Читать книгу Verliebt-Reihe Gesamtausgabe - Jennifer Lillian - Страница 39

Neunundzwanzig

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„Wie sieht es mit dir aus? Wir haben nun eine ganze Weile über mich gesprochen. Inzwischen bist du schon völlig verstört. Also, gibt es bei dir einen Mr Sally?“, fragte Alex gut gelaunt und füllte noch einmal unsere Gläser mit Wein. Ich schmunzelte. „Du kennst meinen Nachnamen nicht.“

„Nein, du hast dich ja nicht gerade ausgiebig bei mir vorgestellt.“

„Er ist Walters. Sally Walters“, verriet ich und nahm das volle Glas entgegen. Danach musste dringend Schluss sein, wenn ich noch mit dem Auto nach Hause fahren wollte.

„Okay. Also gibt es einen Mann an deiner Seite?“, hakte er erneut nach und prostete mir stumm zu. Ich erhob mein Glas ebenfalls, nahm einen langen Schluck und schüttelte anschließend den Kopf.

„Nein. Du kannst dir ja sicherlich vorstellen, dass ich eher eine Beziehung mit meinen Büchern führe“, kicherte ich etwas verlegen und kam mir ziemlich blöd vor. Ich hatte heute Abend nicht die Absicht, über mich zu plaudern. Ganz und gar nicht. Über mich zu sprechen barg immer die Gefahr, dass ich zu viel erzählte. Das konnte ich beim besten Willen nicht verantworten. Ich hoffte auch, dass er sich mit meiner Antwort zufrieden gab, aber natürlich stocherte er weiter. „Aber du wirst dir ja mal eine Auszeit nehmen von deinen Büchern, oder etwa nicht?“

„Ich gehe wirklich nicht so oft aus. Erst seit ich Brad kenne, ist das mehr geworden, denn der hat mich mehr oder weniger mitgeschleift. Da hatte ich selten eine Wahl“, lachte ich und nahm wieder einen Schluck aus meinem Glas.

„Hm, ich hatte gehofft, dir ein paar kleine schmutzige Geheimnisse zu entlocken“, seufzte er. „Aber wie ich schon festgestellt habe, bist du eine verdammt harte Nuss.“

„Die du nicht knacken wirst“, beendete ich lachend seinen Satz.

„Wir werden sehen“, gab er betont lässig zurück und hielt mir sein Glas entgegen, um mit mir anzustoßen. Ich grinste, schüttelte aber leicht den Kopf. Er dachte wirklich, dass er mich so leicht haben konnte. Aber jetzt wusste ich einiges mehr über ihn. Ob mir das irgendwie helfen würde, wusste ich bis dahin noch nicht. Aber das Eis war nun endgültig gebrochen, und ich war nicht mehr so nervös wie am Anfang. Das hier konnte durchaus eine Freundschaft werden. Ich betete nur, dass Alex mir nicht gleich an die Wäsche ging. Ich wollte ihn erst einmal besser kennenlernen, bevor ich irgendwelche unüberlegten Schritte machte. Aber sein Vertrauen und seine Freundschaft zu gewinnen, dass konnte mich bei Brad vielleicht ein Stückchen weiterbringen.

Wir verbrachten einen wirklich sehr netten Abend miteinander. Alex hatte sich von einer Seite gezeigt, die er gerne schon früher hätte auspacken können. Es machte Spaß, sich mit ihm zu unterhalten. Er stellte viele Fragen, interessierte sich für mich, und vor allem war er ehrlich. Wenn auch zu ehrlich im Hinblick auf die Tatsache, dass er Frauen nur für eine Nacht mit nach Hause nahm.

Dann wusste ich wenigstens, dass er mir nichts vormachte und er keine Gefühlsduselei zuließ. Gut zu wissen. Dann konnte es ihm ja auch nicht wehtun, wenn ich seinen Namen in Brads Gegenwart etwas öfter benutzen würde. Mich überraschte mehr, wie locker ich eigentlich sein konnte. Bei Brad konnte ich das zwar auch, aber das war was anderes.

Alex war ein Macho, ein kleiner Angeber, vielleicht auch etwas eingebildet. Aber er jagte mir kein Unbehagen mehr ein. Ich konnte ihm gegenüber locker bleiben, und das faszinierte mich, hatte ich mich doch in den letzten zwei Jahren völlig anders erlebt. Der Abend schien also durchweg positiv für mich zu sein.

„Ich sollte mich mal auf den Weg machen“, beendete ich schließlich das gemütliche Beisammensein.

