Читать книгу Herz-Sammelband: Hedwig Courths-Mahler Liebesromane (Teil III) - Hedwig Courths-Mahler - Страница 13

Zehntes Kapitel

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Inhaltsverzeichnis

Waltraut kam die ganze Woche nicht dazu, an Rudolf zu schreiben. Es gab allzu viel Neues zu sehen und zu erleben. Man machte große Autotouren, um Waltraut verschiedene Sehenswürdigkeiten zu zeigen, wobei sich Jan wie selbstverständlich immer anschloss. Dann wurden die Plantagen besichtigt, im Eingeborenendorf gab es ein Volksfest, das sie ansehen musste, und an einem Tag machte man gar einen Ausflug auf Elefanten. Jan kam auf einem Prachttier geritten, das ein buntverziertes Tragzelt auf dem Rücken trug. Und Harry Schlüter hatte seinen Elefanten ähnlich ausgestattet. Jans Elefant war bedeutend größer als der Harrys, deshalb wurde bestimmt, dass er Waltraut, Jan und den Justizrat tragen müsse, während Harry und Dora den anderen benutzten. Die Treiber liefen nebenher, und an unwegsamen Stellen wurden sie einfach von den Elefanten auf ihren Rüsseln fortgetragen. Jans Elefant, Jumbo genannt, war sehr komisch, er leistete sich allerlei kleine Späße, legte den Kopf schief und sah verschmitzt zu seinem Besitzer auf, als wollte er sagen: Bin ich nicht ein großer Schalk? Waltraut lachte herzlich über seine Späße, und wenn er den Rüssel zu ihr hinaufreichte, gab sie ihm kleine Leckerbissen, die sie auf Doras Rat mitgenommen hatte. So blieb Jumbo guter Laune und trug seine Last mit Freuden. Auf den Elefanten konnte man tief in die tropische Vegetation eindringen, auch dorthin, wo es keine Wege gab und wohin man mit dem Auto unmöglich gelangen konnte. Auf einem paradiesischen Fleckchen wurde haltgemacht, dicht am Ufer des Flusses, und hier wurde eine Art Picknick arrangiert. Man hatte alles Nötige dazu mitgenommen. Jumbo legte sich galant auf die Knie, damit Waltraut leichter absteigen konnte. Jan hob sie aus dem Tragsessel heraus und setzte sie behutsam ab, worauf Jumbo in edler Bescheidenheit Waltraut seinen Rüssel hinstreckte und sich belohnen ließ. Sie tat es auch folgsam.

Die Damen breiteten nun ein Tischtuch aus und legten die Speisen auf große Blätter. Jumbo holte mit seinem Rüssel einige Kokosnüsse herbei und legte sie Waltraut zu Füßen. Er wollte auch seinen Teil zur Bewirtung der Gäste beitragen. Einer der Treiber hatte Feuer angezündet, auf dem man Tee bereiten und einige Früchte rösten konnte, die nur im gerösteten Zustand schmackhaft waren. Das so bereitete Mahl war herrlich, und Waltraut erklärte, es habe ihr nie zuvor so gut gemundet.

Nach eingenommener Mahlzeit ging man ein Stück am Fluss entlang, und hier sollte Waltraut ihre Bekanntschaft mit der ersten Schlange machen. Sie kroch über ihren Weg, als sie mit Jan dahinschlenderte, Waltraut schrie laut auf und wurde totenbleich, aber schon hatte Jan die Schlange mit einem Stock erschlagen und sah Waltraut lachend an.

»Keine Angst, Fräulein Roland, sie ist schon tot.«

Waltraut stand wie gelähmt und presste die Hände aufs Herz.

»Oh, wie bin ich erschrocken.«

Er nahm ihre Hand und sah sie mit seinen zärtlichen Augen so beruhigend an, dass ein wohliges Gefühl der Geborgenheit über sie kam.

»Solange ich bei Ihnen bin, wird Ihnen nichts Böses geschehen, Fräulein Roland.«

»Schlangen machen mir Angst«, hauchte sie, noch immer ein wenig blass.

»Sie sind auch sehr selten hier, nur wenn man so tief in die Wildnis eindringt, wie wir es heute getan haben, begegnet man zuweilen einer. Aber sie greifen fast nie an, und wenn man schnell ist, sind sie leicht unschädlich zu machen.«

»Ich bewundere Sie, dass Sie die Geistesgegenwart hatten, so schnell zuzuschlagen.«

Er lachte froh auf.

»Da gibt es nichts zu bewundern, das lernt sich hier von selbst.«

Jetzt waren die anderen herbeigekommen, von Waltrauts Aufschrei alarmiert.

»Was gibt es?«, fragte Harry.

Waltraut flog auf Dora zu.

»Sieh doch, Dora, Mijnheer Werkmeester hat eine Schlange erschlagen, die über unseren Weg kroch.«

Neugierig kam Dora herbei.

