Читать книгу Zweihundertneunundneunzig - Lorens Tabert - Страница 10
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Оглавление„Herein!“ Mit dem Rücken zur ihr gekehrt saß am Schreibtisch ein Mann, der zunächst nicht reagierte. Einige Atemzüge später hämmerte er mit einem entschiedenen „So!“ den letzten Buchstaben ein. „Fertig! Ich habe noch konzeptionell gearbeitet. Strecker, Stellvertreter, Sport und Politik ... äh ... wie Sie auch, Frau Schill, nehme ich an? Eine neue Gefährtin auf unserem Weg?“ Frau Schill bestätigte Ersteres und präzisierte Letzteres, indem sie angab, lediglich den Stundenausfall von Frau Klee zu vertreten. „Eine so hervorragende Kollegin! So engagiert! Welcher Verlust! Dann woll’n wir mal!“ Strecker ging voraus: Zum Hausmeister, um Schulschlüssel abzuholen, aus dem Gebäude heraus, die Treppe herunter, rechts um den Südflügel herum, an den Tischtennisplatten - die die Schill schon kannte - vorbei in das Rondell hinein. „Der Regenerationsbereich, gestaltet nach unserem Pausenareal-Konzept: Inbesitznahme des Schulumlandes jenseitig der Unterrichtsaktivität: Grenzen überwinden durch Bewegung - Funktionsentgrenzung also.“ Er führte weiter aus dem Rondell hinaus nach rechts. Die Schill zeigte sich neugierig: „Zu welchem Zweck werden die Container eingesetzt?“ Strecker holte aus: „Wir vermeiden den Begriff Container, wir sagen dazu Selbst-Organisiertes-Lernen-Zentrum, kurz SORGLERZEN. Das ist aber konzeptionell noch etwas unscharf ausgeführt. Da müssen wir noch mal ran. Bisher stehen beide Räume leider häufig leer und werden nur bei Raumknappheit genutzt, obwohl sie vollständig ausgestattet sind.“ Während er noch erklärte, schwenkte er bereits nach rechts in den Gang zwischen den Containern ein und trat dabei beherzt auf jene Stahlplattenabdeckungen, auf die die Tote getreten sein musste, bevor sie in den Schacht gefallen war. Zweifelsohne war die Abdeckung inzwischen repariert worden, was durch Streckers Belastungsprobe bestätigt wurde. Trotzdem setzte die Kriminalrätin vorsichtig ihren Fuß darauf. Dabei stellte sie fest, dass man nicht in den dahinterliegenden Hofbereich gelangen konnte, ohne auf die Abdeckung zu treten. Sie vergewisserte sich: „Führt noch ein anderer Weg hier herein?“ Strecker, der den Hintersinn der Frage nicht erfasste, öffnete die rechte Tür und lud sie mit einer Geste ein, hereinzublicken: „Nein, man muss immer um die ganze Schule rum. Treiben Sie Sport?“ Er schaute prüfend an ihr herab: „Ein Gymnastikkurs oder so hätte hier noch Platz. Bisher wird nur getanzt. Das organisieren die Schüler aber selbst.“ „Haben die Schüler auch eigene Schlüssel für den Raum?“ Strecker, der abschlossen hatte und den Hof eilig in Richtung des Nordflügels verließ, entgegnete: „Wir sind eine intensive und kompakte Schule.“ Dabei wies er nach rechts in die Öffnung zwischen Nordflügel und Turnhalle. Die Schill erkannte zwei Anlaufbahnen, die auf eine sandgefüllte Sprunggrube zielten. Den ausgebleichten Splitt hatte im letzten Sommer Löwenzahn durchstoßen. Entlang der Hallenlängsseite waren vor langer Zeit zwei Basketballkörbe angeschraubt worden. „Unser Lauf-, Sprung- und Ballsportzentrum.“ Der Weg zog ein kurzes Stück nach rechts und schon öffnete Strecker die Hallentür: „Unser Stolz, der überdachte Mehrfachsportbereich.“ Dabei schaute er ihr prüfend ins Gesicht und setzte sogleich fort: „Auf den ersten Blick sieht es vielleicht wie eine konventionelle Sporthalle aus, aber das Konzept ...“ Weil es in diesem Moment klingelte, brach Strecker die Führung ab und schickte sie ins Lehrerzimmer, wohin er ihr sogleich zu folgen versprach.