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15. Grundlagen für die Entfaltung der Lebenskraft. Die Grenzen des Erlaubten. Der geistige Wert des Menschen. Zeitrechnung in der geistigen Entwicklung der Menschheit

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Heute will ich davon sprechen, was die Menschen von der Seele wissen sollen, um ihr die richtige Behandlung angedeihen zu lassen.

Für den irdischen Menschen ist die Seele einerseits die Lebenskraft, die ihn überhaupt erst befähigt, seinen Willen in die Tat umzusetzen, anderseits ein sehr feines und empfindliches Instrument, auf dem alle Einflüsse von außen spielen wie auf einem feinen Musikinstrument.

Sowohl der Willensimpuls, der aus dem Geistwesen kommt, als auch die Reize von außen wirken zusammen und bewirken, je nach der Art und Stärke der Einflüsse, Reaktionen, die sich in den einzelnen Organen auswirken.

Der Vorgang ist ein so rascher, daß der Mensch das Hintereinander der Vorgänge nicht erfassen kann und daher der Meinung ist, daß im Gehirn beziehungsweise Geist allein die Reaktion gebildet und ausgelöst wird. Der Seele wird diese Funktion nicht zugedacht. Es ist aber sehr wichtig, das zu wissen, weil dadurch der Seele und ihrer sehr großen Bedeutung ein entsprechendes Augenmerk zugewendet wird.

Es ist ein weites Kapitel und es wäre notwendig, jede einzelne Organfunktion in bezug auf den Zusammenhang mit der Seele zu studieren. Die Organe sind, wie wir wissen, auch sehr verschieden in ihrer Empfindlichkeit und nicht alle sind anfällig bei stärkerer Inanspruchnahme.

Die wichtigsten Einflüsse, aus denen Schädigungen für den Organismus entstehen können oder die hemmend auf die Entwicklung des Geistes beziehungsweise Geistwesen wirken können, wollen wir später besprechen. Ich wiederhole also nochmals: Die Seele allein ist der Vermittler zwischen Geist und Körper, und was der Geist willens ist zu tun, muß über die Seele zur Tat werden. Es ist ein großes Kapitel, das wir in diesem Zusammenhang besprechen werden, vorerst aber müssen noch einige allgemeine Grundsätze aufgezeigt werden, damit der genaue Vorgang einleuchtet und verständlich wird.

Wir haben vom Geistwesen gesprochen, das seinen Sitz, oder besser gesagt, sein Hauptorgan im Gehirn hat und daher von der Beschaffenheit dieses Organs weitgehend abhängig ist. Ein wohl und gesund oder normal entwickeltes Gehirn bietet jedem Geistwesen die Möglichkeit, seine Lebensfunktionen, seinen Lebenswillen voll zur Auswirkung zu bringen. Allein ist es aber nicht in der Lage, tätig zu sein oder eine Tat zu setzen, es braucht dazu die Seele. Ist sie gehemmt oder behindert, so wird beim besten Willen der Geist die Tat nicht erfüllen können, die er vorgenommen hat.

Ich will mich heute damit beschäftigen, die Ursachen für die Auswirkungen von Einflüssen auf die Seele näher zu untersuchen und darzulegen, wieweit es notwendig ist, sie zu beachten und zu prüfen, ob sie von günstigem oder ungünstigem Erfolg für den Menschen und seine Entwicklung sind.

Wir haben bereits gesehen oder davon gesprochen, daß wir zwischen Einwirkungen von außen und solchen vom Geistwesen direkt unterscheiden müssen. Die Seele ist zwar ein sehr starkes, unzerstörbares Instrument, kann aber, wie der Geist selbst, in seiner Tätigkeit gehemmt oder behindert werden.

Körperliche Einflüsse sind es in erster Linie, die die Bewegungsfreiheit und Kraft beeinträchtigen können. Lebenskraft ist die Fähigkeit, die Organe zu betätigen, ihnen den Aufbau zu ermöglichen und die notwendige Nahrung zuzuführen, damit sie erhalten bleiben und ihre Aufgaben richtig ausführen können.