»Wahrhaftig! Das ist die zweite tote Schlange, die ich hier sehe, die erste hatten wir mit dem Auto überfahren. Jan, Sie sind ja ein Held!«

Jan warf sich in Pose.

»Ovationen strengstens verboten!«

»Wegen so eines Regenwurms brauchst du dich nicht als Held aufzuspielen«, knurrte Harry.

»Harry, mein Sohn, der blasse Neid sieht dir aus den Augen. Du gönnst mir meine Lorbeeren nicht. Sagen Sie selbst, Fräulein Roland, haben Sie schon je einen so großen Regenwurm gesehen?«

Die beiden Herren hatten mit ihrem Geplänkel erreicht, was sie wollten. Waltraut hatte ihren Schrecken überwunden und lachte schon wieder.

»Ich habe noch nicht einmal einen Räucheraal von solcher Ausdehnung gesehen und fand es fabelhaft, wie schnell Sie die Schlange erschlagen haben.«

»Also schön, flechten wir ihm einen Lorbeerkranz«, sagte Harry gelassen. Bald darauf brach man wieder auf. Jumbo und sein Freund, Schlüters Elefant Lola, hatten inzwischen ihre Mahlzeit auf eigene Faust gesucht, aber sie schienen beide noch auf ein Dessert zu warten, was sie denn auch von den Resten der Mahlzeit erhielten. Dann nahmen sie geduldig ihre Reiter wieder auf und trotteten heimwärts. Im Eingeborenendorf trennten sich Schlüters und ihre Gäste von Jan. Hier standen die beiden Autos bereit, und Jan fuhr nach Larina, während Schlüters mit ihren Gästen nach Saorda zurückkehrten. –

Jan kam mindestens jeden zweiten Tag nach Saorda. Meist traf er schon zur Teestunde ein und blieb bis nach dem Abendessen. Sein ganzes Wesen verriet Waltraut, dass er um sie werbe, mit jedem Wort, mit jedem Blick, mit all den vielen Aufmerksamkeiten, die er ihr erwies.

Das entging natürlich auch Dora nicht. Sie war hellhörig und scharfsichtig und ahnte sehr wohl, dass Jan ernsthaft Feuer gefangen hatte. Über Waltraut war sie sich noch nicht ganz im Klaren. Diese gab sich immer sehr zurückhaltend. Nur selten verriet sie durch eine kleine Unbedachtsamkeit, dass ihr Jan nicht gleichgültig sei, aber dann konnte sie gleich wieder so verschlossen und ablehnend sein, dass Dora wieder zweifelte. Als sie eines Abends mit ihrem Gatten darüber sprach, dass sie hoffe, aus Waltraut und Jan möge ein Paar werden, nahm er sie in seine Arme und sah sie ernsthaft an.

»Verbrenne dir damit nicht die Finger, Dorle, sei vorsichtig! Ich kann dir wohl nachfühlen, wie gern du die Freundin für immer hierhalten möchtest, mir scheint auch, dass die beiden ein prachtvolles Paar abgeben würden, aber du darfst nichts dazu und nichts dagegen tun. Waltrauts Vater würde kaum so ruhig seine Einwilligung geben zu dieser Heirat, die seine Tochter für immer von ihm entfernte. Du weißt, was es bei uns für Kämpfe gekostet hat, bis die Eltern einwilligten, dass ich dich mit mir nahm. Und doch waren wir schon verlobt, ehe wir wussten, dass wir hierhergehen würden. Hätten die Eltern das vorher gewusst, sie hätten mir wohl glatt ihre Einwilligung zu unserm Bunde versagt.«

Unsicher sah Dora ihn an.

»Ich tue ja auch nichts dazu, Harry, aber freuen würde es mich doch riesig, wenn aus ihnen ein Paar würde. Und Waltraut gefällt es so gut hier. Bei ihren und Jans Vermögensverhältnissen könnten sie sich ja oft genug eine Europareise gestatten. Aber wie gesagt, ich verspreche dir, den Dingen ihren Lauf zu lassen.«

»Weiter will ich ja nichts, Dorle!«

Und Dora hielt Wort, wenn sie auch gar zu gern ein wenig nachgeholfen hätte, sobald sie Jans sehnsüchtige Blicke sah, mit denen er Waltraut verfolgte. Dass sie zuweilen abgerufen wurde und dann beide infolge ihres Fortgehens allein zurückbleiben mussten, konnte Dora doch niemand zum Vorwurf machen.

Als man also am nächsten Sonntag nach Larina fuhr, hatte Waltraut noch keine Zeit gefunden, an Rudolf zu schreiben, vielleicht auch hatte sie sich noch nicht dazu aufraffen können, obwohl bei ihr feststand, dass es geschehen müsse.

