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Diagnostik

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Das Procedere zur Diagnose-Sicherung einer Alzheimer-Krankheit sollte so weit als nur möglich erfolgen nach den neuen Kriterien des „National Institute of Neurological Disorders and Stroke“ und der „Alzheimer’s Disaease and Related Dissorders Association“ (NINCDS-ADRDA) und der jeweils aktuellen S3-Leitlinie „Demenzen“ (Langfassung Januar 2016) der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) und der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN).

A. Anamnese

[relevante Krankheiten in der Vorgeschichte (bes. Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, Gehirn-Verletzungen, Entzündungen & Infektionen des ZNS) / Konsum von Alkohol, sonst. Drogen / Medikamenten-Einnahme / Aktuelle Erkrankung: bisheriger Verlauf, Symptome / neurologische Krankheiten in der Familie (bes. degenerative Prozesse des ZNS) // unverzichtbar ist das Hinzuziehen von nahestehenden Angehörigen (Eheleute, Kinder) oder Lebenspartner]

Hinweis:

Es hat sich vielmals als hilfreich bewährt, wenn im Rahmen der Anamnese ein einfacher und nur kurze Zeit beanspruchender Schnell-Test (s.u.) auf das Vorliegen einer Demenz (quasi als „Vorselektion“) vorgenommen wird.

Schnell-Test „Demenz“

A. Denken

1. Fällt es Ihnen schwer, sich an kürzlich zurückliegende Besuche oder Reisen oder sonstige Unter-nehmungen zu erinnern?

Ja Nein

2. Finden Sie sich nur mit Mühe in einer unbekannten Umgebung zurecht?

Ja Nein

3. Suchen Sie im Gespräch oft nach dem „richtigen“ Wort oder der „passenden“ Erklärung?

Ja Nein

B. Stimmung

4. Sind Sie oft niedergeschlagen oder missgestimmt?

Ja Nein

5. Verspüren Sie in letzter Zeit weniger Lebensfreude als früher?

Ja Nein

6. Müssen Sie sich zu vielen Aktivitäten regelrecht zwingen?

Ja Nein

C. Verhalten

7. Meiden Sie zunehmend Kontakte zu anderen Menschen oder zu Ihrem

Freundeskreis?

Ja Nein

8. Fühlen Sie sich einsam?

Ja Nein

9. Nehmen Sie sich nicht mehr so viel für den Tag vor wie früher?

Ja Nein

Auswertung:

1-2 Ja-Antworten

Als gesundheits-bewusster Mensch beobachten Sie kritisch Ihre mentale Fitness und Gesundheit. Regelmäßige Untersuchungen beim Arzt helfen Ihnen, evtl. Veränderungen früh zu erkennen.

3-4 Ja-Antworten

Ihre geistige Leistungsfähigkeit sinkt spürbar, die Stimmung ist getrübt.

Besprechen Sie dies möglichst bald mit Ihrem Arzt.

Mehr als 5 Ja-Antworten

Bei Ja-Antworten in mehreren Lebensbereichen sollten Sie schnell handeln. Angeraten wird eine gründliche - insbesondere neurologische und psychiatrische – Untersuchung.

[Quelle: FOCUS 22/2016]

B. Körperlicher Untersuchungs-Status

[Gesamteindruck / Konstitutions-Typ / Messdaten: Blutdruck, Puls; Größe; Gewicht / Ödeme / Haut & Schleimhäute / vegetative Zeichen / Internistischer Gesamt-Status / Orthopädischer Status (orientierend) mit Stand- & Gangbild]

C. Neurologischer Untersuchungs-Status

[Neurologischer Gesamt-Status: Wirbelsäule & Muskulatur, Kopf / Hirnnerven / Motorik / Reflexe & Pyramidenbahnen / Sensibilität / Koordination / Werkzeug-Störungen (Dysarthrie, Aphasie {motorisch/ sensorisch/sensomotorisch}, Agraphie, Alexie/Dysrelexie, Akalkulie, Agnosie, Apraxie, Ageusie, Anomsie, Anosognosie, Dysphagie, Neglect)]

