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16. Grundregeln für die Pflege der gesunden Seele. Heilung körperlicher Leiden mit Hilfe von Geist und Seele. Die Macht der Gedanken. Aktivität und Passivität der Seele
ОглавлениеEs beginnt heute ein neuer Abschnitt über die Pflege der gesunden Seele. Das ist, wie schon so oft gesagt, sehr verschieden und bedarf einer ganz besonderen Einfühlung in das Wesen des einzelnen Individuums. Auch hier lassen sich wohl Grundregeln in groben Zügen aufstellen, die es ermöglichen können, den richtigen Weg für die Betreuung der Seele und des Geistes zu finden.
Wie schon einmal erwähnt, sind Seele und Geist untrennbar miteinander verbunden und stehen in ständiger Wechselbeziehung, so daß es für den irdischen Menschen schwer ist, sie in ihren Funktionen voneinander zu trennen. Wir müssen es auch nicht bei unseren Betrachtungen, weil es ganz gleichgültig ist für den gewünschten Erfolg, ob wir die Seele mit einer Behandlung oder den Geist mit einem Reiz irgendwelcher Art treffen.
Daß jede Überbelastung der Organe von außen her die Seele treffen und stören oder schwächen muß, haben wir schon erklärt und daß solche Überbelastungen unbedingt vermieden werden müssen, wenn man seine Seele gesund erhalten will. Das ist also die Forderung nach materieller Mäßigkeit in erster Linie.
Daß natürlich auch umgekehrt ein Zuwenig nicht fördernd wirken kann, ist wohl verständlich. In gleicher Weise wird die Seele eben nicht imstande sein, die Kräfte aufzubringen oder zu erzeugen, die zur Betätigung der Organe erforderlich sind, wenn der materielle Leib unterernährt ist. Das ist uns wohl nichts Neues, da wir schon lange wissen, daß die Stimmung oder Laune oder wie wir es nennen wollen sinkt, wenn Müdigkeit und Hunger, Blutleere und so weiter den Organen zusetzen.
Immer aber erfahren die Organe die Schwächung oder Mehrbelastung nur über die Seele. Wie ein elektrischer Strom ungefähr leitet sie das Gefühl über die Organe ins Gehirn und löst dort im Geist die Wahrnehmung aus. Man kann also sagen, ohne viel fehlzugehen, daß jeder Einfluß auf den Körper oder Geist immer auch die Auswirkung auf die Seele oder Lebenskraft im Besonderen hat.
Wir haben ja schon festgestellt, daß Körper, Seele und Geist eine Einheit sind und keiner von den dreien für sich allein lebensfähig ist. Die Wechselbeziehungen sind so eng, daß niemals auf einen der drei Teile ein Einfluß ausgeübt werden kann, ohne daß die beiden anderen unbedingt in Mitleidenschaft oder in gutem Sinn in den Mitgenuß gebracht werden. Nun sind wir dort, wohin ich von Anfang kommen wollte.
Wir können ein rein körperliches Leiden nicht richtig heilen, wenn wir nicht die Hilfe von Geist und Seele dazu empfangen. Wir wissen schon aus Erfahrung, wie sehr es auf die Heilung einer Krankheit fördernd wirkt, wenn wir sagen können, der Patient hat einen starken Lebenswillen. Er hilft dem Arzt bei der Behandlung mehr als alle Medikamente.
Darum muß man auch umgekehrt davon ausgehen, daß jede Krankheit ihren Hauptsitz in der Seele hat. Der Arzt muß fragen: Wodurch und in welcher Weise wurde die Seele überbelastet und geschwächt, daß ein Organschaden entstehen konnte? Freilich nicht bei Schäden, die rein durch mechanische Einwirkungen erfolgen. Es muß dazu gesagt werden, daß es nicht leicht ist, dies immer festzustellen, da es der Patient in den meisten Fällen selbst nicht weiß. Der Arzt muß daher über die Lebensweise des Patienten genaue Informationen einholen und zu ergründen suchen, welcher Art die Störungen der Seele sind, bevor er an eine geeignete Behandlung denken kann.