Jan kam ihnen schon unterwegs im Auto entgegen, er hatte es einfach nicht mehr aushalten können zu warten. Als sie am Werkmeester’schen Bungalow vorfuhren, stand Hendrik Werkmeester auf der Veranda und kam schnell herab, um seine Gäste zu begrüßen und ihnen beim Aussteigen zu helfen. Die Damen zogen sich gleich zurück, um sich zu erfrischen und Toilette zu machen. Sie hatten alles Nötige mitgebracht. Auch die Herren erfrischten sich und kleideten sich um, und eine Stunde darauf saß man bei Tische.

Auch die innere Ausstattung dieses Bungalows erinnerte sehr an die des Schlüter’schen, aber es fehlte sichtlich an der verschönernden Hand einer Hausfrau. Es war alles sehr praktisch, sehr zweckmäßig und sauber. Auch war alles vorhanden, was nötig war, und Möbel und Geräte waren entschieden kostbarer als bei Schlüters, aber irgendetwas fehlte doch, man merkte, dass es ein Junggesellenhaushalt war. Die Speisen waren jedoch vorzüglich zubereitet. Es gab verschiedene Gänge, und zu jedem Gang wurde Reis gereicht, der in einer silbernen Schüssel auf einem silbernen Rechaud im Wasserbad stand, damit er immer heiß bliebe. Gewissermaßen vertrat der Reis die in Deutschland üblichen Kartoffelgerichte.

Zahlreiche Dienerschaft war in Larina ebenfalls angestellt. Alle trugen weiße Leinenanzüge und ein weißes Band um die Stirn. Es war interessant zu beobachten, mit welcher Anmut und mit welchem Geschick die Diener servierten.

Eine angeregte Unterhaltung herrschte bei Tisch. Hendrik Werkmeester und der Justizrat plauderten über die politischen Zustände in Deutschland, über die Hendrik Werkmeester außerordentlich gut informiert war. Aber immer wieder sah der Hausherr zu Waltraut hinüber, die heute in großer Toilette war und ein entzückendes mattblaues Kleid aus weichem Seidenkrepp trug, das reich mit kleinen Wachsperlen bestickt war.

Dora hatte dies Kleid sehr bewundert und Waltraut geraten, es mit nach Larina zu nehmen.

»Da wir uns dort erst ankleiden, kannst du es ruhig riskieren, und du wirst großen Effekt machen mit dieser Toilette. Ich werde ebenfalls, Mijnheer Werkmeester zu Ehren, mein hübschestes Kleid anziehen. Mutterle hat mir ja durch Vater einige reizende Kleider mitgeschickt.«

So hatte sie gesagt. Und sie hatte ein Kleid von ganz zarter, jadegrüner Seide angezogen, das zu ihren dunklen Augen und ihrem kastanienbraunen Haar vortrefflich passte. Die beiden jungen Damen waren ein sehr erfreulicher Anblick für die Herren, die wieder ihre weißen Tropenanzüge trugen, die hier den Smoking ersetzten. Und gerade zwischen diesem etwas eintönigen Weiß wirkten die zarten Farben der Damenkleider belebend.

Auch heute wollte sich Hendrik Werkmeester nach Tisch wieder mit Waltraut absondern und sie in ein Gespräch ziehen, aber sie bat ihn mit so dringender Sorgsamkeit, sich erst ein Stündchen Ruhe zu gönnen, dass er gehorchen musste, obwohl er nicht gern von ihrer Seite wich. Dafür belegte er sie dann zur Teestunde mit Beschlag. Er setzte sich so, dass Waltraut ihren Platz zwischen ihm und Jan hatte, und während der lebhaften Unterhaltung, die am Teetisch geführt wurde, fragte er Waltraut anscheinend leichthin:

»Haben Sie nicht Fotografien aus Ihrer Heimat mitgebracht, Fräulein Roland? Wir Hinterwäldler interessieren uns sehr für alles Europäische, und ich muss auch gestehen, was Sie mir von Ihren Angehörigen erzählt haben, ließ den Wunsch in mir aufkommen, sie wenigstens auf einem Bild zu sehen.«

Waltraut nickte ihm lächelnd zu.

»Ein ganzes Album habe ich mitgebracht, allerdings nur eigene Aufnahmen. Ich will auch hier Aufnahmen machen. Ich habe meinen ganzen Vorrat davon mitgebracht, weil ich Dora damit eine Freude machen wollte.«

»Darf ich mir dies Album gelegentlich auch ansehen?«

»Aber gewiss, Mijnheer Werkmeester, wenn es Sie interessiert. Sie werden hoffentlich bald wieder nach Saorda kommen.«