D. Psychischer/Psychosomatischer Status

[Orientierung, Bewusstsein, Stimmung, Antrieb, Affekt, Kontakt, Verhalten, Trugwahrnehmungen, Beeinflussungsgefühle, Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit, Konzentration, Reihensubtraktion, Wortgedächtnis / Selbständigkeit]

Hinweis:

Im Rahmen der neurologischen + psychischen/psychosomatischen

Untersuchung sollten je nach Erfordernissen erfolgen folgende Teste:

a. Barthel-Index (BI)

b. Webster-Skala (M. Parkinson)

c. Vigilanz-Testung

d. EDSS (Kurtzke-Score = Expanded Disability Status Scale)

e. Fatigue-Severity-Scale nach Avisha Shan, aktualisiert von Terry Ellis

(FSS)

f. Mini Mental Status-Test nach Folstein (MMST)

g. DemTect nach Kessler & Calabrese (Demenz-Detections-Test)

h. Uhrentest nach Shulman

i. Beck Depressions Inventar (BDI)

j. Lautwechsel-Testinventar (Aphasie-Test)

k. Aachener-Aphasie-Test nach Huber & Poeck (AAT)

l. Token-Aphasie-Test

m. Schriftprobe/Schreibversuch & Zeichnen von Gegenständen

E. Technisch-apparative Diagnostik

a. EEG (Elektro-Enzephalographien)

[verlangsamter Grundrhythmus mit eingelagerten langsamen Wellen; diffuse

zerebrale Funktionsstörung – auch bedarfsweise als Langiet- und/oder als

Provokations-EEG und als Schlaf-EEG (im Schlaf-Labor).

Anmerkung:

Das EEG ist ein hilfreiches Instrumentarium bereits zur Früherkennung einer

Alzheimer-Demenz und zur Ausschluss-Diagnostik für ‚sekundäre‘ Demenzformen

und das entscheidende Instrument für die Diagnostik der Demenz-assoziierten

Epilepsie.

F. Bildgebende Diagnostik-Verfahren

a. cerebrale Computertomographie (cCT) mit/ohne Kontrastmittel (KM)

[in frühen Stadien oft keine Auffälligkeiten / bei Fortschreiten der Krankheit

Erweiterung der inneren und äußeren Liquor-Räume (Atrophie)]

b. cerebrale Magnetresonanztomographie (cMRT) mit/ohne KM

[Minderung des Gehirnvolumens, Vergrößerung der Liquor-Räume, Minderung der

Größe des Hippocampus]

c. SPECT des Gehirns

(Single-Photon-Emission-Computer-Tomography = Einzelphotonen-Emissions-

Computer-Tomographie)

[Abnahme der temporo-parietalen (= die Schläfen- & Seiten-Partie betreffend)

Hirndurchblutung]

d. PET des Gehirns

(Positronen-Emissions-Tomographie)

[Verminderter temporo-parietaler Glukose-Stoffwechsel]

e. Kombination von cMRT mit Hirn-PET

{Ein gesundes Gehirn (links im Bild) und das eines M. Alzheimer-Patienten (rechts

im Bild) im Vergleich. Die Aufnahmen entstanden am Uniklinikum Leipzig mithilfe

einer neuen Diagnostik, bei der Magnetresonanz-Tomographie (MRT) und

Positronen-Emissions-Tomographie (PET) kombiniert werden.

Dabei wird die Minderung der Hirnmasse deutlich sichtbar gemacht}

G. Labor

[Hinweis: bis heute ist noch kein Alzheimer-spezifischer Bluttest vorhanden (s.u.), ausgenommen der Gen-Diagnostik (s.u.)]

a. Serologische Parameter

[insbes. zum Ein-/Ausschluss von sonstigen Ursachen für die Demenz; wie u.a.: Blutbild, Vit. B12, Homocystein, Alkohol-Marker, Drogen-Screening, Schilddrüsen-Screening, Blutzucker – ggfls. Insulin-Resistenz-Bestimmung –, Leberenzyme, Nieren-Retentionswerte, Schwermetall-Screening {Alternative hierzu: Haar-Elementar-Analyse}, Lues-Diagnostik, HIV-Diagnostik, Blutgase {pO2 und pCO2, Bikarbonat}]

b. Liquor-Diagnostik

[Eiweiß-Erhöhung als Zeichen einer Schrankenstörung / Nachweis von Tau-Protein und Beta-A42-Amyloid-Protein]

c. DNA-Analyse

[evtl. Gen-Mutations-Nachweis bei familiären Formen]

Neuerer Alzheimer-Blut-Test!?

