Gesellschaftsordnung »nichts zu verlieren als ihre Ketten«, dafür aber eine Welt zu gewinnen.

Das nur dreißig Seiten starke Manifest war eine Auftragsarbeit des »Bundes der Kommunisten«, eines Zusammenschlusses von deutschen Arbeitern und Handwerksgesellen, die wegen »revolutionärer Umtriebe« ausgewiesen worden waren und nun im Exil lebten. Anfang Dezember des Jahres 1847 waren die beiden Autoren auf einem Kongress des Bundes in London aufgefordert worden, eine programmatische Schrift der kommunistischen Bewegung zu verfassen. Doch sonderlich eilig schienen sie es damit nicht zu haben. Ende Januar 1848 drohte die Bundesführung der Kommunisten ihrem »säumigen Bruder Marx« sogar mit der Ergreifung »weiterer Maßregeln«, wenn das Manuskript nicht in Bälde vorliege.

»Das Manifest hat eine ungeheure analytische Kraft und Weitsicht. Die entfaltet sich gerade vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Verhältnisse, weil die Welt heute weit eher dem darin Beschriebenen entspricht, als damals.«

ERIC HOBSBAWM, BRITISCHER HISTORIKER

Als das Kommunistische Manifest schließlich Ende Februar 1848 in London publiziert wurde, schien der Text die Lunte gewesen zu sein, die nur noch an ein Pulverfass gelegt werden musste: Kaum eine Woche später brach in Paris die sogenannte Februarrevolution aus, kurz darauf die deutsche Märzrevolution.

Doch in Wahrheit ging damals nicht etwa das Gespenst des Kommunismus in Europa um, sondern der Geist der Demokratie, der freilich von den Mächtigen der Zeit nicht weniger brutal unterdrückt wurde. Das Kommunistische Manifest selbst hat seine eigentliche Wirkung erst entfaltet, als es in den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts neu herausgegeben wurde. Jetzt wurde es mit seinem programmatischen Kampfruf »Proletarier aller Länder, vereinigt euch« zum Gründungsdokument des politischen Marxismus, das in manchen Passagen bis in unsere globalisierte Gegenwart nichts von seiner Brisanz eingebüßt hat.

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