Man kann sich leicht vorstellen, daß auch die Lebenskraft nur ein bestimmtes Maß hat und daher die Beanspruchung genau abgewogen sein muß, um das, wie man sagt, seelische Gleichgewicht zu erhalten. Nicht alle Menschen sind imstande, das richtige Maß zu finden und zu halten. Viele beanspruchen ihre Lebenskraft mehr als zulässig als von Natur aus gestattet wäre. Das Hauptaugenmerk müßte darauf gerichtet sein, in der Erziehung und Pflege des Körpers die richtige Dosis zu finden und nicht rein körperliche Überbelastungen, ich meine jetzt mechanische, wie zum Beispiel ungesunde und übermäßige Ernährung, Überanstrengung von Herz und Lunge und aller Glieder des menschlichen Körpers. Auch Überbelastung des Gehirns durch übermäßige Gedankenarbeit gehört hierher.

Solche Überbelastungen wirken sich zuerst auf die Seele aus, die von der ihr eigenen Lebenskraft mehr als gut ist, abgeben muß und dadurch geschwächt wird.

Es müßte möglich sein, für die Prüfung des sogenannten seelischen Gleichgewichts auch Meßapparate zu bauen, wie man ja für die Prüfung von Organen solche schon besitzt. Das ist aber noch Zukunftsmusik und erfordert eine bedeutende Weiterentwicklung der Wissenschaft auf diesem Gebiet. Solange die Medizin wohl das Vorhandensein einer Seele anerkennt, sie aber doch organisch oder exakt nicht erfassen kann, ist es auch nicht möglich, exakte Prüfungen anzustellen. Es bedarf dazu noch eines gewaltigen Fortschritts der Wissenschaft.

Deshalb müssen wir uns vorläufig damit begnügen, den Vorgang zu erfassen und aus dem jeweiligen Resultat die Grenzen der Belastungsmöglichkeit festzustellen.

Es bedeutet in der Individualpsychologie schon einen großen Fortschritt, daß man zu untersuchen beginnt, wo die Grenzen des Erlaubten für den einzelnen liegen. Nicht nach allgemeinen Regeln läßt sich die Grenze ziehen, für jedes Individuum getrennt und unter Berücksichtigung aller Faktoren, die dazu wirken und maßgebend sind. Es sind schon recht gute Methoden. Die Erfolge bestätigen die Richtigkeit der Auffassung und Durchführung.

Anders ist es mit der Auffassung von Ursache und Wirkung. Niemand, der Anhänger dieser Wissenschaft ist, läßt sich davon überzeugen, daß die Ursachen für so viele Verhaltensweisen in einer Zeit liegen, die sich der genauen Kenntnis und Beurteilung verschließt. Es ist sehr weise eingerichtet, daß dem so ist, denn es wäre nicht zum Heil der Menschheit, wenn man für jedes Individuum alle Lebensläufe, die schon hinter ihm liegen, überblicken könnte. Ein unvorstellbares Dilemma, in das man da geraten würde. Lassen wir es also ruhig dabei, daß der Mensch schon ein fertiges Programm, wollen wir es Veranlagung nennen, ins Leben mitbringt. Beachten wir aber dabei, daß es keineswegs von seinen Vorfahren ererbt ist, die nun in materieller Beziehung zu seinem Milieu gehören.

Wir haben wohl schon davon gesprochen, ich möchte nun näher darauf eingehen. Es gibt ein passendes Sprichwort: „Gleich und gleich gesellt sich gern.“ Wollen wir das zugrunde legen, so entsteht gerne die Auffassung, daß die Gleichheit oder besser gesagt Ähnlichkeit des Charakters zweier Menschen, die körperlich miteinander verwandt sind, aus dieser Verwandtschaft resultiert. Das ist aber nicht richtig, denn in Wirklichkeit trifft dies in den wenigsten Fällen zu.

Durch gleiche oder ähnliche Verhaltensweisen ist noch lange nicht auf Gleichheit des Geistwesens zu schließen, denn Handlung im materiellen Bereich kann durch Erziehung, Vorbild oder auch Zwang in jeder Form verursacht werden. Die Beurteilung eines Charakters, womit ich den geistigen Wert des Menschen bezeichnen will, ist unendlich schwierig. Mit Recht sagt man, daß in jedem Menschen ein guter Kern liege, jedoch mehr oder weniger fühlbar oder erfaßbar.

