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Siebzehn

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Wir hatten uns nach ein paar aktionsreichen Stunden irgendwann in eines der kleineren Becken zurückgezogen. Hier war das Wasser einfach viel wärmer und besser geeignet, um sich entspannt an den Rand zu lehnen, trotzdem noch ein bisschen mit den Beinen zu strampeln und die Leute um uns herum zu beobachten. Ich bekam mein dauerhaftes Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht. Es war ein wundervoller Nachmittag gewesen, der lustiger nicht hätte sein können. Auch Brad schien es gefallen zu haben, denn immer wieder strahlte er mich von der Seite an. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so kindische und gleichzeitig so aufregende Stunden mit jemand verbracht hatte, ohne dass ich mich in irgendeiner Weise verstellen oder verstecken musste. Ich war einfach nur ich.

„Du strahlst bis über beide Ohren“, stellte Brad fröhlich fest.

„Ich hatte ja auch einen tollen Tag“, entgegnete ich ihm lächelnd.

„Freut mich, wenn ich dich ein bisschen ablenken konnte.“

„Ablenken ist gut. Ich habe völlig neue und vor allem diabolische Seiten an mir kennengelernt“, kicherte ich und dachte an den kleinen Jungen mit den Segelohren.

„Das müssen wir echt öfter machen. Ich habe das Gefühl, dass das in den letzten Wochen ganz schön nachgelassen hat“, bedauerte er. Ich beobachtete gerade ein Pärchen, das sich direkt vor meiner Nase innig küsste. Man hatte beinahe das Gefühl, Teil ihrer Kusstirade zu sein, so ausladend gaben sie sich ihren Gefühlen hin. Angewidert verzog ich das Gesicht und drehte mich genervt um.

Meine Arme auf dem Beckenrand aufgestützt, vergrub ich nachdenklich den Kopf in meinen Händen und seufzte. „Ich musste eine Menge lernen in der letzten Zeit. Die Klausur und die Hausarbeiten, die ich schreiben muss, lassen mir keine Ruhe. Aber das legt sich sicherlich bald.“ Lag es wirklich nur an der Uni? Oder war ich ihm tatsächlich bewusst aus dem Weg gegangen? Nein, ich hatte nur für die Uni gelernt und mich nicht versteckt.

„Dann hoffen wir mal, dass du die Klausur schaffst, aber da mache ich mir bei dir ja keine Gedanken.“ Brad drehte sich ebenfalls um und legte seine starken Unterarme auf dem Beckenrand ab. „Ich hätte dir ja gestern Bescheid gesagt, dass du mitkommen sollst, aber du hast mich scheinbar nicht gehört“, erklärte er traurig. Fragend sah ich ihn an.

Seine stahlblauen Augen. So blau wie das Wasser, in dem wir uns befanden. Man könnte sich glatt in ihnen verlieren, dachte ich mir. Aber nur, weil sie so wunderschön waren. Das hatte nichts mit Brad an sich zu tun.

„Wohin sollte ich gestern mitkommen? Ich verstehe nicht.“ Verwirrt wischte ich mir eine Haarsträhne zur Seite, die mir in die Stirn gefallen war.

„Na, Daph und ich waren gestern Abend noch was trinken. Ich hatte sie abgeholt und wollte dich fragen, ob du mit möchtest. Aber Daph meinte, dass du dich schon seit dem Spieleabend in deinem Zimmer vergraben hast. Sie erklärte mir, dass das normal bei dir sei, wenn du am Lernen bist“, fügte er noch mit einem leisen Lachen hinzu.

Ja klar, weil ich der Nerd bin, dachte ich.

Ich schluckte kurz und spulte in meinem Kopf zurück. Aber ich konnte mich an nichts erinnern. Weder Brads Gemurmel im Wohnzimmer oder an meiner Zimmertür noch dass Daph mit mir gesprochen hatte. War ich tatsächlich so mit meinen Unisachen beschäftigt gewesen, dass ich gar nicht mitbekam, dass Brad und Daph miteinander ausgingen? Plötzlich sank meine Stimmung auf den Nullpunkt. Daph hatte nichts davon erwähnt. Aber ich hatte sie auch seit gestern nicht mehr gesehen. Am Morgen war ich schnell zur Uni gefahren, ohne sie zu wecken und ihr einen Kaffee ins Zimmer zu bringen.

„Ich scheine euch nicht gehört zu haben“, nuschelte ich stattdessen in mich hinein.

