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Kapitel 1 Warum Sie sich während der Schwangerschaft gesund ernähren sollten
Оглавление„Obwohl gute Ernährung in allen Lebensphasen wichtig ist, erkennt man zunehmend, dass das Ernährungsniveau und die individuellen Erfahrungen vor der Geburt und in der frühen Kindheit für die spätere metabolische Gesundheit von besonderer Bedeutung sind. Wird ein Mensch in kritischen Entwicklungsphasen einer unangemessenen Nährstoffversorgung ausgesetzt, kann das im späteren Leben zu einer Disposition für Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes führen. Im weiteren Sinne fällt also der Ernährung schwangerer Frauen und stillender Mütter eine Schlüsselrolle zu für den gesunden Stoffwechsel eines jeden Menschen.“
— Dr. Beverly Muhlhausler, University of Adelaide
Jede Schwangerschaft kommt einem Wunder gleich. Nach wie vor fühle ich mich von dem Gedanken, dass wir neues Leben in uns wachsen lassen können, geradezu überwältigt. Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, dass mir während meiner eigenen Schwangerschaft deutlich bewusst war, dass sich in dieser Zeit in meinem Körper an jedem Tag und in jeder Sekunde sehr komplexe Vorgänge abspielten (dazu gehören Dinge, die bereits in der wissenschaftlichen Literatur beschrieben wurden, als auch Dinge, die wir noch nicht kennen). Ich musste noch nicht einmal über diese Vorgänge nachdenken, denn mein Körper wusste ganz von selbst, was zu tun war. Er wusste, dass an jede Hand fünf Finger gehören, wusste, wo genau die Fingernägel wachsen müssen und wo die Haare hingehören. Das neue kleine Herz wuchs einfach und auch jedes neue Blutgefäß bekam seinen richtigen Platz usw.
Manchmal wird diese Gedankenkette – die Vorstellung, dass der Körper sich um alles kümmern wird und die Bedürfnisse des heranwachsenden Fötus auch ohne Ihr Dazutun befriedigen wird – dahingehend interpretiert, dass man den Verlauf einer Schwangerschaft bzw. die Gesundheit eines Babys nicht steuern oder beeinflussen kann. Man geht davon aus, dass der Körper das tun wird, was er tun muss, und man kann nur hoffen, dass das Schicksal es gut meint und man die richtigen Gene vererbt. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.
Erlauben Sie mir, hier eine kurze Metapher zu bemühen. Jeder, der schon einmal einen Garten hatte, weiß, dass man Tomaten ernten wird, wenn man eine Tomatenpflanze sät. Der Sämling wird weder zu einer Erbse noch zu einer Brokkoli-Pflanze heranwachsen. Im Samen der Tomate sind genetische Informationen gespeichert, die dafür sorgen, dass hier eine Tomatenpflanze heranwächst, solange die Grundvoraussetzungen erfüllt sind: etwas Erde, Wasser und Licht. Das passiert von selbst, auch wenn man keinen grünen Daumen hat. Was aber den blutigen Anfänger vom Gärtnermeister unterscheidet, ist das Auge fürs Detail und das Bereitstellen optimaler Wachstumsbedingungen. Ein Meistergärtner weiß, dass die Pflanze nährstoffreichen Boden und viele nützliche Mikroben benötigt, um optimal wachsen zu können. Er wird seine Pflanze mit allem versorgen, was sie braucht. Er weiß genau, wie viel Licht und Wasser die Tomatenpflanze benötigt, um die besten Tomaten zu produzieren und nicht einfach nur zu vegetieren. Letztendlich geht es auch um die liebevolle Pflege und Zuwendung, die der Gärtner seinen Pflanzen zukommen lässt, damit sie leuchtend grüne Blätter und pralle, saftig rote Tomaten wachsen lassen.