Die medizinische Wissenschaft bedient sich zu sehr der chemischen Erzeugnisse, die zwar oft geeignet sind, fehlende Substanzen im Organismus zu regenerieren oder Schmerzen zu lindern. Das Wichtigste ist aber die Findung und Aufdeckung der Ursachen, damit man das Übel an der Wurzel fassen kann.
Ich wollte vor allem damit sagen, daß es wichtig ist, die Zusammenhänge zu erfassen und nicht nur den Körper zu betrachten, sondern vor allem die psychische Verfassung.
Arzt sein heißt nicht, wie ein Handwerker die Funktionen der Organe prüfen, dazu ist man bald in der Lage. Das Wissen darum, daß die Seele an jeder Krankheit weitgehend oder überwiegend beteiligt ist, zwingt zu einer ganz anderen Betrachtungsweise.
Ich will nun versuchen, klarzumachen, wie der Arzt vorgehen muß, um das richtige Bild vom Patienten und seinem Verhalten zu erhalten. Die Regeln für die Untersuchung sind ungefähr folgende: erst wird körperlich festgestellt, wo die Schädigung auftritt. Dabei muß sorgfältig vorgegangen werden, denn wie wir wissen, können zum Beispiel Kopfschmerzen die Ursache fast in allen Körperteilen haben. Sie sind nur Symptome und nicht die Krankheit selbst. Das im ganzen Körper verzweigte Nervensystem bringt jede Empfindung ins Gehirn, und ich sage damit nichts Neues, denn das ist der medizinischen Wissenschaft längst bekannt. Dadurch hat der Arzt mehr oder weniger die Möglichkeit, den Herd der Krankheit oder das kranke Organ herauszufinden.
Gleichzeitig aber muß die psychische Auswirkung beobachtet werden, nicht nur in bezug auf die Schmerzempfindlichkeit, sondern über den psychischen Zustand vor dem vermeintlichen Beginn der Erkrankung muß Nachforschung angestellt werden.
Oft erzählen Patienten von selbst, was in der Zeit, bevor sie die Schmerzen oder Beschwerden bekamen, alles auf sie noch dazu eingestürmt war, was sie an Anstrengung nicht hatten vermeiden können oder welche große Aufregungen und Überbelastungen sie für die nächste Zeit zu erwarten hätten. Nicht in einem einzigen Gespräch läßt sich daraus die Ursache genau erkennen, denn dem einen wäre die große Anstrengung, die er zu erwarten hätte, eine Freude gewesen, der andere hatte Furcht davor und flüchtete geradezu in die Krankheit. Wie diese Flucht in die Krankheit möglich ist, will ich erklären.
Die Macht der Gedanken ist viel größer, als ein Mensch überhaupt geneigt ist anzunehmen. Menschen, die weit voneinander entfernt sind, können ihre Gedanken übertragen. Dieses Phänomen ist allseits bekannt und ist praktisch vielfach bewiesen. Daß diese Kraft der Gedanken in noch viel höherem Maße den Menschen befähigen oder beeinträchtigen kann, darf daher als verständlich angenommen werden, den Menschen, der die betreffenden Gedanken selbst hat und auf sich bezieht.
Man spricht oft von Suggestion, von Autosuggestion und so weiter. Diese Begriffe sind richtig und nichts anderes als die Macht der Gedanken.
Ist das Geistwesen, das sich selbst oder ein anderes Geistwesen, das von starken Gedanken getroffen wird, selbst schwach, das heißt willensschwach und ohne inneren Widerstand, so wird der günstige oder ungünstige Einfluß stärker sein als bei einem willensstarken Geist.
Innerer Widerstand bedeutet nicht etwa immer Kraft, sondern auch mangelnde Aufnahmebereitschaft, verursacht durch übermäßige Aktivität.
Wir kommen nun endlich den Gedanken an die Pflege der Seele immer näher, worüber ich schon habe sprechen wollen. Dazu müssen wir unterscheiden zwischen Aktivität und Passivität der Seele oder Aufwand von Lebenskraft und Empfang derselben.
