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20. Vom Erkennen des Lebensendes. Die geistigen Regionen oder Sphären. Die geistige Reife

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Ich habe das letzte Mal davon gesprochen, wie ich das irdische Leben beendet habe und ins Jenseits herübergekommen bin. Es ist wohl noch einiges dazu zu sagen, damit die Lage noch klarer und verständlicher wird. Vor allem mußte aus meiner Schilderung hervorgehen, daß ich das Ende des Lebens überhaupt nicht gefühlt habe. Es war mir nur eine unsägliche Müdigkeit zum Bewußtsein gekommen, die ich mir nicht erklären konnte. Sie war der Anfang der großen Passivität, von der ich schon sprach und die in ihrer Vollkommenheit zur Loslösung von Seele und Geist aus dem Körper führt, weil dann die Lebenskraft der Seele so gesteigert ist, daß sie die Trennung von dem materiellen Gefängnis herbeiführen kann.

Nicht immer ist es aber so wie bei mir, da ich kein schweres Leiden hatte, zumindest nicht bewußt, daß ich mit meinem Verstand das nahende Ende hätte erfassen können. So geht es jedem, der so plötzlich die irdische Welt verläßt, sei es durch Stillstand der Organfunktionen infolge einer kurzen Krankheit oder durch eine gewaltsame Beendigung ihrer Tätigkeit.

Der Mensch fühlt bei längerem Leiden oder besser gesagt, er erkennt das nahende Ende mehr oder weniger deutlich, das tatsächliche Ende erkennt er aber erst, wenn er im Jenseits angelangt, also vollkommen getrennt ist vom materiellen Körper.

So wie der Körper unverändert bleibt, wenn der Mensch sein Kleid auszieht, so sind auch Seele und Geist unbeeinflußt vom Verlassen des Körpers. Sie sind im Körper und außerhalb desselben in ihrer Existenz unberührt und unzerstörbar.

Der Körper aber kann krank sein und die Seele behindern und den Geist stören. Sobald sie ihn verlassen haben, sind alle Schmerzen zu Ende, und es bleibt höchstens eine noch zu ergänzende und zu stärkende Lebenskraft übrig. Diese wird je nach dem Grad der Erschöpfung bald regeneriert und erfreut sich dann einer Leistungskraft, die Erwartungen und Vorstellungen im Irdischen weit übertreffen. Sie sind dann nicht mehr miteinander vergleichbar, möchte ich sagen.

Natürlich spreche ich hier nicht von solchen Geistwesen, die wegen ihrer großen Fehler und mangelhaften Reife noch im Dunkeln leben. Geistwesen von höherer Entwicklungsstufe haben meist wohl Irrtümer zu bekämpfen und umzulernen, sind aber auf dem besten Weg nach oben und teilhaftig aller Vorteile des Jenseits und aller Wohltaten. Unterentwickelte Geister irren eben noch und müssen sich bemühen, aus dem Dunkel herauszukommen. Sie haben dazu alle Hilfen und Helfer an der Seite. Da aber ihr Wille frei ist, können sie nur dann höher kommen oder erst dann, wenn sie selbst den Willen dazu haben und sich gerne leiten lassen. Noch sehr viele leben im Dunkeln, nicht nur auf der materiellen Welt, sondern auch hier im Jenseits.

Ich kenne alle diese Entwicklungsstufen oder Sphären, und es sieht im Augenblick noch recht trostlos um uns aus. Wenn wir aber weit zurückblicken, müssen wir erkennen, daß auch wir ganz von unten angefangen haben und von großer Gnade sprechen müssen und dankbar aufsehen in die göttlichen Regionen, daß gute Führer uns den Aufstieg bis hierher ermöglicht haben. Es ist noch immer eine niedrige Stufe im Verhältnis zu der unabsehbaren Höhe, die sich vor uns zeigt.

Was wir aber von Sphären und Regionen sprechen, ist nicht räumlich zu denken wie im irdischen Sinn, sondern psychisch möchte ich sagen und rein geistig. Je größer die Reife der Seele und die Entwicklung des Geistes, umso höher die Region oder Sphäre. Man kann sich das ungefähr so vorstellen, daß ein reifes Geistwesen eine viel größere Sehkraft besitzt und eine größere Fähigkeit zur Aufnahme von Farben und Tönen und Gedanken besitzt, so daß es mehr sehen und besser hören und erfassen kann, als ein weniger entwickeltes.

Auch im Irdischen gibt es Menschen, die einen feineren Geschmack, Geruch, ein feineres Gehör etc. haben als andere, nur daß es da mit körperlichem Befinden und körperlicher Entwicklung zusammenhängt, mehr als mit geistiger.

