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New Kids on the Block: der afrikanische Babyboom
ОглавлениеWährend die Bevölkerungszahlen in Europa, Nord- und Südamerika und Ostasien nicht einmal auf konstantem Niveau gehalten werden können, nehmen sie in Subsahara-Afrika zu, wenngleich nicht mehr so schnell wie in der Vergangenheit. Dennoch wird prognostiziert, dass seine Bevölkerung von heute 1,3 Milliarden auf zwei Milliarden bis 2038 und auf 3 Milliarden bis 2061 wachsen wird. Einige Forscher sagen voraus, dass ein großer Krieg oder eine verheerende Epidemie Afrikas demographischen Schwung bremsen könnte. Die bewaffnete Auseinandersetzung mit den höchsten Opferzahlen in der Geschichte war der Zweite Weltkrieg, der 50 bis 80 Millionen Menschen das Leben kostete, doch er berührte Afrika nur am Rand. Die globale Aidsepidemie kostete bislang 36 Millionen Menschen das Leben, zwei Drittel davon in Afrika, wobei Südafrika, Nigeria, Tansania, Äthiopien Kenia, Mosambik, Uganda und Simbabwe am härtesten betroffen waren. Und doch sieht man oben in Abbildung 3, dass die Bevölkerungskurve für Afrika in den achtziger und neunziger Jahren, als die Epidemie am schlimmsten wütete, kaum sichtbare Dellen aufweist. Deshalb würde nur ein gewaltiger Krieg oder eine Epidemie, die 100 Millionen Menschen dahinrafft, das im Vergleich mit anderen Weltteilen deutlich höhere Bevölkerungswachstum des Kontinents signifikant beeinflussen.
Die Befürchtung drängt sich auf, dass Afrika seine prognostizierte Bevölkerung unmöglich versorgen könnte. Doch wer so denkt, vergisst, wie groß Afrika wirklich ist. Kartografische Darstellungen des Kontinents in unseren Schulbüchern verschleiern seine wahre Größe im Vergleich zur nördlichen Hemisphäre. Abbildung 4 zeigt, dass Afrikas Landmasse etwa so groß ist wie jene von China, Indien, West- und Osteuropa, den Vereinigten Staaten und Japan zusammen.
Natürlich gibt es in Afrika riesige, zu weiten Teilen unbewohnbare Wüsten. Doch gilt dies genauso für alle anderen Länder auf der Karte (mit Ausnahme von Japan). Sogar in Europa gibt es Wüsten – der Filmklassiker Lawrence von Arabien wurde nicht auf der arabischen Halbinsel, sondern vor allem in Südspanien gedreht. Und selbst wenn man die ungeheure Ausdehnung afrikanischer Wüsten berücksichtigt, enthält der Kontinent immer noch den weltweit größten Anteil an brachliegenden, jedoch für die landwirtschaftliche Entwicklung geeigneten Landflächen. Angesichts der Größe Afrikas erscheint eine Überbevölkerung unwahrscheinlich. Auf dem Kontinent leben derzeit 1,3 Milliarden Menschen. In den anderen Ländern auf dieser Karte leben heute bereits 3,5 Milliarden. Gegenwärtig ist die Bevölkerungsdichte in Asien dreimal so hoch wie in Afrika und viermal so hoch wie in Europa.
Keine Frage, Afrikas Bevölkerungswachstum hält verschiedene hartnäckige Probleme bereit. Der Kontinent ist Austragungsort zahlreicher schwerwiegender religiöser und ethnischer Konflikte. Jahrzehntelange, vom Kalten Krieg befeuerte Unruhen fügten der Infrastruktur des Kontinents verheerende Schäden zu. Insbesondere politische und soziale Institutionen – von Regierungsstrukturen über Justizsysteme und Zivilgesellschaften – litten immens oder konnten sich nie richtig entwickeln, was zur weltweit höchsten Konzentration sogenannter »gescheiterter Staaten« führte. Etwa die Hälfte von Afrikas vierundfünfzig souveränen Staaten wird von politischem Chaos, Anarchie und Gesetzlosigkeit heimgesucht. Ein Großteil der Abwanderungsbewegungen von ländlichen Gegenden in die Städte und von dort ins vorwiegend europäische Ausland ist auf Konflikte und Gewalt zurückzuführen, die nicht nur die persönliche Sicherheit, sondern auch die wirtschaftliche Entwicklung der Länder bedrohen.
Afrika ist also nicht frei von Gefahren, doch die möglichen Erträge für die eigene wachsende Bevölkerung sind gewaltig. Aufgrund seiner zunehmend hohen Bevölkerungszahl kann Afrika von den westlichen Industrieländern nicht länger ignoriert werden. Seine Reichtümer werden eine globale Rolle spielen, im Guten wie im Schlechten. Wenn alles gutgeht, wird Afrika zum Wohl der ganzen Welt zu einer Quelle von zukunftsweisenden Innovationen werden. Sollten die Dinge sich zum Schlechten wenden, werden die Konsequenzen weltweit zu spüren sein. Demographie ist nicht »Schicksal«, und doch prägt sie das Leben der Menschen.