Genauso ist es in der Schwangerschaft. Um es einfach auszudrücken: Wir Menschen sind programmiert, uns erfolgreich fortzupflanzen. Unser Körper wird alles in seiner Macht Stehende tun, um die genetische Information weiterzugeben und die Schwangerschaft bis zum Ende auszutragen. Wäre das nicht so, hätten wir Menschen uns nicht aller Schwierigkeiten wie Mangelernährung und toxischer Belastung zum Trotz so erfolgreich vermehren können. Nun stehen wir aber vor dem Problem, dass die chronischen Krankheiten auf dem Vormarsch sind und vor allem Kinder zunehmend davon betroffen sind. Es gibt bereits einige Forscher, die unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hormonstörungen, Diabetes und Adipositas mit vorgeburtlichen Einflüssen in Verbindung bringen.
Leider dauert es Jahrzehnte, bis diese Art von Forschung es in die klinische Praxis schafft und in die öffentlichen Richtlinien eingearbeitet wird. Deshalb muss man selbst aktiv werden, in die Tiefe gehen und auch die versteckten Zusammenhänge ausfindig machen – genau das habe ich beim Verfassen dieses Buches getan.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Es gibt viele Aspekte einer Schwangerschaft, die Sie nicht beeinflussen können (Ihre Gene, Ihr Alter, Ihre persönliche Familien- und Krankengeschichte, um nur einige Beispiele zu nennen). Aber es gibt auch vieles, auf das Sie Einfluss nehmen können und dazu gehören Ihre Ernährung, ob Sie Sport treiben oder nicht, wie Sie mit Stress umgehen, wie vielen Toxinen Sie ausgesetzt sind und anderes. All das kann Ihre Schwangerschaft nachhaltig beeinflussen und die Gesundheit Ihres Babys langfristig prägen. Man nennt dies auch fetale Programmierung. Das Konzept der fetalen Programmierung existiert schon seit Jahrzehnten und schreibt fest, dass eine Mangelernährung während der Schwangerschaft die Entwicklung des Kindes beeinträchtigt und zu dauerhaften Stoffwechselstörungen führen kann, die das Risiko bestimmter Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Adipositas erhöhen. Dieses Konzept wurde ausführlich wissenschaftlich untersucht und belegt.1
Die meisten von uns sind überzeugt, dass es für unsere Gene einen festgelegten, unveränderlichen Bauplan gibt. Nun haben Forscher aber herausgefunden, dass unsere Gene durch bestimmte Expositionen im Uterus an- und ausgeschaltet werden können, wie zum Beispiel Nährstoffgehalt, Blutzucker- und Insulinspiegel der Mutter, ihre Bewegungsgewohnheiten, Stresshormone, Toxine usw. Das bedeutet, dass Sie immer noch die Auswirkungen dieser „schlechten“ Gene durch gesunde Ernährung und gute Lebensführung minimieren können, selbst wenn Sie denken, nicht das beste genetische Material zu haben. Es wird sich positiv auf die Entwicklung Ihres Kindes auswirken. Natürlich bedeutet das im Umkehrschluss auch, dass sich „gute“ Gene vielleicht nicht durchsetzen können, wenn Sie sich ungesund ernähren oder allgemein nicht gesund leben.
Was Ihre eigene Schwangerschaft betrifft, so haben Sie die Möglichkeit, eventuelle Risiken wie Gestationsdiabetes, Präeklampsie, Frühgeburt, Eisenmangel und ungesunde Gewichtszunahme bzw. Gewichtsverlust durch persönliche Entscheidungen bezüglich Ihrer Lebensführung zu minimieren. Was könnte ermächtigender sein als das?
Wenn Sie eine schwangere Frau fragen, was für sie am wichtigsten ist, dann wird Ihnen jede Frau antworten, dass sie eine gute Schwangerschaft haben und ein gesundes Kind zur Welt bringen möchte. JETZT ist also die ideale Zeit, das „Schicksal“ zu Ihren Gunsten zu beeinflussen.