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Geld regiert die Welt

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Es überrascht nicht, dass auch Geld bei unseren Kinderwünschen eine große Rolle spielt. Im Jahr 2018 gab die New York Times eine Studie in Auftrag, die herausfinden sollte, warum Amerikanerinnen weniger oder überhaupt keine Kinder bekommen. Vier der fünf wichtigsten Gründe hatten mit Geld zu tun. »Die Gehälter steigen nicht so schnell wie die Lebenshaltungskosten. Kommen dann noch Studienkredite dazu, ist es einfach sehr schwer, sich ein solides finanzielles Fundament zu schaffen – selbst wenn man auf dem College war, einen festen Arbeitsplatz hat und über zwei Einkommen verfügt«, bemerkte David Carlson, ein verheirateter, berufstätiger Neunundzwanzigjähriger, dessen Frau wie er arbeitet. Auch junge Menschen aus Familien mit niedrigen Einkommen haben Angst davor, eine Familie zu gründen, wenn dies bedeutet, dass sie dafür auf bestimmte kostspielige Konsumgüter verzichten müssen. Brittany Butler aus Baton Rouge in Louisiana etwa ist die Erste in ihrer Familie, die eine höhere Schule besucht hat. Mit zweiundzwanzig geht es ihr zunächst darum, einen Hochschulabschluss in Sozialarbeit zu machen, ihren Studienkredit abzubezahlen und in einer sicheren Gegend zu wohnen. Kinder müssen warten.

In den 1960er Jahren schlug der Ökonom Gary Becker von der Universität Chicago einen grundlegend neuen Weg vor, wie man über die Familienplanung nachdenken sollte. Eltern, so Becker, wägen ab zwischen der Quantität und der Qualität bei der Kinderfrage. Wenn zum Beispiel das Familieneinkommen steigt, kaufen die Menschen womöglich ein zweites oder drittes Auto. Doch würde sich ihre finanzielle Situation bis ins Unendliche verbessern, würden sie sich dennoch kein Dutzend oder noch mehr Autos zulegen. Sie kaufen auch kein Dutzend Kühlschänke oder Waschmaschinen. Becker argumentierte, dass Einkommensverbesserungen Menschen dazu brächten, ihr Augenmerk nicht mehr auf die Quantität, sondern vermehrt auf Qualität zu richten. Sie würden ihre Klapperkisten also durch neue größere oder luxuriösere Limousinen oder SUVs ersetzen. Im Fall von Kindern bedeute dies, dass sie sich für weniger Kinder entscheiden, diesen aber eine qualitativ bessere Erziehung zuteilwerden lassen. »Die Abwägung zwischen Quantität und Qualität in der Kinderfrage«, schrieb er, »ist der wichtigste Grund, warum die effektiven Ausgaben für Kinder mit dem Einkommen steigen.«

Beckers Forschungen im Bereich des menschlichen Verhaltens brachten ihm 1992 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ein, und obwohl seine Behandlung eines dermaßen komplexen Gegenstands wie der Fertilität die Rolle von Vorlieben und kulturellen Normen und Werten vernachlässigte, brachte er einen gesellschaftlichen Trend genau auf den Punkt: Viele Eltern geben ihr Geld heute lieber für eine kleine Anzahl an Kindern aus – sei es, dass sie ein Sparkonto für ihr Studium anlegen oder ihre außerschulischen Aktivitäten finanzieren. Der Soziologe Philip Cohen von der Universität Maryland erklärt es so: »Wir wollen mehr in jedes einzelne Kind investieren, um ihm die besten Möglichkeiten zu geben, in einer zunehmend von Ungleichheit geprägten Umwelt mitzuhalten.« So gesehen sind die Kinder Investitionsobjekte mit Kapitalwert und Gewinnraten.

Um zu verstehen, wie Eltern entscheiden, wie viele Kinder sie gerne haben würden, lohnt es sich auszurechnen, wie viel sie für jedes einzelne Kind ausgeben. Im Jahr 2015 berechnete die Regierung der Vereinigten Staaten, dass die durchschnittliche amerikanische Familie die atemberaubende Summe von 233610 Dollar ausgibt, um ein Kind bis zum Alter von siebzehn Jahren großzuziehen. Dieser Betrag kann sich leicht verdoppeln, wenn man die Bezahlung von Hochschulgebühren miteinbezieht. Ich habe auf meinem Laptop eine Tabelle, auf der ich jedes Jahr unser Familieneinkommen und unsere Ausgaben eintrage. Es ist durchaus bemerkenswert, wenn man feststellt, dass meine Frau und ich am Ende die erstaunliche Summe von einer halben Million Dollar für jedes unserer zwei Kinder aufwenden werden, unter der Annahme, dass sie ihren Abschluss an einer teuren Universität machen werden. Ich habe eine zweite Tabelle mit denselben Daten erstellt, nur habe ich darin meine zwei Töchter aus den Berechnungen gestrichen. Am Ende der zweiten Tabelle stehen statt zweier hochgebildeter Töchter ein Lamborghini und ein Ferienhaus an der Atlantikküste von New Jersey.

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