„Na, macht ja nichts. Das haben wir ja heute nachgeholt.“

Daph und Brad gingen miteinander aus, dachte ich nur. Das war völlig okay. Sie waren ja immerhin auch Freunde geworden. Dennoch fühlte es sich wie ein Stein an, der in meinem Magen von einer Seite zur anderen rollte. Es fühlte sich schlichtweg einfach nicht gut an.

„Sally, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, dass du mich mit Daph bekanntgemacht hast. Die Frau ist der Hammer“, hörte ich Brad plötzlich sagen, und ich konnte in seiner Stimme hören, wie fasziniert er von ihr war. Von meiner besten Freundin Daph.

„Das freut mich!“ Ich zwang mich zu lächeln und sah ihn kurz an. Seine Augen leuchteten immer noch so blau. Er war glücklich. Erst kürzlich hatte ich mir gesagt, dass ich es einfach runterschlucken musste, was auch immer da bei mir quer lag. Ich erinnerte mich an Daphs Bitte, Brad zu fragen, was er für sie empfand. Ich hatte ihr versprochen, ihn zu fragen, wenn sich der richtige Zeitpunkt ergeben würde. Jetzt war eigentlich der beste Moment gekommen. Aber aus unerfindlichen Gründen brachte ich es nicht über die Lippen.

„Wirklich Sally. Tausend Dank!“

„Aber ich habe doch gar nichts gemacht.“

„Oh doch. Du hast sie mir vorgestellt. Du hast mich erst auf die Idee gebracht, sie näher kennenzulernen.“

„Tja“, seufzte ich. „Ich bin schon so ein kleiner Amor.“ Obwohl das ironisch gemeint war, brachte ich ein Lächeln zustande und zwang mich, meinen Blick von ihm und seinen leuchtenden Augen zu lösen.

„Ich denke mir, dass da vielleicht mehr draus werden könnte. Weißt du, wir verstehen uns so gut, und der Abend gestern war auch echt super. Sie ist lustig, hübsch und sie hat echt was auf dem Kasten“, schwärmte Brad. Mein Körper versteifte sich mit jedem weiteren Satz. „Wäre das nicht genial? Wir drei? Eine Clique? Ich stelle mir das ziemlich geil vor. Was wir alles unternehmen könnten.“ Ich bemühte mich, freundlich zu bleiben. Es gab ja auch keinen Grund, unhöflich zu sein, oder? Nein! Es war schön, zu sehen, wie Brad strahlte. Es ging ihm gut. Nach all dem, was hinter ihm lag, durfte auch er glücklich sein. Und wenn es sein musste, dann mit Daph. Und ich würde als seine beste Freundin immer an seiner Seite stehen. Freundinnen und Freunde kommen und gehen, aber beste Freunde bleiben für immer … hoffentlich …

***

Nach einer Nacht, die weder erholsam noch entspannt war, wurde ich nicht durch das Licht von draußen geweckt, sondern durch Daph, die sich auf meinem Bett platzierte. „Guten Morgen mein Sonnenschein“, flötete sie mir fröhlich entgegen.

Müde blinzelte ich und bekam nur mühevoll meine Augen auf. „Was willst du?“ Grummelnd wälzte ich mich auf die andere Seite. Durch den wenigen Schlaf, den mir meine kreisenden Gedanken beschert hatten, war ich erst vor wenigen Stunden eingeschlafen und noch unendlich müde.

„Na, ich dachte, wenn ich dich so schon nicht zu Gesicht bekomme, dann zumindest morgens, wo du mir nicht so schnell entwischen kannst. Sieh mal, ich habe dir Kaffee mitgebracht.“ Ihr vergnügtes Geplauder breitete sich wie ein Tinnitus in meinen Ohren aus.

„Gestern Abend bist du gleich wieder in deinem Zimmer verschwunden. Ich habe dich den ganzen Abend nicht gesehen. Ist alles okay bei dir?“

Ich war kaum in der Lage, in meinem müden Zustand meine Gedanken zu sammeln, dennoch drehte ich mich wieder zu ihr und kniff die Augen fragend zusammen. „Ja, warum denn auch nicht?“

„Brad schrieb mir, dass ihr beide gestern unterwegs wart, und danach warst du verschwunden.“

Ich rieb mir leicht genervt die Augen. Ich war einfach noch nicht soweit für solch tiefsinnige Gespräche. „Nachdem ich nach Hause kam, habe ich mich wieder in meine Bücher gestürzt. Du weißt ja, dass ich morgen die Klausur schreibe“, erklärte ich knapp und raffte mich langsam auf. Daph griff direkt nach dem Becher Kaffee, den sie auf meinen Nachttisch abgestellt hatte und drückte ihn mir fürsorglich in die Hand. Dankend nahm ich den warmen Becher entgegen und nahm einen kleinen Schluck, ehe ich ihn wieder auf dem Tisch abstellte. Daph seufzte etwas. Irgendwas gefiel ihr gar nicht, und ich ahnte bereits, dass es etwas mit meinem Rückzugsmanöver zu tun haben könnte.

