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Vitamin B12

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Vitamin B12 spielt für die Entwicklung des Fötus eine entscheidende Rolle und kommt nur in tierischen Nahrungsmitteln vor. Vitamin B12 wird für die Methylierung benötigt, einem Prozess, der an der Genexpression, der Zelldifferenzierung und der Organbildung beteiligt ist.77 Unschwer lässt sich erkennen, dass die Methylierung für die gesunde fetale Entwicklung unabdingbar ist. Ohne Vitamin B12 steigt das Risiko von Fehlgeburten, Neuralrohrdefekten und Frühgeburten.78,79 Im Durchschnitt haben 62 % aller Schwangeren einen Vitamin-B12-Mangel, während dieser bei omnivoren Schwangeren eher selten zu beobachten ist.80

In einer Studie wurden der Vitamin-B12-Spiegel im Blut und die Marker des Vitamin-B12-Status einschließlich Homocystein im ersten, zweiten und dritten Trimester von vegetarischen Frauen (Ernährung ohne Fleisch, aber mit Eiern und Milchprodukten), Frauen, die nur wenig Fleisch (< 300 g pro Woche) und omnivoren Frauen verglichen.81 Die Kombination von niedrigem Vitamin-B12-Serumspiegel und hohen Homocystein-Werten stellte sich als besonders schädlich heraus, weil es die Verfügbarkeit von Folat negativ beeinflusst und die Myelin-Synthese beeinträchtigt. Beide spielen für die Entwicklung eines gesunden Nervensystems eine wichtige Rolle.82 Dieses Muster konnte bei 22 % der Vegetarierinnen, 10 % der Frauen mit wenig Fleischkonsum und 3 % bei den Omnivoren beobachtet werden. Anders gesagt: Obwohl vegetarische Frauen ihren Bedarf an Vitamin B12 über die Ernährung abdecken könnten (durch Eier und Milchprodukte), ist bei Frauen, die nicht genug Fleisch essen, das Risiko eines Vitamin-B12-Mangels erhöht. Das Interessante an dieser Studie ist, dass die empfohlene Tagesmenge für Vitamin B12 allein über die Ernährung bei 60 % der Vegetarierinnen, 94 % der Frauen mit wenig Fleischkonsum und zu 100 % der omnivoren Frauen erreicht werden konnte, ein Mangel aber trotzdem relativ weit verbreitet war. Diese und andere Studien haben gezeigt, dass die empfohlene Tagesmenge für Vitamin B12 zu niedrig angesetzt wird. Wie bereits erwähnt, legen aktuelle Forschungsergebnisse nahe, dass die empfohlene Tagesmenge in der Schwangerschaft für dieses Vitamin nicht ausreichend ist und um ein Dreifaches höher sein müsste.83 Im Klartext heißt das, dass der gelegentliche Verzehr von Eiern oder Milchprodukten in Kombination mit einem handelsüblichen Vitaminpräparat (das „100 %“ der empfohlenen Tagesmenge an Vitamin B12 liefern soll) oder mit Vitamin B12 angereicherten Nahrungsmitteln nicht ausreicht. Das Defizit muss entweder mit genügend tierischen Nahrungsmitteln und/oder einem zusätzlichen Vitamin-B12-Supplement ausgeglichen werden.

Ein Vitamin-B12-Mangel ist bereits während der Schwangerschaft problematisch, wird aber auch in der Stillzeit für viele Frauen zu einer großen Herausforderung. Das liegt daran, dass Frauen mit einem Vitamin-B12-Mangel diesen über die Muttermilch weitergeben. In der medizinischen Literatur gibt es zahlreiche Fallstudien zu schweren Mangelerscheinungen und den daraus resultierenden Entwicklungsverzögerungen, wie zum Beispiel Wachstumsstörungen und motorische Beschwerden – die zum Teil irreversibel sind – bei ausschließlich gestillten Säuglingen von Frauen, die sich vegetarisch oder vegan ernährten.84 Wenn wir darüber nachdenken, was eine optimale pränatale Ernährung ausmacht, müssen wir alle Nährstoffe berücksichtigen, die Ihr Baby für eine gesunde Entwicklung im Mutterleib und nach der Geburt braucht. Eine Ernährung, die Ihnen während der Schwangerschaft alle nötigen Nährstoffe liefert, sollte diese auch für eine gesunde und nahrhafte Muttermilch zur Verfügung stellen. Bis vor ca. 150 Jahren gab es keine künstliche Babynahrung (die erste wurde 1865 entwickelt) und das Stillen war keine Frage der persönlichen Einstellung, sondern notwendig für das Überleben des Säuglings. Das kann vielleicht auch erklären, warum traditionelle Kulturen vor, während und nach der Schwangerschaft so viel Wert auf tierische Nahrungsmittel legen. Eine ausführliche Diskussion zum Thema Stillen finden Sie in Kapitel 12.

Es gibt vegetarische und vegane Frauen, die Ihren Lebensstil aus ethischen Gründen so gewählt haben und in der Schwangerschaft ausnahmsweise Austern essen, die viel Vitamin B12 enthalten. Austern haben kein zentrales Nervensystem und können somit keine Schmerzen empfinden.85 Austern enthalten sehr, sehr viel Vitamin B12, selbst eine kleine Portion von 30 g entspricht mehr als der empfohlenen Tagesmenge. Weitere gute Lieferanten für Vitamin B12 habe ich bereits in diesem Kapitel besprochen.

Das richtige Essen in der Schwangerschaft

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