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Fünfzehntes Kapitel

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Inhaltsverzeichnis

Jan und Waltraut fühlten sich im Pavillon unter dem Schutz der breitästigen Teakbäume vor fremden Augen sicher. Ohne Umstände nahm Jan sein Glück in die Arme. Sie sahen sich lange in die Augen und küssten sich dann, wie eben nur zwei Menschen sich küssen, die endlich nach langem Harren eine Gelegenheit dazu finden. Waltraut lag ganz still in Jans Armen, fühlte nichts als das grenzenlose Glück, zu lieben und geliebt zu werden, und vergaß alles Bangen und Zagen. Als Jan seinen ersten heißen Durst an Waltrauts Lippen gestillt hatte, sagte er aufatmend:

»So, mein süßes Herz, nun sind wir doch erst mal richtig verlobt, nun weiß man doch, wozu man eine Braut hat.«

»Ach, Jan, noch haben wir Vaters Zustimmung nicht.«

»Das ist nicht so wichtig wie das, dass du an Rudolf nicht mehr gebunden bist und dass wir zwei uns einig sind, nicht voneinander zu lassen. Mit Gewalt kann euch euer Vater nicht zwingen, euch zu heiraten, und wenn er erst eingesehen hat, dass ihr fest bei eurer Weigerung bleibt, dann wird er auch einsehen, dass seine Tochter einen andern Mann bekommen muss. Und dazu bin ich doch dann der Nächste, nicht wahr?«

Sie musste über sein drolliges Gesicht lachen, wurde aber gleich wieder ernst.

»Wenn Vater nur nicht so hart und unbeugsam wäre, Jan.«

Er klopfte an seine Stirn.

»Ich habe auch einen harten Schädel, Liebling, schließlich wird er doch nachgeben müssen, denn wir sind drei gegen einen, du, Rudolf und ich gegen deinen Vater. Und diese Lore Lenz wird uns eventuell auch zur Seite stehen, und mein Vater natürlich auch. Sollen wir uns da fürchten, meine Waltraut? Wir haben auf jeden Fall die besseren Karten. Sieh nicht so sorgenvoll aus, gib mir lieber noch einen Kuss.«

Er küsste sie wieder nach Herzenslust, und sein Gesicht wurde immer strahlender.

Und dann malte er ihr aus, wie schön es sein würde, wenn sie erst in Larina als Mann und Frau wohnen würden.

»Es soll alles nach deinem Geschmack hergerichtet werden, ich habe alles notiert, was deiner Ansicht nach in Larina noch fehlt. Alles soll ganz so werden, wie du es haben willst, das lassen wir alles herrichten, während wir fort sind.«

»Aber, Jan, darüber hat doch dein Vater zu bestimmen.«

Er schüttelte lachend den Kopf.

»Nein, Waltraut, Larina gehört mir ganz allein, ich habe es von meinem Großvater geerbt.«

Und er malte ihr alles im schönsten Lichte.

»Ach, Jan, das klingt alles so wunderschön! Larina gefällt mir, so wie es ist, sehr gut. Es fehlt nur noch ein wenig Farbe und Behagen, wie es eben nur Frauenhände schaffen können, so wie hier in Saorda. Das kommt alles von selbst, wenn ich wirklich erst deine Frau bin. Es soll unsere kleinste Sorge sein.«

»Oh, ich werde einfach Frau Dora bitten, in unserer Abwesenheit Larina nach ihren Angaben verschönern zu lassen. Das wird sie großartig machen, wenn wir sie darum bitten. Und der alte Bungalow soll ebenfalls recht behaglich eingerichtet werden, damit Vater sich darin wohlfühlen kann. Wenn alles gut geht, werden wir gleich in Hamburg Hochzeit halten, und dann machen wir unsere Hochzeitsreise zurück nach Ceylon.«

Sie legte ihm die Hand auf den Mund.

»Nicht zu rasch, Jan!«

»Willst du mich vielleicht noch lange schmachten lassen? So hartherzig wirst du doch nicht sein?«

Sie schüttelte errötend den Kopf.

»Ach, ich? Jan, wenn es nach mir ginge, würde ich heute noch deine Frau!«

Er presste sie an sich.