»Gut, ich werde kommen und Sie dann an Ihr Versprechen erinnern.«

Jan war ein wenig eifersüchtig, dass der Vater Waltraut so viel in Anspruch nahm, und fragte nun ungeduldig, ob er ihr nicht die Einrichtung des Hauses zeigen dürfe. Sie müsse sich doch ordentlich umsehen. Dabei sah er sie so flehend an, dass sie nicht die Kraft fand, ihn abzuweisen, und sich etwas befangen erhob, um ihm zu folgen. Er merkte ihre Befangenheit, und das befähigte ihn, sich ihr, während sie durch das ganze Haus gingen, das noch geräumiger war als das Schlüter’sche, ganz ruhig zu zeigen. Er forschte sie nur gründlich aus, was ihr in diesem Hause gefiele und was sie daran auszusetzen hätte. Während er ihr eine wunderbare Waffensammlung zeigte, sagte er:

»Sie haben an meinem Vater eine große Eroberung gemacht, Fräulein Roland. Er ist Ihr begeisterter Verehrer geworden.«

Sie sah ihn schelmisch an.

»Verehrer in dem ehrwürdigen Alter Ihres Herrn Vaters kann man sich wohl gefallen lassen.«

»Jüngere nicht?«, fragte er seufzend.

Sie zwang sich zu einem Lachen.

»Nein, die werden leicht zu übermütig.«

»Ach lieber Gott, Sie wissen ihnen den Übermut schon auszutreiben und sie ganz schüchtern zu machen.«

Schnell ging sie auf ein anderes Thema über.

»Wenn ich Ihrem Herrn Vater sympathisch bin, dann beruht das auf Gegenseitigkeit. Ich muss gestehen, dass ich noch nie einen alten Herrn kennengelernt habe, der in mir ein so großes und warmes Interesse geweckt hat wie er. Aber darf ich Ihnen einmal etwas sehr Ernstes sagen, was Sie vielleicht betrüben wird?«

Er sah sie unruhig an.

»Von Ihnen kann mich nur eins betrüben, und das hoffe ich nie zu hören. Also bitte, sprechen Sie.«

»Ich muss Ihnen sagen, dass Ihr Herr Vater vielleicht doch nicht mehr so rüstig ist, wie er sich den Anschein gibt. Er wird zuweilen erschreckend blass, und seine Augen blicken dann matt und trübe. Müsste er nicht bald wieder einen Klimawechsel vornehmen? Oder wollen Sie nicht dafür sorgen, dass er einen tüchtigen Arzt konsultiert? Sie müssen mir verzeihen, dass ich darüber mit Ihnen spreche, Ihr Vater wünscht das gewiss nicht, aber ein Fremder sieht zuweilen mehr als ein Angehöriger.«

Er küsste dankbar und innig ihre Hand.

»Es ist sehr gütig von Ihnen, sich um meines Vaters Wohlsein zu kümmern. Aber ich kenne diese Anfälle schon, solange ich denken kann. Und er behauptet, dass es damit nichts auf sich hat, ich merke auch nicht, dass seine körperlichen Kräfte dadurch abnehmen. Gottlob ist er noch sehr kräftig und rüstig. Ich bin zu der Ansicht gekommen, dass diese kleinen Anfälle auf einer seelischen Depression basieren. Mein Vater muss in seiner Vergangenheit sehr Schweres und Bedrückendes erlebt haben. Nie spricht er mit mir davon, hat mir nur gesagt, dass ich nach seinem Tode in einem Tagebuch alles verzeichnet finden würde, worüber er nicht sprechen möge. Ich weiß, ich würde ihn nur quälen, wollte ich ihn auszuforschen suchen. Deshalb berühre ich dies Thema nie mehr. Wenn ich ihm jetzt wegen seiner Gesundheit Vorhaltungen machen würde, würde er mich ruhig und bestimmt abwehren, würde mir vielleicht lächelnd ein Kraftstück zeigen zum Beweise, wie viel Kräfte er noch hat, aber damit wäre die Sache für ihn erledigt. So lieb mich mein Vater auch hat und so offen er auch sonst alles mit mir bespricht, einen Punkt gibt es, an den ich nicht rühren darf. Ich würde mir vielleicht mehr Kopfschmerzen darüber machen, aber meine Mutter, die um sein Geheimnis wusste, sagte mir kurze Zeit vor ihrem Tode: Vater hat einmal in seinem Leben schwere Sorgen zu tragen gehabt, hat sich von diesen Sorgen so niederdrücken lassen, dass er eine Torheit beging. Das quält ihn noch, mein Junge, und du musst ihn gewähren lassen. Er hat mir alles gebeichtet, schon ehe wir uns heirateten, und ich habe trotzdem mein Geschick vertrauensvoll in seine Hände gelegt und habe es nie zu bereuen gehabt. Aber er selbst will sich nicht freisprechen von dieser Torheit. Manche Menschen hängen an ihren Sorgen und Kümmernissen mehr als an allen Freuden, und so ein Mensch ist dein Vater. Aber du wirst ihn immer liebenswert finden, auch wenn du einmal alles weißt, was auf ihm gelastet hat. So sprach meine Mutter, und darum weiß ich, dass ich meinem Vater seine Sorgen lassen muss.«

Waltraut nickte vor sich hin.

