Читать книгу Das richtige Essen in der Schwangerschaft - Lily Nichols - Страница 35
Vollmilchprodukte und fermentierte Milchprodukte
ОглавлениеZunächst möchte ich klarstellen, dass meiner Meinung nach nicht jeder Mensch Milchprodukte essen muss. Sie sind nicht die einzige Kalziumquelle in der Nahrung, aber wenn Sie Milchprodukte gut vertragen, spricht nichts dagegen, sie in die Ernährung miteinzuplanen. Milchprodukte liefern nicht nur Kalzium, sondern auch Protein, fettlösliche Vitamine (A, D, E und K), bestimmte B-Vitamine, Probiotika und Jod.
Ich möchte hier besonders auf Vitamin K2 eingehen, das in Milchprodukten zwar reichlich vorhanden ist, aber ansonsten leider nicht. Dieses Vitamin ist nicht zu verwechseln mit Vitamin K1, das vor allem in Pflanzen in großen Mengen vorkommt. Vitamin K2 wirkt in Kombination mit Vitamin A und D und unterstützt im Körper den Mineralstoffwechsel. Hier hat es die Aufgabe, die Minerale dorthin zu schleusen, wo sie gebraucht werden – sprich in die Knochen und Zähne – und nicht in die Weichteile. Wie Sie sich vorstellen können, formt sich das Skelett Ihres Babys bereits in der Gebärmutter und diese Vitamine bieten zusammen mit Kalzium und anderen Mineralen die beste Nährstoffgrundlage für starke Knochen. Auch für Ihre eigene Knochengesundheit spielt Vitamin K2 eine wichtige Rolle. Wenn Sie in der Schwangerschaft nicht genügend Nährstoffe zu sich nehmen, „borgt“ sich der Körper diese einfach von Ihnen, um das Kind damit zu versorgen. Das wiederum heißt, dass Sie im Laufe der Schwangerschaft einen Nährstoffmangel entwickeln können, der zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Auch die schwangerschaftsassoziierte Osteoporose (Erweichung der Knochen) zählt hier dazu, was fälschlicherweise häufig auf einen Kalziummangel zurückgeführt wird. Das Beschwerdebild konnte allerdings mit einer Vitamin K2-Supplementierung rückgängig gemacht werden.70
Die positiven Auswirkungen von Vitamin K2 sind nicht nur auf die Knochengesundheit beschränkt. Zu den Nebeneffekten eines gesunden Vitamin-K2-Haushalts gehört auch eine gesteigerte Insulinsensitivität. Das bedeutet, dass eine ausreichende Zufuhr an Vitamin K2 Ihnen auch bei der Regulierung des Blutzuckers helfen kann.71 Wie Sie aus dem letzten Kapitel wissen, ist ein gesunder Blutzuckerspiegel für alle Schwangeren wichtig, ganz egal, ob ein Schwangerschaftsdiabetes vorliegt oder nicht.
Milchprodukte sind auch wichtige Jodquellen, weil Milchkühen in der Regel Jod gegeben wird, damit sie fruchtbar bleiben. Außerdem wird Jod zur Desinfektion der Euter vor dem Melken verwendet. Für Frauen, die keinen Fisch oder Meeresfrüchte essen, sind Milchprodukte und Eier die wichtigsten Jodquellen.72
Auch hier zählt die Qualität. Wenn Sie Milch und Milchprodukte von Kühen aus Weidehaltung kaufen, können Sie sicher sein, dass diese mehr fettlösliche Vitamine und weniger Pestizide enthalten (weil die Kühe Gras anstelle von Mais oder Soja fressen). Milchprodukte aus biologischer Haltung sind die nächstbeste Option, weil diese Tiere nicht zwingend mit Gras, sondern lediglich mit Futter aus biologischem Anbau gefüttert werden (fragen Sie nach, wenn Sie nicht wissen, woher Ihre Milch stammt). Die beste Variante bieten Milchprodukte von Kühen, die auf naturbelassenen, biologischen Wiesen grasen dürfen. Natürlich müssen Sie Vollmilchprodukte kaufen, wenn Sie die fettlöslichen Vitamine haben wollen.
Zusätzlich empfehle ich Ihnen den Verzehr von fermentierten Milchprodukten wie Joghurt, Kefir und gereifter Käse. Fermentierte Milchprodukte enthalten besonders viel Vitamin K2, weil dieses während der bakteriellen Fermentation gebildet wird. Allein diese Bakterien, die wir auch unter dem Begriff Probiotika kennen, haben viele gesundheitliche Vorteile. Tatsächlich hat man festgestellt, dass die Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft fermentierte Milchprodukte aßen, weniger häufig an Ekzemen und allergischer Rhinitis (Heuschnupfen) leiden.73 Der regelmäßige Verzehr fermentierter Milchprodukte kann außerdem das Risiko einer Frühgeburt senken.74
Auch wenn Sie eine Laktoseintoleranz haben, vertragen Sie vielleicht ohne Probleme Butter, Sahne, griechischen Joghurt aus Vollmilch und gereiften Käse. Diese Milchprodukte enthalten von Natur aus wenig Laktose. Man weiß noch nicht warum, aber manche Frauen berichten, dass sie während der Schwangerschaft ohne Probleme Milchprodukte essen konnten, obwohl sie eigentlich eine Unverträglichkeit haben. Sollte das auf Sie nicht zutreffen, werde ich in Kapitel 6 näher auf alternative Quellen für Probiotika, Calcium, Vitamin D und andere Nährstoffe eingehen.