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19. Vom Hinübergehen ins jenseitige Leben und vom notwendigen Wissen um die Zusammenhänge

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Heute will ich damit beginnen zu erzählen, wie es einem Menschen geht, der herüberkommt ohne zu wissen oder nur zu glauben, daß es ein Jenseits gibt.

Ich halte es für wichtig, davon zu sprechen, damit es den Menschen einmal klar wird, wie wichtig das Wissen um diese Dinge des Jenseits ist, wenn schwere seelische Leiden und großer Kummer erspart bleiben soll. Diejenigen, zu denen ich spreche, sind ja wohl gläubig, das heißt, sie glauben an ein Jenseits und an ein Fortleben jedes Menschen, ebenso wie an eine Wiederkehr ins irdische Dasein. Sie sind es im Grunde genommen, die einen Teil der Verantwortung dafür tragen, daß so viele im Dunkeln leben, denn ihre Aufgabe ist es, aufklärend zu wirken, den Suchenden den Weg zu weisen und aus authentischer Mitteilung die Wahrheit zu verkünden.

Es ist richtig, wenn man mir entgegenhält, die Zeit sei noch nicht reif und die Menschen, die von solchen Dingen sprechen oder gar sich damit befassen, als Medien oder Prediger oder was sonst noch, seien verrückt oder – besser gesagt – würden dafür gehalten, weil sie ihre Märchen nicht beweisen können.

Es wird bald die Wissenschaft davon eingenommen sein und Forschungen anstellen, Beweise finden, ganz abgesehen davon, daß solche schon vorliegen, aber der Mut fehlt, sich ihrer zu bedienen und sich mit Dingen zu befassen, die anscheinend für das irdische Leben bedeutungslos oder doch unwichtig sind.

Deshalb will ich einmal dartun, was geschieht, wenn wir die materielle Welt verlassen und ins Jenseits herüberkommen. Es ist ein Vorgang, den viele Menschen weitgehend selbst an ihren Angehörigen oder Freunden beobachten konnten, die sie oft in Erstaunen und Verwunderung versetzten. Ankündigungen vom nahenden Ende in mannigfacher Form sind da bekanntgeworden, aber wie es den Verstorbenen selbst geht, davon ahnt man nichts. Ich will deshalb einmal erzählen, wie es mir erging, da ich doch wohl nicht ungläubig, doch in meiner Lebensauffassung als Arzt und Anhänger oder Vertreter einer exakten Wissenschaft ablehnend gegenüberstand.

Ich war wohl schon einige Jahre leidend gewesen und mußte immer damit rechnen, daß ein plötzliches Ende meines Lebens vor der Tür stand. Ein solches Wissen veranlaßt zum Nachdenken, denn jeder möchte, daß sein Leben nicht zu Ende wäre.

Meine Auffassung von Seele und Geist war tief in mir verborgen, und obwohl ich mit meinem Lehrer, Alfred Adler, einer Meinung war, daß es nur ein Leben gäbe, habe ich meine Einstellung als Arzt der Wahrheit entsprechend eingerichtet, ohne es zu wissen.

Der Irrtum, dem ich durch die materielle Lebensauffassung verfallen war, hat mich nicht sehr behindert.

Das ist das große Geheimnis unseres Daseins: Es schlummern die Wahrheiten und der bereits erreichte geistige Standard in uns und keine noch so große Irreführung können sie uns für immer oder überhaupt zerstören. Ein großer Irrtum kann den Fortschritt hemmen, bis höhere Einsicht und besseres Wissen den rechten Weg weisen, aber unmöglich machen kann ein Irrtum den Aufstieg niemals. Das ist ein großer Trost und läßt alle Hoffnung wach.

Es war mir im Laufe meiner ärztlichen Tätigkeit wohl klar geworden, daß es Dinge gibt zwischen Himmel und Erde, von denen wir keine Ahnung haben. Richtiger müßte ich sagen, die wir wohl ahnen, aber mit unserem geistigen Niveau nicht verstehen und erfassen können.

Vielerlei Dinge haben mich zu dieser Überzeugung gebracht. Geisteskranke, bei denen keinerlei physische Veränderung festzustellen war, Erscheinungen bei Menschen, die wir für völlig normal bezeichnen mußten nach unserer Untersuchung. Wahrnehmungen von solchen Menschen, die über irdische Begriffe hinausgehen. Die Phantasie an sich, für die eine Ursache gegeben sein muß und vieles andere.