„Ich bringe dich noch nach Hause“, entgegnete er dann und erhob sich vom Sofa.

„Oh nein. Das ist nicht nötig.“

„Du glaubst doch nicht, dass ich ein junges Mädchen wie dich alleine draußen rumlaufen lasse?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage gewesen.

„Das ist aber überhaupt kein Problem. Ich bin mit dem Auto hier und habe erst zwei Gläser getrunken“, wich ich ihm aus.

„Die Flasche Wein ist leer, und ich bin der Meinung, es waren vier Gläser“, stutzte er.

„Oh!“, kicherte ich verwundert. Wann hatte ich denn den ganzen Wein getrunken? „Kein Problem, dann gehe ich zu Fuß und hole morgen mein Auto ab.“ Ein paar Schritte an der frischen Luft erschienen mir geradezu willkommen, da ich etwas Zeit brauchte, um mich und meine Gedanken zu sortieren.

Aber Alex ließ nicht locker. „Ich denke, das ist ein Problem. Wie stehe ich denn da, wenn es morgen in den Zeitungen heißt: ‚Junges Mädchen vermisst. Zuletzt gesehen bei Alex‘?“

Ich lachte. „Ja, etwa genauso würde es da sicherlich stehen.“ Ich griff nach meiner Jacke, die an der Garderobe im Flur hing. „Aber gut, wenn es dich beruhigt, dann begleite mich gerne nach Hause. Wir wollen ja nicht, dass dein guter Ruf darunter leidet“, fügte ich noch hinzu, während ich meine Jacke anzog.

Alex schnaubte sichtlich erleichtert aus. „Ich danke dir.“

Er hielt mir seinen linken Arm hin und bedeutete mir, dass ich mich bei ihm einhaken sollte. Lächelnd nahm ich sein Angebot an, und so verließen wir seine Wohnung.

***

Im Bett wälzte ich mich hin und her. Nicht, weil ich nicht schlafen konnte, weil ich mies drauf war oder etwas dergleichen. Nein eher, weil ich an den Verlauf des Abends dachte und besonders an den Abschied. Alex hatte mich bis zur Haustür gebracht und mir einen Kuss auf die Stirn gegeben. So eine liebe Geste, die lange keiner mehr gemacht hatte. Ich fühlte dabei kein Kribbeln oder sonst etwas in der Art, es war eher ein schönes Gefühl, dass ich jemandem scheinbar gefiel. Dass ich nicht nur Daph und Brad hatte, sondern, dass ich auch andere Menschen kennenlernen und mit ihnen eine Freundschaft führen konnte. Das Wissen, etwas Eigenes zu haben, war es, was in mir ein Glücksgefühl hervorrief.

„Würde mich freuen, wenn wir das mal wiederholen könnten. Ich fand es einen sehr schönen Abend.“ Seine Augen waren dieses Mal ohne Anzeichen von Arroganz. Sie waren ehrlich. Es schien ihm wirklich gefallen zu haben und mir auch. Warum es also nicht wiederholen?

„Sehr gerne“, grinste ich.

„Gut, dann schreiben wir uns“, hatte er zum Abschied gesagt und war gegangen.

Mit einem Lächeln drehte ich mich endlich auf die rechte Seite und schloss meine Augen. Einer der ersten Nächte, in der ich nicht nur an Brad, sondern an einen schönen Abend mit einem anderen interessanten Mann dachte.

***

„Guten Morgen, Sonnenschein.“ Verschlafen öffnete ich die Augen und sah Daph mit einem Kaffee auf meiner Bettkante sitzen, die mich mit großen Augen anstarrte. „Und?“

„Was und?“, fragte ich müde und richtete mich auf. Sie reichte mir den Kaffee, während ich meine Augen rieb.

„Ich möchte wissen, wie es gestern mit dir und Alex war. Ich will jedes schmutzige Detail wissen“, kicherte sie. Genervt rollte ich mit den Augen.

„Und deshalb sitzt du hier und wartest, bis ich wach werde? Ich frage besser nicht, wie lange du hier schon hockst.“ Ich nahm einen Schluck aus dem Becher. „Dem Kaffee nach zu urteilen, mit Sicherheit schon ein paar Minuten“, stellte ich mit Schrecken fest.

Sie winkte ab. „Kommen wir zum Wichtigen: Wie war es bei ihm? Was habt ihr getrieben? Habt ihr es getrieben? Wenn ja, wie oft?“

Ich verzog das Gesicht. „Ach, komm schon, Daph. Als ob ich das tun würde. Es war ein schöner Abend. Wir haben Wein getrunken, Nachos gegessen und uns unterhalten. Mehr nicht!“

Daph wirkte sichtlich enttäuscht.

