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Kapitel 15

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Stefan arbeitete wieder mehr und kam oft spät abends nach Hause. So konnte es nicht weitergehen. Ich sah unser Ehe- und Familienleben gefährdet, denn auch unsere beiden Mädchen litten unter der Situation. Vor meinem Vater hatten sie Angst, weil er ständig schimpfte, ihr Onkel Paul machte sie traurig, weil er oft weinte. Er war genau so unglücklich wie mein Vater.

Stefan bekamen die Kinder kaum noch zu Gesicht. Wenn er abends nach Hause kam, schliefen sie bereits und am Wochenende gab er meistens vor, zu arbeiten. Ich war nur noch genervt und ging bei jeder Kleinigkeit in die Luft. Darunter litt auch meine Arbeit. Mir war einfach alles zu viel. Ich vereinbarte mit meinem Chef, die Arbeitsstunden zu reduzieren, bis ich eine Lösung gefunden hätte.

Doch es kam noch schlimmer. Stefan betrog mich. Zunächst merkte ich gar nicht, was da lief. An die einsamen Abende war ich ja bereits seit längerem gewöhnt, doch als er nun die Wochenenden tagsüber gar nicht mehr zu Hause war, wunderte ich mich schon. Angeblich traf er sich mit Kunden, um lukrative Angebote an Land zu ziehen. Der Tourismus boomte in unserer Gegend. Immer mehr Menschen aus den großen Städten suchten eine Zweitwohnung rund um den Chiemsee. Stefan war viel beschäftigt und ich dachte zunächst, dass der Bauboom mit seiner ständigen Abwesenheit zu tun hätte.

Ich ging mit meinen Mädels zum Segeln. Sie liebten es, auf dem Wasser zu sein. Wir hatten eine kleine Jolle gekauft, mit der wir auf dem See herumschipperten oder setzten mit dem Schiff zur Fraueninsel über, wo wir gern zum Mittagessen einkehrten.

Paul klärte mich auf. Er erzählte mir, dass Stefan seine Arbeit vernachlässigen würde. Er käme oft erst spät oder gar nicht in die Firma, sei unkonzentriert und liefere schlechte Pläne ab. Mehr wollte er nicht sagen.

Ich sprach Stefan darauf an. Er wurde wütend, wollte mir aber nicht erklären, was los war.

Wieder war es Adelgunde, die mir die Augen öffnete.

„Mensch Hella, denk doch mal nach. Der hat ein Gspusi, ganz klar.“

Ich fragte Stefan, ob das der Grund für sein Verhalten sei. Aber er leugnete es. Ich bohrte weiter.

„Bist du krank? Sag mir doch, was los ist“, bat ich ihn. Wieder kam keine Erklärung von ihm.

Jetzt reichte es mir. Ich musste etwas ändern. Ich sagte meinem Vater, dass er endlich sein Schicksal selbst in die Hand nehmen und abends nach Hause zu seiner Frau gehen, ihr mal gehörig die Meinung oder noch besser das Konto sperren sollte. Ich konnte das Gejammere nicht mehr hören.

Auch Paul bat ich, endlich mit seinen Eltern zu sprechen und ihnen seinen Freund vorzustellen. Ich hatte den Mann mittlerweile einmal kennengelernt. Er war sehr sympathisch und genau wie Paul hatte er ein sehr angenehmes Wesen. Zudem sah er umwerfend gut aus.

„Immer sind es die schönsten Männer, die uns Frauen verloren gehen“, maulte Adelgunde.

Die blaue Stunde

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