Читать книгу Obscuritas - Jutta Pietryga - Страница 10
ОглавлениеRick
Nach Ungewöhnlichem Ausschau haltend, spazierte Rick Richtung Polizeistation. Alles wie immer fand er, überlegte, was er zu sehen glaubte. Etwa düstere, schwarzgekleidete Gestalten, die schreiend oder pöbelnd durch die Stadt liefen?
Er stoppte, obwohl, jäh spürte er es, irgendetwas war anders! Nervös sah er umher, suchte eine Erklärung für seine innere Anspannung. Alles wie immer! Trotzdem war etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Er spürte Probleme, witterte Gefahr. Diese Empfindung war um ihn, in ihm, mahnte ihn! Ein körperliches Gefühl der Erwartung und der Angst erfüllte ihn. Aber wo? Und wie? Was war es, was er wahrnahm. So sehr er auch nachforschte, fand er keine Rechtfertigung für das mulmige Bauchgefühl. Er wollte die Beklommenheit abschütteln und lief schneller.
Inzwischen befand er sich auf Höhe der Schule. Durchdringendes Kreischen der Schüler schallte an seine Ohren. Prüfend schaute er auf die Armbanduhr, es war gerade Pause. Lächelnd überquerte er die Straße und stellte sich an den Zaun des Schulhofs. Unterschiedliche Gruppen jagten einander, schrien und johlten.
Am Zaum, drei, vier Schritte entfernt, stand ein dunkel gekleideter Mann. Der Fremde betrachtete ebenfalls die Kinder.
Rick nickte ihm grüßend zu, sagte:
"Da hat sich in all den Jahren nichts geändert, die Kids sind genauso, wie wir damals."
Der Mann schwieg. Achselzuckend wandte sich Rick ab. Er hielt nach Linny und Noah Ausschau. Enttäuscht, sie nirgends zu entdecken, drehte er sich um. Sein Blick tastete den Zaun entlang. Der Unbekannte war verschwunden.
Nach ein paar Schritten verharrte Rick, lauschte. Das Kreischen klang nicht wie sonst. Er überlegte, schließlich fiel ihm auf, was ihm störte. Dem Lachen der Kinder fehlte das Unbeschwerte, das Fröhliche. Nachdenklich setzte er seinen Weg fort. Irgendwann stellte er fest, dass er nicht mehr fror: Diese Kälte auf dem Friedhof war schon sonderbar. Okay wir schreiben Mitte Oktober, aber hier ist es komischerweise wesentlich wärmer.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hastete Morris Walsh, der Inhaber des Bistros am Hafen, seinem Ziel zu. Rick rief einen Gruß hinüber. Null Reaktion. Er grüßte ein zweites Mal. Wieder nichts! Morris schien ihn nicht zu hören. Unbeirrt, wie gehetzt, setzte der Mann seinen Weg fort, drehte sich immer wieder wie gehetzt um.
"Dann nicht. Heute will anscheinend keiner was mit mir zu tun haben", murmelte Rick.
Unmerklich griff etwas Fremdes nach dem alltäglichen Leben in der Stadt. Gnadenlos und unbarmherzig nahm es von den Menschen Besitz.