Ein Bluttest auf zehn Phospholipide []:

Bestandteile intakter Nervenzellmembranen im Gehirn und anderswo, hat in einer Studie in Nature Medicine (2014; doi: 10.1038/nm.3466) eine überraschend gute Vorhersage einer Alzheimer-Demenz ermöglicht.

Sollten sich die Ergebnisse in größeren Studien bestätigen, könnte der Test in klinischen Studien zum Einsatz kommen.

Das Team um Howard Federoff vom Georgetown University Medical Center in Washington konnte auf Blutproben zurückgreifen, die 525 Teilnehmer der Rochester/Orange County Aging Study abgegeben hatten.

Im Verlauf der fünfjährigen Beobachtungsstudie erkrankten 28 Teilnehmer entweder an einem manifesten Morbus Alzheimer oder an amnestischen milden kognitiven Einschränkungen, die eine mögliche Vorstufe der Demenz ist. Weitere 46 Teilnehmer waren bereits zu Beginn der Studie erkrankt.

[Quelle: Ärzteblatt.de]

Aktuell:

Alzheimer mit Infrarotlicht im Blut aufspüren!

Deutsche Forscher haben einen neuen Bluttest auf Alzheimer entwickelt.

Bereits acht Jahre vor Ausbruch der Krankheit spürt er fehlerhaft gefaltete Eiweiße im Blut auf, die typisch für die Krankheit sind.

Ein Team um Prof. Dr. rer.nat. Klaus Gerwert (Biophysikalische Chemie und Molekulare Physiologie; Ruhr-Universität Bochum) hat gemeinsam mit Kollegen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des epidemiologischen Krebsregisters Saarland (EKRS) einen Bluttest entwickelt, mit dem sich Alzheimer schon acht Jahre vor Ausbruch der Krankheit aufspüren lässt.

Dazu untersuchten die Forscher Blutproben, die bereits im Jahr 2000 im Rahmen der ESTHER*-Studie gesammelt worden waren, mit Hilfe einer speziellen Infrarot-Senso-Technologie.

Krankhaft verändertes und gesundes Beta-Amyloid absorbieren nämlich Infrarot-Licht mit unterschiedlicher Frequenz. So konnten die Forscher das Verhältnis von normalen und fehl-gefalteten Proteinen im Blut der Teilnehmer feststellen.

Trefferquote 70 Prozent!

Bei den 65 Teilnehmern, die später tatsächlich an Alzheimer erkrankt waren, erkannte der Test im Schnitt bereits acht Jahre zuvor die drohende Krankheit. Bei den übrigen 30 Prozent schlug er nicht an.

Allerdings gab es auch eigene Fehlalarme: Von den 809 Studien-Teilnehmern, die gesund blieben, kündigte der Test bei neun Prozent ebenfalls die Diagnose Alzheimer an und lieferte damit ein „falsch-positives“ Ergebnis.

Momentan sei der Test deshalb noch nicht zur alleinigen Frühdiagnose von Alzheimer geeignet, erklärt Gerwert. Zurzeit (2020) arbeitet das Team um Prof. Gerwert daran, diesen Früherkennungs-Test „markreif“ zu machen.

Laut Prof Gerwert hat der Früherkennungs-Test neben der Erkennung von M. Alzheimer noch drei Vorteile: er ist kostengünstig und für die Betroffenen ‚schonend‘ und nicht zuletzt lassen sich mittels des Tests „Demenz-Verdachtsfälle“ herausfiltern und diese Verdachtsfälle dann mit genaueren Verfahren endgültig abzuklären.

(Quelle: news.rub.de/wissenschaft vom 29.01.2020)

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