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1876 Die ersten Festspiele auf dem »Grünen Hügel«

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Richard Wagner, der mit seinen Opern die Musik des 19. Jahrhunderts erneuert hat, musste lange auf die Verwirklichung seines Traums warten: ein eigenes Festspielhaus, maßgeschneidert für seine Musikdramen. Erst die Unterstützung König Ludwigs II. ließ diesen Traum endlich wahr werden: Am 13. August 1876 begannen die ersten Festspiele auf dem »Grünen Hügel«.

Bereits 1863 hatte der Komponist Pläne für ein Festspielhaus zur Aufführung seines »Ring«-Zyklus gehegt. Doch Wagner war an einem Tiefpunkt: Trotz künstlerischen Erfolgs blieben seine Einnahmen gering. Um seine Idee zu realisieren, brauchte er einen Mäzen. Zum Glück ließ dieser nicht lange auf sich warten: Der frisch gekrönte König Ludwig II. von Bayern sollte Richard Wagner bis zu dessen Tod unterstützen. In München wollte der »Kini« dem bewunderten Komponisten das Theater ursprünglich bauen lassen. Aber das Vorhaben zerschlug sich: Wagner schwebte eher ein Zweckbau vor, Ludwig dagegen ein prachtvolles Monumentaltheater – und dann drehte auch noch das Kabinett den Geldhahn zu. Der Komponist hielt trotzdem weiter an seiner Vision fest. Nach einem Besuch im Jahr 1871 entschied er sich für Bayreuth als Festspielort. Schon am 22. Mai 1872 wurde der Grundstein gelegt. Doch dann gerieten die Arbeiten, finanziert aus Wagners Mitteln und Spenden, ins Stocken. Diesmal sprang Ludwig II. ein, mit einem Kredit in Höhe von mehr als 200 000 Mark.

Im Jahr 1876 war der Bau schließlich fertig: In seiner Schlichtheit ein bewusstes Gegenmodell zu den Luxus-Opernhäusern der Zeit, die in Wagners Augen »dekadent« waren und von der Kunst ablenkten. In Bayreuth sollten sich die Zuschauer einzig auf die dramatische Handlung konzentrieren, selbst die Musik würde durch den verborgenen Orchestergraben nur akustisch wahrnehmbar sein. Das Musiktheater ohne Foyers und Freitreppen erinnerte mit seiner Fachwerk-Fassade tatsächlich eher an eine Scheune. Kein Zufall: Jahrzehnte zuvor hatte sich Richard Wagner von der Akustik des scheunenartigen Theaters in Riga begeistert gezeigt. Im oberfränkischen Bayreuth ahmte er genau dies nach: Viel Holz, der Verzicht auf Logen sowie einfache Holz-Klappstühle ohne Sitzpolster sorgten und sorgen bis heute für eine besondere Klangqualität.

Es war ein durchaus ungewöhnliches Ambiente für den hohen Besuch, der sich am 13. August des Jahres 1876 auf dem »Grünen Hügel« in Bayreuth einfand: In Anwesenheit Kaiser Wilhelms I. begannen die ersten Festspiele. Drei vollständige »Ring«-Zyklen wurden damals gegeben. Finanziell – einmal mehr – ein Desaster; Richard Wagner blieb auf einem Defizit von rund 148 000 Mark sitzen. Doch der Grundstein für eine Festspieltradition, die auch heute noch fasziniert und eine illustre Besucherschar aus Prominenz und Wagner-Fans aus aller Welt anlockt, war gelegt.

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