Für das Leben auf der materiellen Welt ist es aber – wie man sieht – gar nicht unbedingt erforderlich, über die außerirdischen Zustände und Verhältnisse Kenntnis zu haben. Im Innersten verborgen ruht das Wissen darum im Menschen, mehr oder weniger verdeckt und verdunkelt durch eine materielle Lebenseinstellung. Wenn aber der Wunsch Wirklichkeit werden soll, die unrichtige Lebensauffassung, die dazu veranlaßt, die Güter des irdischen Lebens zu mißbrauchen und unrichtig zu nutzen, zu bekämpfen und umzustellen, dann ist es notwendig, daß berufene Geister sich dieser Aufgabe annehmen und den Mut finden, sich durchzusetzen.

Man wird sagen, ich hätte jetzt leicht reden, mich könne man nicht mehr fassen und ein Urteil über meinen Geisteszustand sei wohl nicht mehr möglich und sinnvoll. Mit Recht muß ich bekennen, daß ich nun keinen Mut mehr brauche, meine wissenschaftlichen Grundsätze umzustoßen und offen die Wahrheit zu sagen. Mir stellt sich keine materielle Verbohrtheit entgegen. Die Wissenschaftler der heutigen Zeitrechnung haben es noch nicht so leicht.

Ich will nun davon erzählen, wie ich herüberkam und wie es mir ergangen ist. Es war an einem Frühlingstag, und ich befand mich auf dem Lande in meinem Haus, das ich nur selten bewohnte. Meine Gesundheit ließ wohl zu wünschen übrig, aber ich war nicht bettlägerig, sondern ging spazieren mit guten Freunden. Es war an einem schönen Abend.

Als wir weggingen war ich müde und glaubte, nicht gehen zu können. Ich zwang mich aber dazu und siehe da, plötzlich fühlte ich mich ganz gesund und frisch. Ich lief davon und atmete tief die frische Luft, und ich war so froh, wie schon lange nicht. Was ist mit mir geschehen, dachte ich, daß ich plötzlich keine Beschwerden hatte, keine Müdigkeit und keine Atemnot? Ich kam zu meiner Begleitung zurück, und siehe da, was war das? Ich stand da und gleichzeitig sah ich mich auf dem Boden liegen. Die Umstehenden waren verzweifelt und aufgeregt, riefen nach dem Arzt und holten ein Auto, um mich heimzufahren.

Aber ich war doch gesund geworden und fühlte keine Schmerzen. Ich konnte es nicht verstehen. Ich befühlte das Herz des Liegenden, ja es stand still – ich war tot. Aber ich lebe doch! Ich sprach die Freunde an, aber sie sahen mich nicht und gaben keine Antwort. Da wurde ich ärgerlich und ging weg. Aber immer wieder kam ich zurück. Es war kein schöner Anblick für mich, die weinenden, traurigen Freunde, die nicht auf mich hören wollten und der tote Körper vor mir, obwohl ich mich ganz gesund fühlte. Dazu mein Hund, der verzweifelt schrie und nicht wußte, zu wem er gehen sollte. Er sah mich hier und dort.

Nachdem alle Formalitäten erledigt waren und man meinen Körper in einen Sarg legte, da wußte ich, daß ich gestorben sein muß. Ich wollte es trotzdem nicht glauben. Ich ging zu meinen Kollegen auf der Universität, sie sahen mich aber nicht und erwiderten nicht meinen Gruß. Ich war sehr beleidigt. Was sollte ich tun? Ich ging auf den Berg, wo Grete, mein jetziges Medium, wohnt. Sie saß traurig da, hörte mich auch nicht. Es half alles nichts, ich mußte die Wahrheit erkennen.

In dem Augenblick, da mir bewußt wurde, daß ich die irdische Welt verlassen hatte, sah ich meine gute Mutter. Strahlend kam sie mir entgegen und sagte mir, daß ich nun im Jenseits sei. Nicht mit dem Wort, denn dieses gibt es nur im Irdischen. Für uns ist es das Diesseits, die wunderbare Welt, für die es lohnt, die Leiden der materiellen Welt zu ertragen. Ich konnte aber noch nicht glauben, daß es so sei und meinte, geträumt zu haben.

Die Verbundenheit mit der materiellen Welt ist so stark, oder besser gesagt, ich war so stark mit der irdischen Welt verbunden, daß ich noch lange nachher, als ich schon durch Berta – unser erstes Medium – die Möglichkeit hatte zu sprechen, der Meinung war, es sei alles ein Traum.