„Ich vermisse dich, Sall. Wann unternehmen wir mal wieder was zusammen? Nur wir zwei. Mir fehlen unsere Gespräche. Seit ich aus Berlin zurück bin, habe ich das Gefühl, wir sehen uns weniger als vorher.“ Mir entging ihr flehender Ton nicht.

„Aber ich sagte doch schon, dass ich lernen muss. Zurzeit steht bei mir wirklich viel an. Danach sieht es bestimmt wieder besser aus.“

„Da hat ein neues Café aufgemacht. Total niedlich, mit einer kleinen Boutique. Da soll es total coole Klamotten geben, die gar nicht teuer sind. Wir könnten da einen Kaffee trinken, Cupcakes naschen und danach ein bisschen shoppen. So wie früher. Was meinst du?“, fragte sie, als hätte sie meinen Einwand mit der bevorstehenden Klausur gar nicht gehört.

Ich seufzte schwer und warf einen Blick auf meinen Wecker, der sich neben meinem Bett auf dem Nachttisch befand. Wenn ich den Vormittag über büffeln würde, dann könnte ich am Nachmittag tatsächlich ein paar Stunden entbehren und anschließend noch einmal einen letzten Blick in meine Unterlagen werfen. Dann sollte ich gut genug vorbereitet sein.

Nach einem Blick in Daphs fragende Augen nickte ich schließlich resignierend. „Okay, ich schätze, ein paar Stunden Zeit werde ich am Nachmittag wohl haben.“ Daph klatschte aufgeregt in die Hände. Dabei wippten ihre blonden, langen Haare aufgeregt hin und her. „Perfekt! Dann haben wir endlich mal wieder Zeit für unsere Mädchengespräche. Und du musst mir unbedingt erzählen, wie es gestern mit Brad war. Ach übrigens, hat er zufällig irgendwas über mich gesagt?“ Ich stöhnte kurz und schlug die Bettdecke mit einem Ruck zur Seite. „Och Daph. Ich bin kaum wach, da fragst du mich schon wieder wegen Brad aus.“ Lustlos schwang ich die Beine aus dem Bett. Das war definitiv zu früh!

„Naja, ich dachte, dass er vielleicht irgendwas Wichtiges über mich gesagt hat. Und außerdem wolltest du ihn ja auch fragen, was er so über mich denkt. Das hattest du zumindest am Freitag gesagt“, sagte sie kleinlaut zu mir.

„Ja, und ich hätte dir auch schon längst erzählt, wenn es was Neues geben würde“, erklärte ich und klaubte nebenbei ein paar Klamotten vom Fußboden auf, die ich gestern neben dem Bett hatte fallen lassen.

„Hm“, machte sie nur und erhob sich mit merklich gesenktem Kopf vom Bett.

„Ich werde ihn noch fragen“, warf ich etwas zu schnell in den Raum, da sie mir direkt ein bisschen leid tat.

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen sah sie mich an. „Okay, entschuldige bitte, wenn ich dich schon so früh damit nerve.“ Sie wollte gerade aus dem Zimmer verschwinden, da wischte ich kurz mit der Hand in der Luft.

„Schon gut. Also bleibt es bei heute Nachmittag? Sagen wir um zwei Uhr? Bis dahin sollte ich in der Uni fertig sein.“

Sie blieb in der Tür stehen und nickte zustimmend mit deutlich besserer Laune.

„Treffen wir uns dort?“, fragte ich nach, während ich mit einer Socke kämpfte, die herunterzufallen drohte.

„Ja, ich schicke dir später eine Nachricht mit der Adresse. Ich muss die selber noch einmal nachschauen. Wie gesagt, das Café ist ja noch ganz neu.“ Dann verschwand sie aus meinem Zimmer.

„Ich freue mich“, rief ich ihr noch schnell nach und vernahm ein dumpfes „Ich mich auch“, da sie schon im Wohnzimmer war. Blieb nur noch zu hoffen, dass wir nicht so ein heikles Gespräch führen würden, wie ich es am Tag zuvor mit Brad hatte.

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