Aktivität bedeutet, in richtigen Grenzen geübt, die richtige Nutzung der Lebenskraft. Passivität ist der Zustand der Ruhe, ein Abschalten der geistigen Tätigkeit, beschränkte Aktivität, denn restlose Passivität würde einen Stillstand aller Organfunktionen bedeuten und damit den irdischen Tod. Restlose Passivität bedeutet aber deshalb auch Empfang der größten Lebenskraft für Seele und Geist und damit Loslösung vom materiellen Körper. Dieser Zustand ist aber nicht das, was wir besprechen wollen. Wir wollen das Maß der Passivität kennenlernen, das dazu geeignet ist, so viel Lebenskraft aufzunehmen, daß unsere Organe, unser Gehirn und unser Nervensystem die bestmögliche Leistungskraft erhalten. Das Gehirn ist in wachem Zustand stets aktiv. Kein Mensch kann in wachem Zustand die Gedankenarbeit abstellen. Er kann sie aber herabmindern, kann in einen Halbschlaf kommen und damit schon die Möglichkeit zu neuer Kräftesammlung schaffen. Der Schlaf gibt weitgehende Passivität und damit die stärkste Grundlage für die Aufnahme neuer Kräfte. Das wissen wir schon aus Erfahrung. Was aber unser Geist im Schlaf bewirkt, wo er sich befindet, da er in uns arbeitet, ist wohl für die Medizin noch Neuland und wäre wert, näher betrachtet zu werden. In der Zeit, da das Gehirn nicht arbeitet, ist der Geist im Körper ohne Betätigung. Er hat die Möglichkeit, den Körper zu verlassen und andere Sphären aufzusuchen. Allerdings bleibt er immer mit dem Körper in Verbindung durch ein sogenanntes Lebensband. Bei seinem Wiedereintritt in den Körper bewirkt er das Erwachen. Nun kommt es natürlich darauf an, wohin es das Geistwesen gezogen hat, entsprechend seiner Reife oder Unreife. Nur selten bleibt von dieser Exkursion, möchte ich sagen, eine Erinnerung für den Menschen zurück, aber neue Lebenskraft haben Seele und Geist gesammelt. Deshalb ist ein gesunder ungestörter Schlaf von größter Wichtigkeit.
Auch gibt es Ausnahmen. Menschen, die stärkere Bindungen mit der Geisterwelt besitzen, beispielsweise die Medien in verschiedener Art, haben vielfach sogenannte Wahrträume oder Visionen. Sie sehen, möchte ich sagen, hinter die Kulissen, und es bleibt auch die Erinnerung daran. Nicht immer oder nur selten wird sie in der tatsächlich erlebten Form wiedergegeben, was darauf zurückzuführen ist, daß eben im Irdischen die Begriffe für das im Jenseits erlebte fehlen und seine Übersetzung ins Irdische erfolgt. Ich will deshalb nicht von diesen Einzelerscheinungen sprechen, weil es zu großen Irrtümern Anlaß geben könnte.
Ich sprach von der für den lebenden Menschen stärksten Passivität, dem Schlaf. Wichtiger aber für den Kranken ist noch die Erziehung zur Passivität in wachem Zustand, wodurch die Sammlung von neuer Lebenskraft bewußt und mit Willen bewirkt wird. Um solche Passivität zu erreichen, bedarf es nicht etwa nur einer Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit oder der Umkehrung von Aktivität, Betätigungsfreude und Betätigungsdrang. Es ist eine Passivität der Seele, die Bereitschaft zum Empfang. Nur mit Einstellung auf das Gute, auf das Göttliche, auf Frieden, Ruhe und Vertrauen in sich selbst und auf seine göttliche Führung und den unendlichen Willen, in Harmonie mit der Umwelt und mit dem Unendlichen, kann Passivität erzeugt und mit Erfolg bewirkt werden. Wie man sich in Passivität versenkt, davon das nächste Mal.