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Kapitel 12

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Wieder schien in Stefan die Eifersucht zu erwachen, denn plötzlich zeigte er wieder Interesse an mir. Er bat mich, wieder zu ihm ins Schlafzimmer zu ziehen und suchte erneut meine körperliche Nähe. Nun gut, dachte ich mir, warum nicht. Beim Sex hatten wir uns schon immer gut verstanden. Er kam auch wieder früher nach Hause und wir saßen wieder gemeinsam auf der Terrasse, ich mit meiner Vorliebe für Weißwein, er mit einer zünftigen Maß seines bevorzugten Biers aus Rosenheim. Wir unterhielten uns über unsere Arbeit, gingen erst ins Bett, wenn die blaue Stunde schon längst vorüber war.

Nur mit den Kindern konnte er immer noch nicht allzu viel anfangen. Er begründete es damit, dass sie noch zu klein seien und er Angst habe, ihnen weh zu tun. Zudem fand er es total unmännlich, einen Kinderwagen vor sich herzuschieben, geschweige denn Windeln zu wechseln. Sobald sich der unverkennbare Geruch bemerkbar machte, suchte er das Weite. Ich gab die Hoffnung nicht auf, dass sich seine Zugneigung mit der Zeit ändern und er den Kindern mehr Aufmerksamkeit schenken würde.

Stefan wurde immer besser in seinem Beruf und erhielt mittlerweile auch Aufträge für Großprojekte, die ihn teilweise ins Ausland führten. Mehrfach bot er mir an, ihn auf seine Reisen zu begleiten. Weil die Kinder noch so klein waren, wollte ich sie nicht ständig mehrere Tage bei meiner Schwiegermutter lassen. Außerdem konnte ich mir ja auch nicht andauernd Urlaub nehmen und meiner eigenen Arbeit fernbleiben.

Da schlug mir Stefan die Anstellung eines Kindermädchens vor. Er wünschte sich, so sagte er mir, dass ich ihn auf seine Reisen begleite. Er habe keine Lust, abends in ein leeres Hotelzimmer zu kommen oder die Stunden allein an der Bar zu verbringen. Wir könnten uns die schönsten Städte der Welt ansehen, versuchte er mich für seine Idee zu begeistern.

Ich gab also nach und machte mich auf die Suche nach einem geeigneten Kindermädchen, das bei uns wohnen und unsere Töchter betreuen sollte. Doch da ergab sich schon das erste Problem. Wo in unserem Haus sollte die Frau denn schlafen? Alle Räume waren besetzt.

Stefan machte sich wieder Gedanken. Warum sollten die beiden Mädchen sich nicht ein Zimmer teilen? Dann könnte das Kindermädchen doch in Ann Katrins Zimmer schlafen. Natürlich nur so lange, bis er eine andere Lösung gefunden hätte.

Ich ließ mir allerdings Zeit, eine geeignete Person zu finden. So etwas war inzwischen kaum noch üblich. Während vor hundert Jahren vor allem die Reichen und Adeligen über solche Angestellten verfügten, war es in unserer Zeit nicht mehr angesagt. Wir Frauen stillten unsere Kinder selbst und kümmerten uns um ihre Erziehung.

Nachdem sich einige Bewerberinnen bei mir vorgestellt hatten, fand ich endlich eine, die einen ganz guten Eindruck auf mich machte. Sie war jung, unkompliziert und hielt nichts von strengen Erziehungsmaßnahmen. Sie wollte viel mit den Kindern spielen, ihnen vorlesen, ihnen vor allem zuhören und mit ihnen kuscheln. Sie hatte ihre Ausbildung als Erzieherin gerade abgeschlossen und noch keine umfangreiche Erfahrung in ihrem Beruf, dafür aber hatte sie vier kleine Geschwister, die sie, nachdem ihre Mutter früh gestorben war, alleine aufgezogen hatte. Ihr Vater musste arbeiten und sie ersetzte ihren Geschwistern die Mutter.

Stefan verheimlichte ich, dass die junge Frau keine Berufserfahrung hatte. Aber das interessierte ihn auch nicht weiter. Ihm war wichtig, dass ich nun mit ihm verreisen konnte.

Lisa Marie und Ann Katrin zogen gemeinsam in ein Zimmer und Siglinde, das neue Kindermädchen, zog bei uns ein und zwar in Ann Katrins Zimmer. Unsere Töchter akzeptierten sie vom ersten Tag an.

Die blaue Stunde

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