Langsam nur konnte ich meine Irrtümer erkennen, die ich restlos und klar ersichtlich alle mitgebracht hatte. Ich kämpfte geradezu dagegen, daß das, was ich sah, Wahrheit sein könnte. Ich war recht unglücklich in diesem Dilemma.

Wie jeder Mensch, so hatte auch ich einen guten Führergeist. Er hat mich eingeführt in die jenseitigen Herrlichkeiten, hat mich einen Blick nach oben tun lassen und mir gezeigt, wie hoch ich die Möglichkeit habe zu gelangen, wenn ich gegen meine eingefleischten Irrtümer ankämpfe und mein Dasein dem Fortschritt weihe.

Es ist mir nicht möglich, zu schildern, welcherart die Herrlichkeiten sind und wie ich sie mit irdischen Augen gesehen wiedergeben sollte. Es gibt im Irdischen nichts Vergleichbares, nur armselige Vergleiche wären möglich. Nicht lange habe ich gezögert und mich der Wahrheit widersetzt. Nicht lange im Vergleich zu solchen, die kein Vertrauen zu ihrem Führer haben und die das irdische Leben für das erstrebenswerteste Dasein halten. Sie nehmen oft jahrzehntelang nicht Vernunft an, bleiben mit allem Denken und Fühlen in der materiellen Welt hängen und verzögern so ihren Fortschritt. Auch sie können ihn nicht verhindern oder unmöglich machen, nur verzögern.

Das Leben in diesem Zustand ist aber qualvoll, weil sie – nicht gesehen und gehört von ihren irdischen Freunden und geliebten Wesen – unter ihnen sind und weder irdischen Genüssen noch geistigem Zuspruch sich hingeben können. Ein Mensch, der über das Weiterleben nach dem irdischen Tod unterrichtet ist und gläubig darauf wartet, hinübergeleitet und empfangen zu werden, hat es wesentlich leichter, und es bleibt ihm qualvolle Warte- oder Übergangszeit erspart.

Daß ich trotzdem nun mit Grete in Verbindung bin und mich ihrer Hand bedienen darf, um einige aufklärende Worte zu Papier zu bringen, das beruht auf einer besonderen Erlaubnis. Denn auch wir hier dürfen nicht tun und lassen was wir wollen. Die ewigen, unendlichen Naturgesetze haben alles genau geregelt. Wer dagegen verstößt, ob im Diesseits oder Jenseits, muß es schwer büßen, aber nicht auf Grund eines Richterspruchs, sondern als einfache Reaktion auf die ungehörige Tat.

Wenn ein Mensch sich in unrechter und unerlaubter Weise mit Jenseitigen einläßt, ihren Verkehr sucht ohne dazu berufen zu sein, so wird er es eben so büßen, durch Krankheit und Elend, wie der Geist aus dem Jenseits, der sich in unerlaubter Weise eines irdischen Wesens bedient, um seinen Süchten zu fröhnen oder nur um sich bemerkbar zu machen und in Szene zu setzen.

Alles ist in strengen Regeln geordnet und eingerichtet zum Wohl der Menschheit, wenn es nicht mißbraucht wird. So wie Speise und Trank mäßig und richtig genossen dem Wohle des Körpers bestimmt sind und Freude bereiten, so ist auch der geistige Genuß nur im richtigen Maß für die Menschheit von Nutzen. Es ist deshalb nicht notwendig, daß jeder Mensch, um ernsthaft an das Jenseits glauben zu können, Versuche anstellt, Geister zu sehen oder mit ihnen durch ein Medium zu sprechen. Es genügt, wenn einige Berufene und Eingeweihte die Wahrheit auf direktem Wege erfahren und sie in geeigneter Weise weitergeben.

Die Kirche wäre dazu am geeignetsten. Ihre Auffassung aber vom strafenden, rächenden Herrgott und von der Hölle ist weit entfernt von der Wahrheit und kann die freudige Erwartung auf das ewige Leben in einem besseren Jenseits kaum aufkommen lassen. Wird es erst so weit sein, daß sie mit ihren großen Irrtümern aufräumt, dann wird die Beerdigung eines Verstorbenen keine so herzzerreißende Trauer mehr verursachen, wie dies heute so oft noch der Fall ist. Damit schließe ich für heute.

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