Читать книгу Obscuritas - Jutta Pietryga - Страница 26

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Aufgewühlt stand Rick vor dem in Flammen stehenden Auto, den Feuerlöscher untätig in den Händen. Um ihn herum herrschte ein heilloses Durcheinander. Nachbarn, ebenfalls mit Feuerlöschern, eilten zum Brandherd. Alles schrie und brüllte, manche weinten, andere schwiegen erschüttert. Die Sirene der Feuerwehr drang an seine Ohren. Antonio musterte ihn irritiert an, rannte dann gleichfalls los.

Rick erfasste jede winzigste Kleinigkeit. Er kam sich vor wie auf einer dieser Verkehrsinseln, so, als hätte jemand eine riesige Glocke über ihn gestülpt, während sein Kopf unaufgefordert Bilder des Grauens aus der Vergangenheit abrief:

Wieder ein Auto, lichterloh brennend. Ein Junge, der davor stand. Das Kind hatte auch im Wagen gesessen, kam irgendwie heraus. Ein Mann und eine Frau schlugen an den Autoscheiben, versuchten verzweifelt die Türen zu öffnen. Der Kleine rüttelte ebenfalls an der Tür, schrie. Er sah ihre tonlosen Münder, die Augen, die ihn hoffnungslos und dann liebevoll Abschied nehmend anblickten. Er presste seine kleinen Hände an die Scheiben, wollte zu den Eltern. Die Scheiben waren heiß. Jemand packte ihn, riss ihn weg, rannte mit ihm davon. Hinter ihnen knallte es ohrenbetäubend. Er sah seine Großmutter, die ihn weinend in die Arme nahm.

Rick schreckte hoch, sah Mary vor sich stehen. Sie strich ihn über den Arm. Traurig, verstehend,sah sie ihn an:

"Kommst du klar?" fragte sie nach einer Weile: "Ich muss jetzt zu April, sie wird mich brauchen."

Rick nickte, rieb die brennenden Hände an der Außenseite seiner Oberschenkel:

"Alles okay,Granny, geh nur. Ich komme dann nach."

Schweigend umarmte Mary April. Dann fasste sie sie unter und gemeinsam betraten sie das Haus. Bevor Mary über die Türschwelle trat, klopfte sie kurz mit dem kleinen Finger der linken Hand an den Türrahmen. Dadurch wollte sie verhindern, schlechte Schwingungen, die eventuell an ihnen hafteten, ins Haus zu tragen.

Im Hausflur warteten die Kinder. Mit hängenden Schultern Augen, dunkel vor Unruhe, schauten sie den Erwachsenen an. April wollte jetzt nicht reden Am liebsten hätte sie sich verkrochen und um die Freundin geweint, stattdessen sagte sie:

"Mit dem Essen wird es noch dauern. Dad wird zu tun haben. Geht bitte in den Garten. Rusty spielt bestimmt gern mit euch."

Um nicht an Carol denken zu müssen, erzählte April Mary von Normans Alpträumen. Im Hintergrund hörte sie die Kinder nach Rusty rufen. Der Hund bellt gar nicht, fiel ihr auf. Da stürzte Norman aufgeregt ins Zimmer:

"Mummy, Mummy wir können Rusty nicht finden."

"Der wird schon irgendwo sein. Vielleicht hat er sich verkrochen, weil er Furcht vor dem Lärm auf der Straße hatte."

"Mummy, Rusty ist ein Hund. Hunde haben keine Angst," widersprach ihr Sohn entrüstet.

April wollte Norman erklären, dass selbst Hunde sich fürchten, als ein markerschütternder Schrei alle erstarren ließ. Die Frauen schauten einander erschrocken an, sprangen gleichzeitig auf und rannten in den Garten.

"Linny, Linny, wo bist du", rief April panisch vor Sorge.

Da sah sie ihre Tochter bereits. Das Mädchen hockte auf den Knien vor einer grau-roten Masse. Sie schrie nicht mehr, sondern weinte herzzerreißend.

"Was ist das", fragte Norman ahnungsvoll mit zittriger Stimme und wollte zu seiner Schwester laufen.

Mary hielt ihn fest:

"Bitte geh da nicht hin", bat sie leise.

Die Leute, die noch auf der Straße standen, vernahmen Linny Schreie, blickten einander unruhig an. Besorgt schauten sie zum Sheriff. Der sprintete los in Richtung Garten, sprang mit einem Satz über den Lattenzaun.

Im Garten starrte Rick, um Fassung ringend, auf die grau-rote Masse, die einmal Rusty gewesen war:

"Bitte geht alle ins Haus."

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