»Ähnliches habe ich an meinem Vater gefunden. Auch er quält sich mit schweren Erinnerungen an ein Erlebnis seiner Jugend.«

Und sie musste plötzlich wieder an das Gelöbnis ihres Vaters denken. Das legte sich ihr beklemmend aufs Herz. Was hatte den Vater nur bewegen können, solch ein Gelübde abzulegen? Würde es den Vater sehr schwer treffen, wenn sie es ihm unmöglich machte, dies Gelübde zu halten? Aber sie konnte Rudolf nicht heiraten, nein, um keinen Preis, es ging nicht.

Jan hob mit einem tiefen Atemzug den Kopf.

»Jedenfalls danke ich Ihnen sehr herzlich, dass Sie sich um meinen Vater sorgten, das war sehr lieb und gütig von Ihnen, und ich will ihn im Auge behalten. Aber nun dürfen wir nicht mehr von so ernsten Dingen reden, ganz blass sind Sie geworden, das darf nicht sein.«

Und er bemühte sich, Waltraut wieder aufzuheitern, und da er darin eine große Übung hatte, weil er Harry so oft hatte helfen müssen, seine Frau aufzuheitern, gelang es ihm bald, und sie kehrten nach einer Weile in bester Stimmung zu den anderen zurück. Aber Waltraut hatte nun den festen Entschluss gefasst, spätestens morgen an Rudolf zu schreiben, sie musste es tun, durfte es nicht länger hinausschieben. Rudolf musste helfen, denn sie liebte Jan, liebte ihn mit aller Kraft ihres Herzens und – er durfte nicht unglücklich werden durch sie. Denn er würde unglücklich werden, wenn sie ihm sagen musste, dass sie an einen anderen Mann gebunden sei. Frei musste sie sein, frei für ihn.

Rudolf Werkmeister war in einer ähnlich schweren Lage wie Waltraut. Lore Lenz war ihm von Tag zu Tag lieber geworden, und doch musste er seine Gefühle fest in sich verschließen. Ihm blieb nicht einmal die Hoffnung, Waltraut sein Herz auszuschütten und sie bitten zu können, ihn freizugeben. Denn ihm erschien es unmöglich, dass er seine Verlobung lösen könne, weil er annehmen musste, dass sich Waltraut schon mit dem Gedanken vertraut gemacht haben könne, seine Frau zu werden. Ihr jetzt zu sagen: Es ist ausgeschlossen, dass ich dich heirate, das erschien ihm roh und undankbar. Wie es sein Pflegevater aufnehmen würde, wenn er ihm die Wahrheit enthüllte, daran wagte er gar nicht zu denken. Es gibt unüberwindbare Hindernisse auch für den entschlossensten und stärksten Mann. Georg Roland zu sagen, er müsse sein Wort zurücknehmen, dass er Waltraut, die ihm doch ihr Jawort gegeben hatte, nicht heiraten könne, das war ein solches Hindernis für Rudolf. Denn mehr, als Georg Roland zu betrüben, fürchtete er sich davor, die geliebte Schwester zu verletzen. Auch dem Vater konnte er das nicht antun. So viel Dank war er ihm schuldig. Sollte er ihm diesen Dank nun dadurch abstatten, dass er ihm sagte: Ich mag deine Tochter nicht zur Frau, weil ich eine andere liebe? Sollte er vor allen Dingen Waltraut, die sich wohl inzwischen schon anders zu ihm eingestellt hatte, zurückweisen?

Dass Waltraut reich war, dass seine Verbindung mit ihr ihm ein bedeutendes Erbe sichern würde, zählte bei Rudolf so wenig wie der Umstand, dass Lore arm war. Er hatte nie mit diesem Erbe gerechnet, war froh und glücklich gewesen, als ihm der Vater eine Stellung gab, durch die er sein Brot selber verdiente. Freilich, nur auf sein Gehalt angewiesen, musste sein Leben ein völlig anderes werden. Das wusste er, und deshalb hatte er früher nie an eine Heirat gedacht, höchstens an eine Ehe mit einer Frau, die so gestellt war, dass sie sich alle Annehmlichkeiten selber finanzieren konnte. Da ihm auch dieser Gedanke nie sympathisch gewesen war, hatte er den Gedanken an eine Ehe immer weit von sich gewiesen. Jetzt hätte es ihn aber nicht mehr geschreckt, sich mit einer armen Frau zu verbinden, jetzt, seit er Lore Lenz kannte. Sie war anspruchslos genug, um sich in ein bescheidenes Los zu fügen, und mit ihr zusammen hätte er freudig den Daseinskampf aufgenommen. Er hatte genug gelernt, um jederzeit auch in einem anderen Betrieb eine gute, führende Stellung zu erhalten, falls ihn der Vater verstoßen hätte. Aber die Dankbarkeit hielt ihn mit starken Banden, davon kam er nicht los.

