Читать книгу Die blaue Stunde - Jule Heck - Страница 10

Kapitel 5

Оглавление

Lisa Maria wuchs und gedieh. Meine Schwiegermutter war ganz vernarrt in sie und nahm sie mir oft ab, wenn ich mit meinen Auftraggeberinnen zusammentraf und neue Möbel, Tapeten und Wohnaccessoires mit ihnen aussuchte oder Näharbeiten erledigte.

Die Einrichtungsmagazine, Tapetenbücher und Kataloge von Einrichtungshäusern stapelten sich in meinem Arbeitszimmer, das ich mir unter dem Dach eingerichtet hatte. Die Arbeit machte mir richtig Spaß und ich trauerte nicht länger meinem entgangenen Studium nach.

Ich nahm mir vor, eine Lehre als Dekorateurin zu machen, sobald Lisa Marie den Kindergarten besuchen würde. Die Idee behielt ich jedoch zunächst für mich. Denn ich merkte alsbald, dass mein Mann von meiner neuen Tätigkeit nicht so angetan war, auch wenn sie nicht mehr als ein schönes Hobby war.

Ihm wäre es lieber, ich würde mich mehr um unser Kind und die Küche kümmern. Denn meine Kochkünste ließen immer noch zu wünschen übrig, trotz der vielen Kochbücher, die ich nach und nach geschenkt bekam. Mal war es der Spargel, den ich ungeschält ins kochende Wasser warf, mal war es der Schnellkochtopf, der auf dem Herd explodierte und das Sauerkraut an der Küchendecke verteilte.

Meine Mutter jammerte ständig, dass ich noch nicht einmal kochen könnte, geschweige denn in der Lage war, ein Hemd zu bügeln. Ich rief sie öfter an und bat um ihren Rat.

Schließlich besuchte ich einen Kochkurs und eignete mir ein paar Grundkenntnisse an. So langsam fand ich Spaß am Kochen und probierte alle möglichen Gerichte aus. Leider kam Stefan nur am Wochenende in den Genuss meiner neuen, abwechslungsreichen Kochkünste, da er unter der Woche immer erst sehr spät heimkehrte.

Mein Schwager Paul, der mich oft besuchte, ließ sich gern bekochen. Er spielte auch geduldig mit Lisa Marie und kümmerte sich so um das Kind, wie ihr Vater das eigentlich hätte tun sollen.

Stefan bemerkte meine Ausgeglichenheit und fand mich abends glücklich und zufrieden vor. Als er dahinterkam, dass oft sein Bruder Paul zu Besuch kam, verspürte er sogar etwas wie Eifersucht und plötzlich interessierte er sich wieder für mich. Wir hatten wieder Sex, stürmisch und leidenschaftlich wie in unserer ersten Zeit. Im Sommer saßen wir abends gemeinsam auf der Terrasse, ich trank ein Glas Wein, Stefan eine Maß Bier von seiner Lieblingsbrauerei und wir genossen die blaue Stunde, die Zeit, wenn sich das Tageslicht langsam verabschiedet und die Nacht hereinbricht.

Die blaue Stunde

Подняться наверх