Читать книгу Das richtige Essen in der Schwangerschaft - Lily Nichols - Страница 22
Salz
ОглавлениеJe mehr Flüssigkeit Ihr Körper speichert, desto mehr Elektrolyte benötigt er. Elektrolyte sind notwendig, um das Energieniveau zu halten (Energie, die zum Beispiel Ihr Herz braucht, um rund um die Uhr schlagen zu können) und helfen dabei, häufigen Problemen wie Kopfschmerzen und Wadenkrämpfen vorzubeugen. Das heißt aber auch, dass Sie genügend Mineralien, einschließlich Salz, über die Nahrung aufnehmen müssen. Am besten geeignet ist unraffiniertes Meersalz, weil es nicht nur Natrium, sondern auch wichtige Spurenelemente enthält. Normales Speisesalz, wie z. B. koscheres Salz oder Kochsalz, wird wärmebehandelt und gereinigt. Dadurch gehen viele wertvolle Spurenelemente verloren. Salz ist häufig verpönt, ist aber für einen gesunden Körper unentbehrlich. Das trifft vor allem auf die Schwangerschaft zu. Eine Forscherin drückt es so aus: „Während der Schwangerschaft scheint die Aufnahme von Salz über die Nahrung zahlreiche physiologische Veränderungen zu unterstützen, die für das Wachstum und eine gesunde Entwicklung der Plazenta und des Fötus wichtig sind.“63 Die beiden Bestandteile des Salzes, Natrium und Chlorid, sind entscheidend für den Elektrolythaushalt (d. h. für die Kommunikation zwischen den Zellen) und sorgen dafür, dass das Plasmavolumen im Blutkreislauf immer richtig eingestellt ist (reguliert das Flüssigkeitsniveau). Außerdem unterstützen sie die Übertragung der Nervensignale, damit Sie klar denken können und Ihre Muskeln das tun, was sie sollen. Salz leistet einen wichtigen Beitrag für ein gesundes Milieu im Magen, indem es dafür sorgt, dass der Chlorid-Anteil der Magensäure stimmt (Magensäure wird auch Salzsäure genannt). Die wird sowohl für die Absorption von Mineralien und Vitamin B12 benötigt als auch für die Verdauung von Protein und tötet schädliche Bakterien ab, bevor diese den Magen verlassen. Zusätzlich ist Salz ein wichtiges Konservierungsmittel, weil es auf unseren Nahrungsmitteln das Wachstum von Organismen hemmen kann, die uns krank machen können.64
Es ist kein Zufall, dass viele Schwangere ein starkes Verlangen nach salzigen Essiggurken oder Oliven haben. Wahrscheinlich haben Sie gehört, dass Sie während der Schwangerschaft Salz meiden sollten, damit Ihr Blutdruck nicht steigt. Dafür gibt es aber keine Belege. Die meisten Menschen vertragen Salz sehr gut. Tatsächlich hat eine Studie der medizinischen Fakultät an der University of Virginia herausgefunden, dass nur etwa 25 % der Bevölkerung empfindlich auf Salz reagiert (d. h. nur ein Viertel von uns allen reagiert auf Salz mit Bluthochdruck). Zudem hat man festgestellt, dass 15 % der Bevölkerung auch dann noch unter Bluthochdruck leiden, wenn sie Ihren Salzkonsum drosseln.65 Es gibt auch keine Beweise dafür, dass eine salzarme Ernährung eine Präeklampsie (Bluthochdruck während der Schwangerschaft) verhindern oder unter Kontrolle halten kann, obwohl weiterhin das Gegenteil behauptet wird.66 Lesen Sie in Kapitel 7, was Sie gegen Bluthochdruck und Präeklampsie tun können.
Wenn Sie Salz aus Ihrer Ernährung verbannen, kann das schwerwiegende Konsequenzen für Sie haben. Abgesehen davon, dass Salz wichtige Körperfunktionen unterstützt, spielt es auch für die Entwicklung Ihres Kindes eine wichtige Rolle. In einer Studie wird dies wie folgt formuliert: „Salz ist für das normale Wachstum des Fötus unabdingbar. Ein reduzierter Salzkonsum während der Schwangerschaft kann mit intrauteriner Wachstumshemmung oder Tod, niedrigem Geburtsgewicht, unreifer Organentwicklung und verschiedenen Fehlfunktionen im Erwachsenenalter in Verbindung gebracht werden. Wahrscheinlich ist dies auf genvermittelte Mechanismen zurückzuführen.“67 Außerdem ist „es gut dokumentiert, dass ein eingeschränkter Salzkonsum in kritischen Entwicklungsphasen das Hormonsystem und die Gefäß- und Nierenfunktion des Fötus so negativ beeinflussen könnte, dass der Flüssigkeitshaushalt des heranwachsenden Kindes gestört wird“.68 Weitere Forschungen haben ergeben, dass eine salzarme Ernährung sich nachteilig auf die Blutzuckerwerte auswirken und eine Insulinresistenz verschlimmern kann. Beides möchte man in einer Schwangerschaft vermeiden.69
Um es einfach auszudrücken: Auch während der Schwangerschaft ist das Salz keineswegs Ihr Feind, sondern ein Verbündeter. Das soll natürlich nicht heißen, dass Sie x-beliebig viel Salz essen sollen und vor allem keine künstlich verarbeiteten, salzhaltigen Lebensmittel. Dabei geht es nicht nur um das eigentliche Salz, sondern auch um die vielen anderen Zusatzstoffe, die in diesen Lebensmitteln enthalten sind. Was ich hier sagen will, ist, dass Sie im Rahmen einer gesunden, echten Ernährung darauf achten sollten, genügend Salz zu verzehren. Sie dürfen gern mit Salz nachwürzen, beim Kochen ausgiebig abschmecken und viel Eingemachtes und Fermentiertes genießen. Ihre Geschmacksnerven werden Ihnen sagen, wie viel Salz Ihnen guttut. Salz ist ein natürlicher Geschmacksverstärker, besonders, wenn Sie Gemüse damit würzen. Wenn Sie kein großer Fan von bitteren Gemüsesorten wie Grünkohl oder Rucola sind, versuchen Sie es ruhig einmal mit etwas mehr Salz. Sollten Sie auf Salz mit Bluthochdruck reagieren, dürfen Sie Ihren Salzkonsum etwas zurückfahren. Aber auch hier sollten Sie bedenken, dass der Zucker Fruktose einer der Hauptverursacher der Salz-Empfindlichkeit ist.70 Bevor Sie damit anfangen, Ihren Salzkonsum drastisch zu reduzieren, sollten Sie zuerst auf alle gesüßten Getränke verzichten und Fruktose weitgehend aus Ihrer Ernährung verbannen (Maissirup gehört zu den größten Übeltätern, weil er sehr viel Fruktose enthält). Oft treten Bluthochdruck und hohe Blutzuckerspiegel gemeinsam auf, eine kohlenhydratreduzierte Ernährung ist hier ratsam und kann den Bluthochdruck senken.71 Wenn Sie also auf raffinierte Kohlenhydrate und Zucker verzichten, dürfen Sie dafür mehr Salz essen.
Fazit: Salz ist ein essenzieller Nährstoff und sollte während der Schwangerschaft nicht unnötig reduziert werden. Nehmen Sie am besten Meersalz zum Würzen.