Reife im geistigen Sinn ist nicht ganz dasselbe wie geistige Reife im irdischen Bereich. Mancher Mensch wird als geistig hochstehend befunden und ist, wenn er herüberkommt, ein kleiner unbedeutender Zwerg, wogegen oft ein nach menschlicher Auffassung ganz ungebildeter Mensch vielleicht höhere Reife beweist, wenn er hier ankommt als andere, die ihm weit überstellt waren.

Das menschliche Dasein ist noch voll von Irrtümern, die zu erkennen und zu beseitigen eine große und schwierige Aufgabe bedeutet. Auch wir hier sind nicht ohne Irrtümer und müssen ständig daran arbeiten, zur Wahrheit vorzudringen. Wir haben unsere großen Lehrmeister und Führer und lernen den Weg zu gehen, der uns zur Wahrheit führt. Es wird auch uns nicht einfach das Resultat, möchte ich sagen, zu Füßen gelegt, wir müssen unseren Geist gewaltig betätigen, um Schritt für Schritt aufwärts zu steigen und noch klarer zu sehen.

Aber es darf nicht angenommen werden, daß es etwa nur um Wissen geht, Wissen von den Zusammenhängen, von denen ich schon so viel gesprochen habe. Es geht um ein großes, erhabenes Ziel. Nur allumfassende Liebe kann in Verbindung mit großem erhabenem Wissen dem Ziel näher bringen. Wir haben schon einmal von Liebe gesprochen, aber es ist ein unerschöpfliches Thema. Fast möchte ich sagen, daß das irdische Wort Liebe nicht die richtige Bezeichnung ist. Ich möchte es die unendliche Harmonie nennen. Geist und Seele in Harmonie zueinander ist die große und allein nutzbringende Ausgeglichenheit, aus der nur Gutes entspringen kann. Die Menschen fassen es auch unter der Bezeichnung Tugend zusammen, verstehen aber wohl nicht alle das gleiche darunter. Wir werden im Verlauf der Abhandlung noch oft darauf zurückkommen und langsam die Begriffe aus dem Irdischen sammeln, die unter dem Begriff Harmonie und Liebe im geistigen Sinn zu verstehen sind. Soviel über meine Auffassung davon.

Ich bin vom eigentlichen Thema etwas abgekommen. Ich sagte, daß ich nicht empfunden habe, wie ich mich aus dem Körper entfernte oder, besser gesagt, daß ich nicht ahnte, daß mein irdisches Dasein zu Ende war, daß ich gar nicht mehr weiß, ob ich vorher noch Schmerzen litt. Ich glaube aber, daß bei so plötzlichem Verlassen des Körpers die Seele keine Empfindungen mehr hat von der Störung der Organe und daher auch der Schmerz nicht mehr zum Bewußtsein kommen kann.

Was die Menschen als Todeskampf bezeichnen, ist die mehr oder weniger rasche Loslösung des Geistwesens vom materiellen Körper. Wie ich sagte, mußte ich immer wieder zu meinem Körper zurückkommen. Das war dadurch bedingt, daß das Lebensband nicht so schnell gelöst ist, wenn auch das Geistwesen schon frei geworden ist. Alle diese Vorgänge sind nicht willkürlich, sondern nach feststehenden Gesetzen und für jeden Menschen vorausbestimmt.

Kein noch so großer Arzt kann daran etwas ändern. Er kann nur bei einem Menschen, dem das Ende schon bewußt oder dem Arzt bekannt bevorsteht, Erleichterung schaffen, den Glauben an das Leben festigen und ihm Ruhe geben, die ihm den Abschied von der Welt leicht macht.

Das geschieht sicher nicht durch eine Beichte am Totenbett und Zeremonien, wie sie die Kirche veranstaltet. Denn ich habe schon einmal gesagt, daß keiner seine Fehler abladen oder um Vergebung bitten kann. Was er im irdischen Leben nicht mehr gutmachen kann, das nimmt er als Bürde ins Jenseits mit und hat nach eigenem gutem Willen die Möglichkeit zu büßen, wie es die Menschen nennen, oder eben durch gute Taten sie aufzuheben. Das ist oberstes Gesetz und muß immer wieder hervorgehoben werden.

Diese Tatsache muß auch zum Leitfaden in der Erziehung der Kinder und in der Behandlung von Kranken werden, will man den Menschen helfen, eine höhere Entwicklung anzustreben. Damit genug für heute.

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