Er machte vergebliche Versuche, die Liebe zu Lore Lenz aus seinem Herzen zu reißen, versuchte ihr auszuweichen, sprach nicht mehr mit ihr, wenn er durch das Vorzimmer seines Vaters gehen musste, und wappnete sich gegen ihr blasses Gesicht, ihre traurigen Augen – es nutzte alles nichts. Hatte er sich eine Weile mit dieser Zurückhaltung selbst gequält, zog es ihn mit doppelter Gewalt zu ihr hin. Alle diese seelischen Kämpfe brachten ihn schließlich in eine Verfassung, die seinem Pflegevater auffiel. Eines Tages sagte er zu ihm:

»Du siehst miserabel aus, mein Sohn, was ist mit dir? Du fühlst dich doch nicht krank?«

Rudolf nahm sich zusammen.

»Es ist nichts, Vater, ich habe ein wenig zu viel zu tun gehabt in der letzten Zeit und schlecht geschlafen. Das wird schon wieder besser werden.«

Besorgt sah ihn der alte Herr an.

»Nun ja, die Geschäfte wachsen einem manchmal über den Kopf. Ich merke das jetzt nur nicht so, weil ich Fräulein Lenz zur Hilfe habe. Aber ich will dir was sagen – fahre ein paar Tage in den Schnee, das frischt schnell auf. Der Wintersport ist schon überall im Gange.«

Das war vierzehn Tage vor Weihnachten. Die beiden Herren hatten sich gegenseitig nicht eingestanden, wie nüchtern und trostlos ihnen ein Weihnachtsfest ohne Waltraut vorkommen würde.

Rudolf griff nach dem Angebot, in den Schnee fahren zu dürfen, wie nach einem Rettungsanker. Ja, einige Tage fort – aus der Nähe von Lore Lenz, hinaus in die freie Natur, das musste guttun. Dort würde er vielleicht mit seinen Gefühlen fertigwerden. Er hatte sogar schon mit dem Gedanken gespielt, Lore Lenz aus ihrer Stellung zu entlassen, ihr irgendwo anders eine gute Stellung zu verschaffen, aber das war aussichtslos, der Vater würde sie nicht fortlassen, es sei denn, er sagte ihm, warum er sie forthaben wollte. Und das ging nicht an. Musste doch Rudolf immer wieder anhören, wie der Vater Lore Lenz lobte. Er wollte ihr eine besondere Gratifikation zu Weihnachten geben.

Das Schlimmste war für Rudolf, dass er mit ansehen musste, wie Lore immer blasser und trauriger wurde. Sie war befangen und bedrückt, wenn er eintrat. Er wusste ja, fühlte es, dass Lore ihn liebte, wie er sie liebte, und dass er ihr immer kühler und reservierter gegenübertreten musste, quälte nicht nur ihn, sondern auch sie.

So sah er die Fahrt in den Schnee als eine letzte Rettung an. Er fuhr davon, ohne sich von Lore zu verabschieden. Sie erfuhr es erst von Georg Roland, als er schon abgereist war. Und da wurde sie noch blasser, biss aber die Zähne zusammen. Die arme Lore hatte ihr Herz rettungslos an Rudolf verloren, und wenn ihre Liebe auch wunschlos und still war, so quälte es sie doch namenlos, dass Rudolf jetzt nie mehr ein freundliches Wort für sie hatte. Er sah an ihr vorbei, als sei sie nicht vorhanden. Und war er doch einmal geschäftlich gezwungen, das Wort an sie zu richten, so geschah es in einer kalten, formellen Art. Sah sie ihn dann hilflos an, dann wurde er noch formeller, weil er sich zu verlieren drohte. Denn er konnte sich kaum dagegen wehren, sie in seine Arme zu nehmen und herzhaft zu küssen.

Rudolf hatte sich also einige Tage im Schnee getummelt, hatte sich bis zum Umsinken ermüdet, um nachts schlafen zu können, und alles getan, um Lore zu vergessen oder doch wenigstens ruhig an sie zu denken. Der Erfolg war, dass ihm die Sehnsucht nach ihr immer schmerzhafter im Herzen brannte. Körperlich erfrischt, aber seelisch noch mehr krank, kam er wieder nach Hause, voll bebender Sehnsucht nach Lores Anblick. Er fuhr zuerst zu der Villa seines Pflegevaters. In seinem Zimmer fand er einen Brief von Waltraut. Er lag auf seinem Schreibtisch; schon vor zwei Tagen war er angekommen.

