Читать книгу Obscuritas - Jutta Pietryga - Страница 12

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Vorsichtig, als wäre sie hochexplosiv, hielt Rick die Tasse Kaffee, den diesmal Antonio kreiert hatte. Misstrauisch beäugte er den Becher. Er musste es wohl riskieren...

Erwartungsvoll sahen Jennifer Newly und Antonio Vargas, der zweite Deputy, ihren Vorgesetzten an. Zögerlich, die Lippen gespitzt, tat Rick den ersten Schluck. Nach einer gefühlten Ewigkeit, wie sie fanden, stellte er schließlich fest:

"Gar nicht mal so schlecht."

Ein weiterer Schluck folgte, Rick kaute prüfend:

"Ja wird tatsächlich besser. Wirst langsam ein echter Kaffeekocher, Antonio."

Der Deputy grinste. Triumphierend sah er die Kollegin an.

"Gewonnen! Du bist mir ein Date schuldig!"

Er strahlte die junge Frau an, wie es nur ein total Verknallter tat.

"Wisch endlich das Grinsen aus deinem Gesicht, Tonio," lachte Rick.

Jennifer schmollte. Das Date behagte ihr überhaupt nicht. Antonio sah einfach zu gut aus. Es könnte heikel für sie werden. Sie mochte den gut aussehenden Latino mit den braunen Augen, verspürte oft das Verlangen, durch seine schwarzen Locken, die er zum Missfallen des Chiefs, bis zum Kinn trug, zu wuseln. Dieser Wunsch missfiel ihr, gab ihr zu denken. Sie lehnte eine neue Beziehung rigoros ab. Die eine Enttäuschung reichte für den Rest ihres Lebens. Sie bekam sein Kind und der Typ haute einfach so ab. Nie wieder wollte sie so verletzt werden. Deshalb verbot sich Jennifer das Verlieben.

"Das wird schwierig werden mit einer Verabredung. Ich kann Joshua nicht allein lassen. Er ist schließlich erst zwei", versuchte sie sich vor dem Date zu drücken.

"Dann suchen wir eben einen Babysitter, vielleicht eines der netten Carter-Mädels. Ich kümmere mich darum."

"Brauchst du nicht. Aus sicherer Quelle weiß ich, die beiden Damen verreisen demnächst mit dem Überlandbus in sonnige Gefilde." Warf Rick ein.

"Ach, die wollen auch weg? Bald wird es mächtig ruhig bei uns sein. Tote Hose sozusagen. Geisterstadt!" Antonio lachte unbekümmert:

"Bestimmt finden wir einen anderen Babysitter. Wie wär's mit ihrer Frau, Chief."

Rick schreckte hoch, sagte gedankenverloren:

"Ja, ja frag sie meinetwegen."

"Ehrlich! Da gehe ich mal gleich los."

"Nee, nee nicht so eilig. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Im Moment unterrichte sie sowieso. Ihr hört euch, wegen der Ereignisse auf dem Friedhof in der Stadt um. Fragt, ob jemandem Ungewöhnliches aufgefallen ist, auch bezüglich Gruftis... schwarzes Zeug und so. Ihr wisst schon..."

"Chief da wüsste ich schon was", sagte Antonio:

"Die Tochter von Arthur Blair läuft neuerdings mit schwarzen Haaren herum."

"Na und! Francis Debourough färbt sich auch die Haare", giftete Jennifer.

"Was die roten Haare sind nicht echt", rief Antonio.

"Was glaubst du denn", höhnte Jennifer: "Francis hat längst

das Alter, wo man sie sich die Haare färben muss. Wer weiß, was überhaupt noch original an ihr ist."

"Jennifer!", entrüstete sich Rick, lachte dann jedoch schallend los:

"Also bevor hier noch weiterer Blödsinn gequatscht wird! Auf mit euch in die Stadt. Ich klappere die Farmen ab."

Rick setzte die leere Kaffeetasse ab und griff zum Hut auf dem Schreibtisch. Das Schrillen des Telefons ließ diese Bewegung erstarren. Ein flaues Gefühl, was bestimmt nicht vom Kaffee herrührte, malträtierte seine Magengegend.

Aus dem wechselnden Gesichtsausdruck des Sheriffs erkannten die Deputys, dass es sich um keinen angenehmen Anruf handelte. Behutsam legte Rick den Apparat zurück. Die Schultern gebeugt verharrte er einen Moment bevor er sich schwerfällig den fragend schauenden Hilfssheriffs zuwandte:

"Planänderung. Antonio, du übernimmst die Stadt, Jenny klappert die Farmen ab und ich gehe zum Hafen. Ein Unfall!"

"Was für ein Unfall? Was ist passiert?" Wollte Antonio wissen.

Geistesabwesend, bereits an der Tür, antwortete er:

"Wir sprechen später."

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