»Liebling, dafür muss ich dich küssen! Wäre das herrlich! Ich wäre auch dabei, auf der Stelle. Aber leider geht das nicht. Versprich mir nur, dass du nichts tun willst, um den Termin unserer Hochzeit hinauszuschieben.«

Sie musste über seinen drolligen Eifer lachen.

»Das verspreche ich dir nur zu gern. Du lieber, lieber Mensch, wie glücklich könnten wir sein, wenn Vater nicht als drohende Wolke an unserem Glückshimmel stehen würde.«

»Nun, diese Wolke wird sich entladen, es wird ein wenig blitzen und donnern, vielleicht hagelt es auch ein wenig, und ein tüchtiger Platzregen ist uns sicher, aber das werden wir alles überstehen.«

»Wenn es nur nicht einschlägt in unser Glück!«

Er küsste ihre bangen Augen.

»Hab’ nur ein bisschen Mut, Liebste, dann hilft uns der liebe Gott bestimmt. Verzagte Menschen mag er nicht leiden.«

Sie hatten sich noch viel zu sagen, und eine Stunde war längst herum, als sie wieder ins Haus zurückkamen. Sie staunten über die Festvorbereitungen, die Schlüters inzwischen getroffen hatten. Im Speisezimmer war die Tafel wunderschön gedeckt und mit Blumen geschmückt. Die Plätze des Brautpaares waren mit Girlanden umwunden und zusammengebunden.

»Und einen Festschmaus gibt es, Kinder, dass mir das Wasser schon im Munde zusammengelaufen ist. Dora hat die Prachtstücke aus ihrer Speisekammer gestiftet, ihr werdet staunen«, sagte Harry vergnügt.

Waltraut und Jan belagerten nun Frau Dora gleich mit ihren Wünschen wegen der Ausschmückung von Jans Bungalow.

»Sie müssen sich von Waltraut nur sagen lassen, wie sie alles haben will, Frau Dora«, sagte Jan.

Waltraut sah Dora ein wenig beklommen an.

»Ist das nicht sehr viel, was Jan verlangt, Dora?«

Diese lachte und umarmte Waltraut herzlich.

»Das kommt mir sehr gelegen, so habe ich doch etwas zu tun, womit ich mir die Langeweile vertreibe, solange ihr fort seid. So komme ich am besten über den Trennungsschmerz hinweg. Reizend soll es werden in Larina, ich werde meiner blühenden Fantasie ungehemmt die Zügel schießen lassen können, denn bei Jans Reichtum brauche ich nicht zu sparen. Ich habe doch freie Hand, Jan?«

»Selbstverständlich, Frau Dora, lassen Sie sich alles Nötige aus Colombo kommen. Die nötigen Handwerker kommen dann aus Kandy. Schaffen Sie für meine Waltraut ein Märchenreich.«

Und sie besprachen schon heute eifrig, was alles verschönert werden müsse. Dora war voll Feuereifer. Und Jan konnte sich nicht genug tun.

»Es muss alles so reizend werden, Frau Dora, dass sich Waltraut nie fortsehnt. Nirgends auf der Welt soll es ihr besser gefallen als in Larina. Ich lege alles vertrauensvoll in Ihre Hände. Und du, mein lieber Harry, sollst auch nicht zu kurz kommen, du musst auf unseren Plantagen zuweilen nach dem Rechten sehen, damit die Leute wissen, dass sie kontrolliert werden. Dafür übernehme ich dann nächstes Jahr, wenn du mit deiner Frau nach Deutschland gehst, die Aufsicht über Saorda.«

»Das ist doch selbstverständlich, darüber mache dir keine Sorge.«

In heiterster Stimmung wurde das wirklich exquisite Festmahl eingenommen. Jan ließ es gar nicht mehr dazu kommen, dass Waltraut in sorgenvolle Stimmung verfiel. Wenn er auch selbst gar nicht so überzeugt war, dass alles glattgehen würde, so suchte er doch Waltraut das einzureden. Und Schlüters unterstützten ihn nach Kräften. Jan brach aber heute zeitiger auf als sonst, er wollte seinen Vater noch sprechen, ehe dieser zur Ruhe ging.

Nach einem innigen Abschied von Waltraut und herzlichem Händedruck von Schlüters entfernte er sich.

Herz-Sammelband: Hedwig Courths-Mahler Liebesromane (Teil III)

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