Читать книгу Verliebt-Reihe Gesamtausgabe - Jennifer Lillian - Страница 41

Einunddreißig

Оглавление

Etwa um sieben klingelte es an der Tür. Brad war da. Ich hatte mir natürlich meine neuen Sachen angezogen. Einen rosafarbenen, lockeren Cardigan, einen engen, schwarzen Rock und dazu eine schwarze Strumpfhose. Zudem trug ich ein paar schwarze Stiefel, die den Rock noch mehr betonten. Es machte Spaß, sich in Schale zu schmeißen. Meine Haare trug ich glatt und offen und hatte Make-up aufgetragen.

Mir gefiel mein Anblick im Spiegel. Allerdings hatte ich ein flaues Gefühl in der Magengegend. Nicht wegen des Treffens mit Brad, sondern weil Daph noch immer nicht zurück war von ihrer Verabredung. Ich hinterließ ihr einen Zettel auf dem Küchentresen, war mir aber sicher, dass Brad ihr schon längst Bescheid gegeben hatte, dass wir noch was trinken gehen würden.

Ich öffnete die Tür, und Brad strahlte mir mit seinen neuen Klamotten entgegen. Ein dunkelblaues Langarmshirt und eine perfekt sitzende, schwarze Jeans. Seine Haare waren etwas wild durcheinander. Ich schmolz dahin.

„Kann die Modenschau losgehen?“, fragte er amüsiert und musterte mich von oben bis unten. Seine Blicke brannten auf meiner Haut, und in meinem Bauch begann es wild zu prickeln.

„Wow“, stieß er hervor, „du siehst super aus. Ich denke, es kann losgehen!“

Wir entschieden uns für die Bar, die wir schon damals besuchten hatten und nahmen etwas abseits des Geschehens Platz, damit wir uns trotz der lauten Musik anständig unterhalten konnten. Dieses Mal störten mich die lauten Menschen um mich herum nicht so sehr wie an dem besagten Abend. Ich fühlte mich eigentlich ganz wohl unter all den partywütigen Menschen.

„Erinnerst du dich noch?“, fragte Brad etwas angestrengt gegen die Musik und lehnte sich über den Tisch hinweg. Ich nickte vielsagend. „Und ob. Damals habe ich den Schuppen hier innerlich verflucht.“

„Und heute nicht mehr?“

Ich verzog nachdenklich das Gesicht und schüttelte langsam den Kopf. „Nein, heute stört es mich nicht mehr.“

Eine Kellnerin kam an unseren Platz und lächelte freundlich. „Was möchtet ihr trinken?“

„Ich nehme erstmal ein Bier“, antwortete Brad freundlich und bedachte mich mit einem fragenden Blick.

„Ich ebenfalls“, sprach ich an die Kellnerin gewandt, die sich die Bestellung auf einem kleinen Block notierte. Sie nickte nur knapp und verschwand wieder zwischen all den Menschen.

„Kein Wasser?“, fragte Brad neckend.

„Kein Wasser!“, antwortete ich stolz.

„Ich weiß noch, wie du damals mit deinen neuen Kontaktlinsen auf dein Wasser gestarrt hast, um bloß nicht mit mir sprechen zu müssen.“ Brad lachte bei dem Gedanken. „Meine Güte, warst du nervös.“

„Was hatte ich für eine Wahl? Du hast mich in Grund und Boden kritisiert“, merkte ich spöttisch an. Brad dachte einen Moment nach. „Da hast du recht. Aber scheinbar hat es ja gewirkt bei dir. Du hast dich ziemlich verändert. Deine Haare, dein Gesicht, deine Klamotten. Alles ist wesentlich offener und freundlicher. Nicht mehr so verbittert und zurückgezogen.“

Bei Brads Worten lief es mir heiß den Rücken hinunter. Er hatte recht: Ich hatte mich verändert. Aber wieder in Richtung altes Ich. Und das manchmal mehr, als mir eigentlich lieb war. Egal, ihm schien es zu gefallen, und ich fühlte mich auch immer wohler in meiner Haut.

„Trotzdem hat mich deine Kritik damals ganz schön hart getroffen“, gestand ich ihm.

„Na ja, wenn ich nichts gesagt hätte, würden wir jetzt vermutlich auch nicht hier sitzen“, gab Brad zu Bedenken.