Er erkannte die Schrift sofort, auch die Briefmarke verriet, woher der Brief kam. Mit erblassendem Gesicht sah er darauf nieder. Was würde dieser Brief enthalten? Waltraut hatte doch selbst bestimmt, dass sie einander nicht schreiben wollten. Weshalb tat sie es dennoch? Sie musste doch wohl eine besondere Veranlassung dazu haben.

Er fiel schwer in den Sessel, der vor seinem Schreibtisch stand, und öffnete endlich den Brief. Er las:

»Mein lieber, lieber Bruder Rudolf! Ja, Rudolf, ich kann Dich nicht anders nennen. Nie, niemals kann ich einen anderen Namen für Dich finden, das weiß ich jetzt. Du bist mein Bruder, bist es immer gewesen und sollst es immer und immer bleiben. Ich kann Deine Frau nicht werden, Rudolf; ich weiß nicht, wie ich dareinwilligen konnte, mich mit Dir zu verloben. Erst dachte ich freilich, ich könnte mich zwingen, Vater zuliebe wollte ich es tun, und ich merkte, dass Du Dich aus dem gleichen Grunde ebenfalls zwingen wolltest. Aber, mein lieber, guter Bruder, wir haben uns damit beide gegen unsere innerste Natur gewehrt. Das weiß ich jetzt, Rudolf, es ist mir klar geworden, täglich klarer, weil ich jetzt weiß, wie eine Frau den Mann zu lieben hat, der ihr Gatte werden soll. Ja, Rudolf, ich komme vertrauensvoll zu Dir in meiner Herzensnot, wie ich immer zu Dir kam, wenn ich Hilfe brauchte. Du musst mir helfen, Rudolf, ich bitte Dich darum. Ich liebe einen andern, ja, da steht es, ich liebe ihn mit aller Innigkeit meines Herzens, und wenn ich auch niemals seine Frau werden könnte, könnte ich doch auch nie die Frau eines anderen Mannes werden. Er hat mir noch mit keinem Wort gesagt, dass er mich wiederliebt, aber ich weiß es doch, so etwas fühlt man, ohne dass es ausgesprochen zu werden braucht. Das musste ich Dir beichten, Rudolf, damit Du, um Gottes willen, nicht andere Gefühle als bisher in Deinem Herzen für mich aufkeimen lässt. Aber das brauche ich nicht zu fürchten, so wenig ich in Dir etwas anderes sehen kann als meinen lieben Bruder, so wenig wirst Du je in mir etwas anderes sehen können als eine Schwester. Hilf mir, lieber, lieber Rudolf, wie Du mir oft geholfen hast. Und vor allen Dingen schreibe mir sofort, dass Du mich freigibst, dass Du einverstanden bist, dass unser Verlöbnis, das wir nicht freiwillig schlossen, gelöst ist. Wie wir es Vater beibringen wollen, das werden wir erst später besprechen. Jetzt bitte ich Dich nur um meine Freiheit, gib mir mein Wort zurück und sage mir, dass Du mir nicht zürnst und dass Du mich verstehst. Ich will ja gern mein Erbe mit Dir teilen, aber auf andere Art. Vater muss begreifen lernen, dass man nicht gegen seine Natur kann. Bitte, bitte, lasse mich nicht lange auf Antwort warten. Wie Vater es aufnehmen wird, daran wage ich noch gar nicht zu denken, aber nicht wahr, er kann mich doch nicht zwingen, etwas zu tun, was ich als unmöglich empfinde? Geschwister dürfen sich doch auch nicht heiraten, und wir sind Geschwister, wenn auch nicht blutsverwandt, so doch in unserem ganzen Wesen. Hoffentlich hat sich das inzwischen bei Dir nicht geändert, das wäre furchtbar. Beruhige mich, lieber, guter Rudolf, schreibe mir sofort, dass Du mich freigibst und in mir nach wie vor nur Deine Schwester siehst, wie ich in Dir nur meinen Bruder sehe. Sollte Vater diesen Brief an Dich bemerkt haben, so wirst Du ihm vorläufig eine ausweichende Antwort geben. Wenn ich wieder an Dich schreibe, adressiere ich lieber an den Klub. Frage also dort immer nach Post für Dich. Und nun behüt Dich Gott, mein lieber Bruder, und erlöse uns bald von großer Angst und Qual

Deine treue Schwester Waltraut.«

Rudolf atmete auf, wie von einer großen Last befreit, als er diesen Brief gelesen hatte. Ihm war, als sei ein schwerer Stein von seinem Herzen gefallen. Ganz leicht und frei war ihm nun plötzlich zumute. Er streichelte Waltrauts Brief.

Schwesterchen, liebes kleines Schwesterchen, gottlob, dass du nur meine Schwester bist und bleiben willst. Gottlob, nun kann noch alles gut werden. Wenn ich auch für dich mitkämpfen muss, werde ich es schaffen. Du sollst ganz gewiss nicht unglücklich werden, und nun darf auch ich an mein Glück denken.

