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1880 Die Vollendung des Kölner Doms
Оглавление»Wenn der Dom fertig ist, geht die Welt unter« – so scherzten die Kölner über die jahrhundertelange Bauzeit ihres Doms. Als am 15. Oktober 1880 endlich seine Vollendung gefeiert wurde, verfolgte ganz Deutschland das Ereignis. Mit 157 Metern war der Dom damals das höchste Gebäude der Welt. Noch heute wollen ihn jährlich rund sechs Millionen Besucher sehen.
Die zweithöchste Kirche Deutschlands und Europas, die dritthöchste in der Welt, die weltweit drittgrößte gotische Kathedrale, die unübertroffen riesige Fläche der Westfassade, das längste Kirchenschiff Deutschlands, das vierthöchste Gewölbe der Welt – der Kölner Dom wartet mit etlichen Superlativen auf. Doch auch die kulturgeschichtliche Bedeutung und die kostbare Innenausstattung haben ihm 1996 zum Titel »UNESCO-Welterbestätte« verholfen.
»Ersehnter Tag! Inmitten lichten Glanzes erheben sich Pfeilerwand und Schiff und Chor; aus der Umgrenzung eines Zinnenkranzes ins Unbegrenzte steigt der Knauf empor, aus Teil und Stückwerk endlich ward ein Ganzes.«
THEODOR FONTANE,
»ZUM KÖNIGLICHEN DOMFEST«, 1880
Einmalig ist auch seine Baugeschichte: Von 1248 bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts schritt der Bau zügig voran – dann fehlte es plötzlich an Geld, die Arbeiten wurden eingestellt. Immerhin: der innere Teil war auch in unvollendetem Zustand nutzbar. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts regten sich wieder Stimmen, die die Vollendung des Doms forderten.
Tatsächlich aber ermöglichten erst zwei Ereignisse in den Jahren 1814 und 1816 den Weiterbau: Der mittelalterliche Fassadenplan wurde wiedergefunden – zunächst eine Hälfte in Darmstadt, dann die andere in Paris. Nur mithilfe dieser Pläne konnte man die ursprünglich geplante Architektur umsetzen und den Dom nach einer Unterbrechung von fast 300 Jahren im rein gotischen Stil fertigstellen. 1842 (die Finanzierung brachten Preußen und der Zentral-Dombau-Verein auf) legte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. den Grundstein für den Weiterbau und sprach ganz im Geist der Zeit: »Der Dom von Köln, das bitte ich von Gott, rage über diese Stadt, rage über Deutschland, über Zeiten, reich an Menschenfrieden, reich an Gottesfrieden bis an das Ende der Tage.« Knapp vierzig Jahre später, 1880, wurde der Dom schließlich fertiggestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurde er schwer beschädigt, heute leidet das jahrhundertealte Material unter Umwelteinflüssen. Mit rund sechs Millionen Euro pro Jahr schlägt der Erhalt zu Buche, knapp hundert Menschen sind in der Dombauhütte beschäftigt. Es droht also kein Weltuntergang: Der Dom bleibt eine »ewige Baustelle«.