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Warum echte Nahrung?

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Als ich zum ersten Mal einen Fuß in die Welt der pränatalen Ernährung setzte, war ich schockiert darüber, wie wenig wir eigentlich über die Entwicklung des Fötus wissen. Die Wissenschaft ist immer noch dabei, Stück für Stück herauszufinden, was genau und wann etwas geschieht. Sie mögen es nicht glauben, aber wir finden gerade erst heraus, welche Nährstoffe in welchem Schwangerschaftsstadium in welchen Mengen überhaupt benötigt werden. Selbst die empfohlene Tagesmenge (RDA), die Auskunft darüber gibt, wie viel Sie von einem bestimmten Nährstoff täglich einnehmen sollten, bleibt nach wie vor eine eher vage Vermutung. Bis uns bessere Informationen zur Verfügung stehen (die wir vielleicht nie haben werden), müssen wir uns andere Orientierungshilfen schaffen.

Eine Möglichkeit besteht darin, die Ernährungsgewohnheiten traditioneller Kulturen zu untersuchen, in denen schon seit Urzeiten überwiegend gesunde Babys geboren werden. Von ihnen können wir viel lernen. Die Arbeit von Dr. Weston Price, einem Zahnarzt und Ernährungswissenschaftler aus dem frühen 20. Jahrhundert, könnte hier wertvolle Hinweise liefern. Während seiner Forschungen fand er heraus, dass in traditionellen Kulturen bestimmte sehr nährstoffreiche Lebensmittel für werdende Mütter und Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter besonders geschätzt werden.3 Dr. Price reiste für seine Forschungen um die ganze Welt und erfasste die Ernährungsgewohnheiten zahlreicher Kulturen, die Nährstoffdichte ihrer Nahrungsmittel und den allgemeinen Gesundheitszustand der Menschen. Zu den untersuchten Bevölkerungsgruppen gehörten die Schweizer, Gälen, Inuit, verschiedene malaiische Stämme, die Maori aus Neuseeland, die indigene Bevölkerung der USA und Kanada, Stämme in Ost- und Zentralafrika, Pazifik-Insulaner (Polynesier und Melanesier), die Aborigines aus Australien, die Südamerikaner des Amazonasbeckens sowie die alten Zivilisationen aus Peru und deren Nachkommen. Er entdeckte bemerkenswerte Unterschiede im Nährstoffgehalt der traditionellen, ursprünglichen Ernährung und der importierten, modernen Lebensmittel.

Außerdem fand Dr. Price heraus, dass sich die Ernährungsgewohnheiten dieser Bevölkerungsgruppen auch in deren Gesundheitszustand widerspiegelten. Die Menschen, die sich nach den Gewohnheiten ihrer Vorfahren ernährten, hatten keine Krankheiten und brachten kerngesunde Kinder zur Welt. Im Gegensatz dazu litten Familienmitglieder, die moderne Lebensmittel in ihre Ernährung integriert hatten, deutlich häufiger an gesundheitlichen Problemen. Das gleiche galt für ihre Nachkommen. Kinder, deren Eltern sich von „modernen Lebensmitteln“, wie zum Beispiel Zucker und verarbeiteten Getreideprodukten, ernährten und weniger traditionelle Nahrungsmittel aßen, litten häufiger unter folgenden gesundheitlichen Beschwerden: Zahnkaries, Kieferengstand und -fehlstellungen, Missbildungen (zum Beispiel Klumpfuß und Neuralrohrdefekt), Immunschwäche (erhöhte Infektanfälligkeit, zum Beispiel für Tuberkulose), psychischen Krankheiten und vielen anderen gesundheitlichen Problemen.

Mir fiel an seiner Arbeit am meisten auf, dass sich die negativen Folgen einer schlechten Ernährung nicht nur auf die Kinder der Betroffenen auswirkten, sondern auch auf deren Enkelkinder.