„Was erwartest du denn? Dass wir uns bespringen wie die Hasen?“ Ich schüttelte den Kopf und lachte plötzlich, da es einfach so typisch für meine Freundin war.

Sie hingegen zuckte mit den Achseln. „Hätte ja sein können.“

Ich nahm einen weiteren Schluck und musterte sie argwöhnisch. „Was tust du hier überhaupt? Warst du letzte Nacht nicht bei Brad?“

„Nein“, sie schüttelte kurz ihren Kopf. „Wir wollen uns nicht jeden Tag auf der Pelle hängen. Die ein oder andere getrennte Nacht tut unserer Beziehung ganz gut“, erklärte sie, und ihr Gesicht hellte sich auf.

„Ihr meint es wirklich ernst, oder?“, fragte ich leise nach und machte ein ernstes Gesicht. Auch Daph wirkte beinahe kleinlaut und nickte langsam.

Ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. „Oh ja. Sall, ich habe das Gefühl, dass das etwas ist, was wirklich gutgehen kann. Am Anfang dachte ich: Warten wir es mal ab, was es wird! Aber jetzt … ich bin so glücklich mit ihm. Und es fühlt sich so richtig und gut an.“

Ich schluckte schwer. Sie meinte es wirklich ernst mit ihm. Angestrengt brachte ich ein Grinsen zustande. „Das freut mich sehr für euch. Brad ist ein toller Typ.“ Etwas unruhig rutschte ich auf der Stelle hin und her.

„Und genau darüber möchte ich auch noch mal mit dir sprechen, Sall.“

Fragend schaute ich sie an. „Über was sprechen?“

„Hör mal, ihr beide seid beste Freunde. So wie wir beide. Du kanntest ihn vor mir, und ohne dich wären wir wohl niemals zusammengekommen. Wir haben dir viel zu verdanken. Aber nur, weil er mein Freund ist, möchte ich nicht, dass eure Freundschaft darunter leidet. Ihr sollt trotzdem Freunde sein und euch weiterhin treffen. Auch ohne mich. Es gibt keine Menschen, denen ich mehr traue als dir und Brad.“ Sie spielte etwas verlegen an ihren Fingern.

Ich hingegen kämpfte mit dem Kloß in meinem Hals. „Aber … aber wie kommst du darauf, dass das zwischen mir und Brad anders ist als sonst?“ Meine Stimme war ungewöhnlich schrill.

„Ich wollte das nur einmal ansprechen, weil ich dir ja schon einmal gesagt hatte, dass ich glaube, dass du dich etwas zurückgezogen hast. Ich finde es toll, dass du dich mit Alex triffst. Aber deine Freundschaft zu Brad soll nicht wegen mir leiden. Das sollst du wissen.“ Sie lächelte herzlich und legte ihre Hand auf mein Bein, was unter der Bettdecke hervorschaute.

Wieder bemühte ich mich um ein freundliches Gesicht. Innerlich war mir elendig zumute. „Schon gut. Ich wollte euch erstmal Zeit für eure Beziehung lassen. Und Brad und ich sind trotzdem noch gute Freunde. Mach dir keine Sorgen“, bestätigte ich Daph und hoffte, dass sie bald das Zimmer verlassen würde, damit ich mich sammeln konnte.

„Gut. Geht aus, feiern oder schaut mal wieder einen Film zusammen. Manchmal habe ich nämlich das Gefühl, dass Brad dich etwas vermisst. Immerhin habt ihr vor unserer Zeit beinahe täglich was unternommen.“

„Hat er das gesagt? Also, dass er mich vermisst?“, hakte ich beiläufig nach und mein Herz schlug prompt schneller.

Sie dachte einen Moment nach. „Hm. Er redet jedenfalls häufig über die Dinge, die ihr schon erlebt habt. Man merkt, dass du ihm wichtig bist.“ Wieder hatte sie dieses liebevolle Gesicht. Wie viel Verständnis konnte ein einzelner Mensch eigentlich aufbringen? Und wieder begriff ich, warum sich Brad in Daph verliebt hat. Eine so tolerante und verständnisvolle Freundin war nicht selbstverständlich.

„Ich werde mich mal wieder bei ihm melden“, nickte ich. „Und wenn du mich jetzt entschuldigst, ich möchte mich gerne kurz zurechtmachen, damit ich uns das beste Frühstück überhaupt bereiten kann.“

Daph lachte vergnügt und sprang händeklatschend von meinem Bett auf. „Du bist die Beste!“

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