Er sprang auf und reckte sich, wie von einer schweren Belastung befreit.

Sogleich setzte er sich dann wieder hin, um Waltrauts Brief sofort zu beantworten. Er schrieb ihr, was ihm sein Herz eingab, einen lieben, brüderlichen Brief, der sie beruhigen und ihr Mut machen sollte. Als er gerade fertig war, hörte er den Vater heimkommen. Schnell steckte er seinen und Waltrauts Brief zu sich. Den Ersteren wollte er nachher gleich zur Post geben. Dann lief er mit großen Sätzen hinunter, um den Vater zu begrüßen. Dieser fing ihn in seinen Armen auf.

»Da bist du ja schon wieder, mein Sohn, und gottlob, du siehst wieder hell und frisch aus den Augen. Ja, die Jugend, da renkt sich alles schnell wieder ein. Der Ausflug in den Schnee ist dir glänzend bekommen.«

Rudolf dachte, dass der Schnee ihm nicht geholfen habe, sondern nur Waltrauts Brief. Aber er sagte:

»Herrlich war es, Vater. Du solltest auch mal wieder in die Berge gehen.«

Georg Rolands Blick verdüsterte sich.

»Nein, nie wieder! Nie bin ich wieder in den Bergen gewesen seit deines Vaters Tode. Und nie wieder werde ich in die Berge gehen.«

»Vielleicht würdest du gerade dort deinen inneren Gleichmut wiederfinden. Kannst du denn nicht über diese Erinnerung hinwegkommen?«

»Nein, ich kann nicht. Aber lassen wir das, erzähle, was hast du für Touren gemacht?«

Rudolf erzählte. Sie waren zu Tisch gegangen und speisten zusammen. Rudolf war so lebhaft und heiter wie seit langer Zeit nicht. Wie gern hätte er nach Lore Lenz gefragt, aber er wagte es nicht, um sich nicht zu verraten. Aber der Vater kam von selber auf sie zu sprechen.

»Du hast mir sehr gefehlt, Rudolf, ich bin froh, dass du wieder da bist. Die ganz einsamen Mahlzeiten hier zu Hause waren wirklich nicht schön. Im Geschäft, da ging es noch, da hatte ich Fräulein Lenz. Sie ist ein prachtvolles Geschöpf, es war, als ahnte sie, dass ich mich einsam fühlte. Wir haben viel von dir gesprochen. Auch von Waltraut habe ich ihr erzählt. Ich erhielt einen sehr ausführlichen Brief von Waltraut.«

»Du hast Nachricht von Waltraut?«, fragte Rudolf gespannt.

»Ja, ich habe dir den Brief aufgehoben, wenn du ihn lesen willst. Sie schreibt sehr begeistert von Ceylon im Allgemeinen und von Saorda im Besonderen. Es ist ihr erster ausführlicher Bericht, ich erhielt außer ihrem Ankunftstelegramm nur noch einen kurzen Brief, in dem sie mir ausführlichere Nachricht versprach, die ja nun eingetroffen ist. Sie lässt dich natürlich herzlich grüßen.«

»Ich danke dir, Vater. Wenn du an Waltraut schreibst, grüße sie bitte auch von mir sehr herzlich. Also, Fräulein Lenz hat dir ein wenig über deine Vereinsamung hinweggeholfen?«

»Ja, sie versteht es, einen so verständnisvoll und teilnehmend anzusehen, wenn man mit ihr plaudert. Ich machte kein Hehl aus meiner Sorge um dich, weil du so nervös und blass aussahst. Und da hat sie wahrhaftig gleich wieder feuchte Augen bekommen. Sie hat mich dann sehr lieb und verständnisvoll getröstet, und ich merkte, dass es ihr aus dem Herzen kam. Ihre Stimme klingt dann immer so warm und erinnert mich an die Waltrauts. Wie gesagt, sie ist ein prachtvolles Geschöpf.«

Rudolf wäre dem Vater am liebsten um den Hals gefallen. Sie plauderten noch ein Weilchen, dann zog sich Georg Roland zu seinem Mittagsschläfchen zurück. Rudolf aber sagte ihm, dass er gleich ins Geschäft fahren wolle, da er viel Arbeit nachzuholen haben würde.

»Das wird nicht schlimm sein, Rudolf, Fräulein Lenz hat sich einfach von mir die Erlaubnis ausgebeten, einen Teil deiner Arbeit, soweit sie das konnte, zu erledigen. Und natürlich hat sie sich auch da ganz famos hineingefunden. Immerhin waren einige Dinge dabei, die du unbedingt selbst erledigen musst. Deshalb will ich dich nicht aufhalten, fahre ruhig ins Geschäft und schicke mir den Wagen zurück.«

Herz-Sammelband: Hedwig Courths-Mahler Liebesromane (Teil III)

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