Читать книгу Zweihundertneunundneunzig - Lorens Tabert - Страница 4

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Es war bisher ein milder Winter gewesen. Auf einer Sitzbank vor dem Südflügel lümmelten noch Schüler aus der Oberstufe. Ein Motorgrollen schob sich in den Sonnenuntergang. Wenig später rollte der Wagen auf den Parkplatz an der Bahnhofsstraße. Eine Frau stieg aus und schlug den Weg zum Schulgelände ein. Ihr Alter war schwer bestimmbar. Die Haare waren braun überfärbt und straff in Löckchen eingedreht. Die Aktentasche zog an ihrem Arm. Als sie der Schüler gewahr wurde, straffte sich die Haltung: Die Wangen, eben noch müde herabhängend, hoben sich. Die Tasche wurde in eine Schaukelbewegung gezwungen. „Na, Ihr! Wieder’n voller Tag? Gut geh’n lasst ihr’s euch, was?“ Sie seufzte: „... Zeit müsste man haben!“ Noch bevor die Schüler zu einer Entgegnung ansetzen konnten, war sie schon vorbei. Sie zog nach rechts und verschwand im Schatten des Nordflügels. Auf dessen Rückseite war wenig später der dumpfe Schlag zu hören, mit dem die schwere Stahltür des Archivs ins Schloss zu fallen pflegte. In den folgenden Minuten wurde diese Tür noch zwei weitere Male mühsam aufgezogen. Aber ihre starke Dämmwirkung und die besondere Dicke der Kellermauern verhinderten, dass auch nur der kleinste Wortfetzen nach außen dringen konnte.

Zweihundertneunundneunzig

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