„Da magst du recht haben“, stimmte ich ihm zu, als die Kellnerin kam und unsere Biere auf die Tische stellte. Wir stießen an und nahmen jeder einen großen Schluck aus den Gläsern.

Großer Gott, war das ein lustiger Abend gewesen. Es tat unendlich gut, mal wieder mit Brad ein paar Stunden zu verbringen. Er brachte mich zum Lachen und alberte herum, was das Zeug hielt. Dass immer wieder ein neues Bier auf unserem Tisch landete, nahmen wir irgendwann gar nicht mehr wahr. „Sieh mal, da vorne.“

Ich folgte Brads Blick, und er deutete auf die kleine Tanzfläche, auf der sich inmitten der Kneipe allmählich ein paar Tanzwütige sammelten. Heute war es nicht nur Rockmusik, die den Laden mit Leben füllte, sondern auch Songs anderer Genres brachten die Gäste zum Tanzen.

„Es ist mitten in der Woche, und die Leute drehen trotzdem durch“, lachte ich und beobachtete ein paar junge Mädels, die sich zu dem Beat von Love on the Brain bewegten. „Aber der Laden ist auch wirklich gut“, gab ich schließlich zu.

Brad sah mich anerkennend an und hob sein Glas. „Und das aus deinem Mund.“ Mir stieg die Hitze ins Gesicht. Nicht nur wegen Brad, sondern auch wegen des Alkohols, der sich in meinem Kopf langsam bemerkbar machte.

„Also, was meinst du?“, fragte Brad mit einem schelmischen Gesichtsausdruck und deutete auf die Tanzfläche. Überrascht erwiderte ich seinen Blick und schüttelte mit dem Kopf.

„Oh nein. Das ist keine gute Idee. Nur weil ich den Laden mag, heißt das nicht, dass ich mich hier zum Affen machen muss.“ Ich fuchtelte wild mit meinen Händen herum. Brad lachte laut und bekam ein merkwürdiges Flackern in den Augen.

„Du traust dich nicht“, stellte er schließlich fest. Pikiert zog ich die Brauen zusammen.

„Und selbst wenn es so wäre. Auf der Tanzfläche sind nur kleine Mädels zu finden. Die lachen sich über uns kaputt. Die sind gerade mal sechzehn oder so.“

Brad sah noch einmal rüber und nickte, als würde ihm das gerade gut gefallen. „Ich kann mir auch gerne eine von denen nehmen. Ich wette, die sind lockerer, als du es je sein wirst.“ Seine Augen sahen mich herausfordernd an. Auf seinen Lippen fand sich ein schiefes Grinsen.

„Ach ja?“ Ich reckte mein Kinn nach vorne und nahm einen tiefen Schluck aus meinem Glas, stellte es mit Nachdruck auf den Tisch, rieb mir den Mund und erhob mich von meinem Stuhl. „Dann wollen wir den Mädels mal zeigen, mit wem sie es hier zu tun haben!“ Niemals hätte ich das getan, ohne den Einfluss von Alkohol.

Erstaunt folgte Brad mir mit seinem Blick, und hinter mir konnte ich sein lautes Lachen hören. Beinahe schwebend erreichte ich die tanzenden Mädels und begann, mich langsam zum Rhythmus der Musik zu bewegen. Ich schloss die Augen und konnte die Blicke der Mädchen auf mir spüren. Aber anstatt, dass es mich störte, grinste ich breit. Als ich meine Augen wieder öffnete, stand Brad plötzlich ganz dicht vor mir. Sah ich etwas in seinen Augen, was Faszination ausdrückte?

Er lächelte verwundert und beobachtete mich ganz genau. Der Song verebbte allmählich, und die ersten Töne vom nächsten erklangen. Als wir erkannten, dass es sich um unseren Lieblingssong handelte, den wir schon vor vielen Monaten öfter gehört hatten, verloren wir wohl das letzte bisschen Anstand, was wir noch besaßen. Ich verband die wohl witzigsten Momente, die ich mit Brad erlebt hatte, mit diesem Song. Wir standen uns gegenüber und machten ein ernstes Gesicht und jeder wusste, wie er zu tanzen hatte.

