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Kapitel 13

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Wir gingen nun öfter auf Reisen, Städte wie Paris, Barcelona, Lissabon und Wien wechselten sich in rascher Folge ab. Wir wohnten in vornehmen Hotels, tagsüber hatte ich Zeit, die Städte zu erkunden, Museen zu besuchen und in den Boutiquen schicke Kleider zu kaufen. Abends gingen wir mit potentiellen Kunden aus, besuchten die besten Restaurants, genossen besonders leckere einheimische Speisen und erlesene Weine.

Ich lernte sehr interessante Menschen kennen, wenn mir auch nicht alle sympathisch waren. Besonders die Frauen der Kunden fand ich oft zu exaltiert. Aber das durfte mich nicht interessieren.

Stefan und ich saßen nach den opulenten Menus dann noch auf einen Absacker an der jeweiligen Hotelbar. Mitunter wurde es ziemlich spät und vor allem ziemlich feucht. Wir genossen die gemeinsame Zeit, vor allem die Nächte.

Meinem Chef war meine Abwesenheit nicht so recht. Die Kunden erwarteten, dass ich sie betreute und waren unzufrieden. Doch ich überzeugte ihn mit schönen Stoffen und Wohnaccessoires, die ich bei ausländischen Herstellern fand. Vor allem sammelte ich jede Menge neue Ideen, die ich bei den Kunden umsetzen konnte. Aber mir wurde auch klar, dass ich es war, die die guten Ideen hatte und Kunden begeistern konnte. Mein Chef schrieb die Rechnungen und ich bekam nur ein Gehalt. Meine Kolleginnen leisteten weit weniger als ich und wurden nur geringfügig weniger bezahlt. Das fand ich zwar ungerecht, musste aber vorerst damit zufrieden sein, so lange der Chef meine Reisen mit Stefan nicht blockierte.

Siglinde war ein Schatz. Sie kam sehr gut mit den Kindern aus und machte den Mädchen unsere Abwesenheit leicht. Das einzige Problem war die Enge, die sich in unserem Haus einstellte. Zwei Bäder für drei Erwachsene und zwei kleine Kinder waren einfach zu wenig.

Stefan überraschte mich prompt mit seinem Plan, einen Anbau an unserem Haus zu errichten. Seine Idee überzeugte mich und sobald der Anbau von der Stadt und dem zuständigen Kreisbauamt genehmigt wurde, kümmerte sich Stefan um die Umsetzung. Die Baufirma seines Vaters schickte schon in der Woche darauf einen Trupp Männer, der den Anbau im Handumdrehen hochzog. Durch seine guten Kontakte hatte Stefan problemlos eine Fensterbaufirma, einen Heizungs- und Elektroinstallateur und ein Unternehmen für den Sanitärbereich gefunden.

Alles wurde so weit fertiggestellt, doch Stefan bestand darauf, dass der Anbau, der im Erdgeschoss einen Wintergarten und im Obergeschoss einen großen Wohn-Schlafraum sowie einem weiteren Bad Platz bot, über Winter ausdünsten müsse. Bis zum Frühjahr lebten wir weiter etwas beengt, was manchmal zu Spannungen führte.

Ich hatte auf jeden Fall genügend Zeit, mich mit den Bodenbelägen, Tapeten und Möbeln zu beschäftigen. Anfang März wurde die Fußbodenheizung verlegt, was damals in Neubauten noch nicht selbstverständlich war. Dann ging es Schritt für Schritt weiter. Im Mai war der Anbau endlich bezugsfertig. Alles war wunderschön geworden und ausgerechnet jetzt kündigte Sieglinde. Allerdings hatte das nichts mit ihrem Umzug in das neue Zimmer zu tun, sondern mit ihrem zukünftigen Ehemann, dem eine Dozentenstelle in Amerika angeboten wurde und den sie selbstverständlich begleiten wollte. Als Erzieherin würde sie überall eine Stelle finden, sagte sie.

Ohne Kindermädchen wäre es nicht möglich, Stefan weiterhin auf seinen Reisen zu begleiten. Gustl sprang oft ein, aber ich wollte sie nicht ständig damit belasten. Meine Mutter machte nach wie vor keinen Versuch, sich mit ihren Enkelkindern zu beschäftigen. Sie ließ sich außer an Familienfeiern und Feiertagen, wo sie die Kinder mit Geschenken überhäufte, nicht sehen.

Die blaue Stunde

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