Dr. Prices Beobachtungen konnten in Tierstudien repliziert werden und mittlerweile gilt es in weiten Kreisen als akzeptiert, dass Faktoren wie gesunde, nährstoffhaltige Ernährung und Bewegung den Verlauf einer Schwangerschaft maßgeblich und positiv beeinflussen können, während Toxine, Stress und verarbeitete Lebensmittel genau das Gegenteil bewirken.4,5,6,7,8 Gegenwärtig gibt es einen ganzen Forschungszweig, der sich mit dem Thema „Epigenetik“ beschäftigt und untersucht, wie unsere Gene und die unserer Kinder durch unseren Lebensstil und andere Faktoren beeinflusst werden.9

Nach allem, was ich bei Dr. Price gelesen hatte (und lernte, welche Nahrungsmittel in den traditionellen Kulturen besonders geschätzt wurden), musste ich das, was ich in meiner Ausbildung als Ernährungsberaterin gelernt hatte, sehr in Frage stellen. Wie kann eine fettarme Ernährung als gesund gelten, wenn dabei die wichtigsten Quellen für Vitamin A, Cholin, Eisen und Zink ausgeklammert werden? In den traditionellen Kulturen wird genau das Gegenteil praktiziert. Konventionelle Ernährungsrichtlinien empfehlen während der Schwangerschaft künstlich angereicherte Lebensmittel – zum Beispiel Getreideprodukte, die zusätzlich Folsäure und Eisen enthalten – während sie die Nahrungsmittel ignorieren, die von Natur aus viel von diesen Nährstoffen enthalten. Ganz im Gegenteil – von nährstoffreichen Nahrungsmitteln wie Leber und Vollmilch wird nachdrücklich abgeraten. Wie kann es sein, dass Frauen aus traditionellen Kulturen gesunde Schwangerschaften hatten, wenn sie künstlich angereicherte Lebensmittel überhaupt nicht kannten?

Die modernen Ernährungswissenschaften konzentrieren sich fast ausschließlich auf einzelne Nährstoffe, anstatt diese im Kontext der Nahrungsmittel zu betrachten, in denen sie enthalten sind. Das führt dazu, dass der Fokus auf individuelle Nahrungsergänzungsmittel gelenkt wird und sich fast nur auf die Zufuhr bestimmter Vitamine beschränkt. Diesen Ansatz – vielen bekannt unter dem Begriff „Nutritionismus“ – habe ich nie so richtig nachvollziehen können. Warum übertragen wir die Erkenntnisse der modernen Wissenschaften nicht einfach auf echte Nahrungsmittel?

Mit anderen Worten: Wir müssen herausfinden, welche natürlichen Nahrungsmittel alle wichtigen Nährstoffe enthalten, die für die gesunde Entwicklung eines Fötus wichtig sind, anstatt jeden Tag eine Handvoll Pillen zu schlucken. Schließlich wirken die Nährstoffe synergistisch. Die Natur weiß, was sie tut und es gibt kein Nahrungsergänzungsmittel, das besser wäre als echte, naturbelassene Nahrung.

Deshalb bilden in meinen Ernährungsempfehlungen echte, lebendige Nahrungsmittel den Mittelpunkt für eine perfekte Ernährung in der Schwangerschaft. Wir können das, was wir über einzelne Nährstoffe gelernt haben, mit dem kombinieren, was wir über traditionelle Kulturen wissen.

Und das Ergebnis? Wir vereinen das Beste aus der modernen Forschung und überlieferten Traditionen, damit Sie ein gesundes Baby austragen können. In den folgenden Kapiteln werde ich Ihnen zeigen, welche Nahrungsmittel und Nährstoffe eine gesunde Schwangerschaft fördern und wie Sie Ihr Leben gestalten können, damit sich Ihr Baby gut entwickeln kann. Gleichzeitig möchte ich Ihnen vermitteln, was Sie unbedingt vermeiden sollten und warum. Ich habe es bereits erwähnt – das Schicksal liegt in Ihrer Hand, nutzen Sie Ihre Chance.

Das richtige Essen in der Schwangerschaft

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