Sobald im Song die Klatschgeräusche ertönten, schlugen wir miteinander in der kompliziertesten Weise, wie man es nur machen konnte, ein. Die Mädels um uns herum erstarrten, und auch die anderen Gäste beobachteten uns mit einem Lächeln. Aber wir ließen uns nicht beirren und nutzen die Tanzfläche voll und ganz aus. Es gab nur noch uns. Keine anderen Menschen. Keine Kellner. Weder Daph noch Alex.

Ich vergaß alles um mich herum und strahlte, was das Zeug hielt. Selbst mein eigenes Verhalten erkannte ich kaum wieder. Brad holte einfach alles, was so lang in mir verborgen war, heraus. Irgendwann nahm er meine Hand und drehte mich gekonnt im Kreis. Als er mich zu sich zurückzog, prallte ich gegen seinen festen Oberkörper. Meine Hände hatte ich auf seiner Brust abgelegt. Mein Herz hämmerte, und Brads Augen flackerten, als ich ihn ansah. Verstohlen wandte ich meinen Blick von ihm ab und versuchte mich, so gut es ging, auf das Tanzen zu konzentrieren. Wieder nahm er mich an der Hand und drehte mich im Kreis. In meinem Bauch kribbelte es gewaltig, und ich wünschte mir, dass dieser Moment niemals enden würde.

Brad entpuppte sich als ein wunderbarer Tänzer, der wusste, wie er eine Frau zu führen hatte. Ich hatte weniger Kenntnisse im Paartanz, aber das war durch seine Führung gar kein Problem gewesen. Die Musik wurde etwas ruhiger und schmusiger. Brad hatte mich mit einem Schwung an sich herangezogen und mir wurde beinahe schwindelig, als ich ihn wieder so nahe betrachten konnte. Seine vollen Lippen. Am liebsten hätte ich meine auf die seinen gepresst, und es kostete mich allerhand Beherrschung, es nicht zu tun.

Ich spürte seine Hände auf meinen Hüften, und er begann mich passend zum Takt nach hinten zu schieben und wieder zurück zu holen. Das Lied war feurig. Brads Blick war unergründlich und mein Kopf schwirrte. Immer wieder biss ich mir auf die Unterlippe, um nichts Falsches damit zu tun. Wie gut er seine Hüften bewegen konnte.

Ich schmolz dahin. Unter seinen Berührungen. Unter seinem Blick. Er brachte mich voll und ganz um den Verstand und mein Magen zog sich angenehm zusammen. Immer wieder entwich Brad ein Strahlen, was mir einen Schauer über den Rücken jagte.

Als auch schließlich dieses Lied vorbei und die Tanzfläche vollkommen leer war, spürte ich, wie eng wir mittlerweile miteinander tanzten. Noch einen kleinen Moment standen wir da, eng aneinandergepresst, und sahen uns an. Seine Mundwinkel zu einem leichten Grinsen verzogen, löste er langsam seinen Griff von meinen Hüften und ich spürte noch Minuten danach ein heißes Brennen auf den Stellen, an denen er mich berührt hatte.

Wir gingen leicht erhitzt zurück zu unserem Tisch und spürten sicher beide, wie die anderen Gäste uns mit ihren Blicken folgten. Außer Atem ließ ich mich auf meinem Platz nieder und nahm einen tiefen Schluck aus meinem Glas. Brad schaute mich amüsiert an. „Du kannst ja ein richtiger Tiger sein.“

„Tja, es gibt viele Seiten an mir, die du scheinbar nicht kennst“, konterte ich selbstsicher.

„Das glaube ich allmählich auch“, gab er mir recht und griff ebenfalls nach seinem Glas.

„Ich glaube, ein weiteres Bier vertrage ich nicht mehr“, gestand ich schließlich.

Brad nickte. „Da schließe ich mich an.“

„Sollen wir uns langsam auf den Weg machen? Es ist schon ziemlich spät. Nicht, dass Daph denkt, wir hätten heimlich das Land verlassen“, kicherte ich und wischte mir meine feuchten Haare aus der Stirn.

„Daph weiß, dass wir unterwegs sind. Also weiß sie auch, dass es mal länger dauern kann. Aber wir können trotzdem langsam den Heimweg antreten.“ Und so bezahlten wir und verließen die Kneipe.

Verliebt-Reihe Gesamtausgabe

Подняться наверх