Ihn von allen Fesseln zu befreien ist Aufgabe der Individualpsychologie, aber nicht nur der Wissenschaft allein oder rein theoretisch, sondern praktisch auf allen Gebieten des menschlichen Daseins. Auch hier bedarf es der größten Aufmerksamkeit gerade für die Individuen, bei denen das gute Zentrum verschlossen ist und aus eigener Kraft nicht ans Licht kommen kann. Es ist bestimmt eine große und schwierige Aufgabe, aber die Mühe lohnt sich. Ein einziger Mensch, der aus diesem Gefängnis befreit wird, wirkt weiter in gutem Sinne und tausendfältig. Man darf nicht etwa resignieren, weil es doch nur sowenig gute Geister gibt und die weniger Entwickelten anscheinend in überwältigender Mehrheit.

Ein Guter wiegt aber mehr als tausend Böse auf, und wir haben viele Beispiele dafür, daß große und gute Geister zu Führern bestimmt und auserkoren sind und es sehr wohl verstehen, die minderwertige Menge zu lenken und zu leiten. Das eben aus dem Grund, weil in jedem Geistwesen ein Gutes verborgen ist, ihr müßt es nur zu wecken wissen.

Dazu ist es aber notwendig, daß man sich darüber klar wird, wie nebensächlich und unwichtig dabei der materielle Rahmen ist. Wir hier haben es leicht, wir sehen genau an der Ausstrahlung der Menschen ihren inneren Wert, ihre geistige Reife und wissen daher, wo der Hebel angesetzt werden müßte.

Wird erst der Verkehr mit dem Jenseits ein Teil der Wissenschaft werden, dann wird man bald Apparate herstellen können, mit denen eine solche Ausstrahlung aufgenommen oder in irgendeiner Form registriert werden kann. Es wird eine Wissenschaft sein, nur wenigen Auserwählten vorbehalten, die in der Lage sein werden, das Aufgenommene richtig zu beurteilen und zu verwerten.

Dann wird man beginnen, je nach der Intensität, vielleicht auch nach der Farbe der Ausstrahlung zu erkennen, wie jedem Individuum der richtige Weg zur Vollendung seiner Aufgaben oder zur Weiterbildung seines geistigen Fortschritts gewiesen werden kann. Es wird eine Zeit sein, in der man von vornherein große Fehlleistungen und Verbrechen wird verhüten können. Die menschliche Gesellschaft wird nicht mehr nur materiellen Erfolgen den größten Wert beimessen und bald in Frieden und wahrhafter innerer Freiheit das Erdendasein meistern.

Ich möchte aber nicht zu ungerechtfertigten Hoffnungen verleiten, soweit es die nächsten Generationen betrifft. Ein solcher Prozeß ist nicht von einem Tag auf den anderen möglich. Wann es soweit sein wird oder wie lange man darauf noch wird warten müssen, kann ich nicht sagen.

Zeitrechnung kennen wir im Jenseits nicht. Bei uns geht die Sonne niemals unter, wenigstens in der Sphäre, in der ich die Gnade habe, sein zu dürfen. Wir haben daher kein Gefühl für Zeit, wir wissen nur, daß manche Geistwesen nach einigen hundert Jahren ihres irdischen Daseins wieder auf die Erde zurückgegangen sind. Auch diese Intervalle sind sehr verschieden, abhängig vom Willen des Individuums, das frei zu wählen hat, wann und warum es ein Erdendasein auf sich zu nehmen gewillt ist. Für uns im Jenseits ist ein Jahr nur ein ganz kurzer Augenblick, weil wir von einer hohen Warte die unendliche Zeit hinter unserem augenblicklichen Dasein sehen, die im Vergleich zum irdischen unermeßlich ist. Die Unsterblichkeit des Geistwesens aber läßt uns eine unabsehbare Zeitspanne vor uns liegend ahnen, denn auch wir sind noch nicht so weit in unserer Entwicklung fortgeschritten, daß wir alles wissen könnten, was unser noch harrt. Eines ist aber wichtig, immer wieder vor Augen zu halten, daß es nur ein Aufwärts gibt in der Entwicklung des Geistes, daß der Mensch noch ein armseliges Zwischenwesen ist und für lange Zeit, um mit der Zeitrechnung des Irdischen zu sprechen, ein solches bleiben wird, bis es die Vollendung im göttlichen Sinn erreichen wird.

Auch diese Dinge sind notwendig wissenswert, wenn eine richtige Einstellung zum Leben auf der materiellen Welt erreicht werden soll. Eine solche ist aber erforderlich, wenn man den wahren Fortschritt der Menschheit wünscht und bewirken will. Damit schließe ich für heute.

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