Читать книгу Zweihundertneunundneunzig - Lorens Tabert - Страница 25

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Am Nachmittag nahm die Schill der Alltag in Beschlag: Sie musste endlich einkaufen. Die Supermärkte hatten sich im Gewerbegebiet nördlich des Bahndamms niedergelassen. Nachdem sie ihre Einkäufe im Kofferraum verstaut hatte, beobachtete sie das Parkplatzgedränge. Das gesamte Städtchen schien hier zu sein. Autos fuhren hinauf und hinab, ein zweisitziger Kleinwagen kam auf sie zu geächzt. Sein Inneres war vollständig von zwei Frauenkörpern ausgefüllt. Der Jackenreißverschluss der Fahrerin hatte bereits kapituliert, sodass das tief geschnittene Shirt den massigen Oberkörper hinter der Frontscheibe wie in einem Schaufenster feilbot. Der Oberschenkel der Beifahrerin drückte sich an der Seitenscheibe platt. Auf ihrem Schoß kämpften die prallen Einkaufstüten um das bisschen Platz. „Hallo Frau Schiihill!“ weckte sie eine glockenhelle Stimme. Es war ein Junge aus ihrer Fünften: Seine Eltern nickten ihr im Vorbeigehen zu und waren schon aus ihrem Blickfeld verschwunden. Gehumpel und Geschiebe. Später, als sie zuhause war, meldete sich Streller: Herr Klee sei am Boden zerstört gewesen, ein Häufchen Elend, blass, verheult und krankgeschrieben. Warum seine Frau am Samstagabend noch einmal die Schule aufgesucht hatte, hatte er nicht sagen können. Darin habe jedoch keine Besonderheit bestanden, es sei öfter vorgekommen, dass seine Frau nachmittags oder abends in der Schule Erledigungen hatte. Weil er sich an diesem Tag nicht wohlfühlte, habe er sich hingelegt und sei eingeschlafen, sodass ihm gar nicht aufgefallen sei, dass die Ehefrau über Nacht ausgeblieben war. Nach Klees Aussage haben beide eine harmonische Ehe geführt. „Was ist er von Beruf?“ wollte die Kriminalrätin wissen. „Er ist wohl auch Lehrer, aber nicht am SIG. Das Spannendste kommt aber noch.“ Streller verzichtete auf eine Effektpause. „Die beiden wohnen im Südwesten des Städtchens, in einem Viertel, in dem Lehrer eben so wohnen. Alles Eigenheime. Wenn sie Kinder haben, sind die jedenfalls nicht mehr im Haus.“ „Das Spannendste?“ „Er hat mich ins Arbeitszimmer der Klee gelassen: Ein Schreibtisch voller Papiere, unaufgeräumt, Schülerhefte, Klassenarbeiten ...“ „Und das Spannendste?“ „Ein weißer A-4-Zettel lag zuvorderst, ist bereits in der Kriminaltechnik, darauf stand: »Kommen Sie bitte unbedingt am Sonnabend« - dahinter stand das Datum des Samstags vor dem Leichenfund - »um 18 Uhr zum Gymnastikraum. Es ist wirklich wichtig!« Was sagen Sie dazu?“ „Klingt spannend.“ „Was haben Sie bisher herausgefunden? Motive?“ „Bin dabei“, mogelte die Kriminalrätin und bat ihn, für sie ebenfalls zwei Papiere durch die Kriminaltechnik zu schleusen, die sie ihm am nächsten Tag zusenden würde. Bevor Streller dazu Weiteres erfragen konnte, wimmelte sie ihn ab: „Hausaufgaben!“ Er schien ihr das allerdings nicht zu glauben.

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