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Kapitel 6

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Nun schien ich doch noch in meiner Ehe angekommen zu sein. Lisa Marie machte mir großen Spaß. Mein Mann hatte Erfolg im Beruf und ich hatte Spaß an meinem Hobby. Meine Kochkünste wurden immer besser und gemeinsam streiften wir samstags über den Markt, um die benötigten Zutaten frisch einzukaufen.

Gern besuchten wir eines der großen Volksfeste in der Umgebung und trafen uns dort mit Freunden. Stefan war ein guter Tänzer. Es machte Spaß, mit ihm über die Holzböden der Tanzdielen zu schweben und ich genoss die neidischen Blicke der anderen Frauen.

Gustl passte indessen gern auf unsere Tochter auf, die mein Schwiegervater seine Prinzessin nannte. Leopold hatte mir erst zur Taufe von Lisa Marie das Du angeboten. Ab sofort durfte ich ihn Poldi nennen. Eigentlich passte der Name nicht wirklich zu ihm, denn er war ein großer, stattlicher Mann. Der Name Poldi erinnerte mich eher an einen kleinen Jungen. Aber wenn er es so wollte, sollte es so sein. Ich fühlte mich wohl in meiner neuen Familie.

So langsam empfand ich so etwas wie Liebe für meinen Mann. Ich freute mich, wenn er nach Hause kam und wir gemeinsam den Tag Revue passieren ließen. Stefan hatte zwar immer noch nicht von Liebe gesprochen, aber ich spürte, dass er für mich mehr als freundschaftliche Gefühle hegte.

Das war wohl die schönste Zeit in unserer Ehe. Ich vertraute ihm meinen Wunsch an, eine Ausbildung als Dekorateurin zu machen, doch davon wollte er nichts wissen.

„Du bist doch noch so jung, du hast noch jede Menge Zeit. Vor allem musst du doch gar kein Geld verdienen. Uns geht es so gut.“ Das waren seine Worte. Mit einem Mal holte er mich aus meinen Träumen wieder auf den Boden der Tatsachen. Ich hatte keine Lust, mit ihm zu streiten, denn ohne seine Einwilligung wollte ich die Ausbildung nicht machen. Ich hätte seine Erlaubnis nicht mehr gebraucht, seit 1977 durften Frauen auch ohne Billigung ihres Ehemannes oder Erziehungsberechtigten eine Ausbildung machen oder einen Beruf ausüben.

Immerhin bemühte sich Stefan mehr um mich. Er schlug mir vor, in den örtlichen Segelverein einzutreten. Dass er damit auch die Absicht verfolgte, Geschäftskontakte zu wohlhabenden Personen aus der Umgebung zu pflegen, war mir damals nicht klar.

Das Segeln machte mir Spaß, mehr als das Reiten, das ich nicht nur wegen meiner Schwangerschaft aufgab, sondern auch weil Adelgunde ihr Pferd mit nach Bamberg genommen hatte.

So lernte ich neue Leute kennen und knüpfte ebenfalls Kontakte zu wohlhabenden Ehefrauen, die sich von mir gern bei der Ausstattung ihrer Häuser im Landesstil beraten ließen, die zu dieser Zeit an den Hängen rund um den See aus dem Boden schossen.

Die blaue Stunde

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