Читать книгу Zweihundertneunundneunzig - Lorens Tabert - Страница 15
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ОглавлениеZweite Stunde, fünfte Klasse: „Wann bekommen wir das Politikbuch?“ „Warum habt ihr denn noch keins bekommen?“ „Wir hatten doch im letzten Halbjahr gar kein Politik.“ „Wo bekomme ich denn die Bücher her?“ „Wissen Sie das nicht? Sie sind doch die Lehrerin.“ „Wollen wir uns nicht erst einmal begrüßen?“ „Dann musst du aber erst deinen Namen an die Tafel schreiben!“ Die Kriminalrätin nahm den Jungen, der sie zuletzt geduzt hatte, fest in den Blick, beugte sich zu ihm herunter: „Sie.“ „Hä?“ stotterte der Kleine hilflos, wobei sich seine Augen mit Tränen zu füllen begannen. „Sie!“ „Ich, ich wollte doch nur ...“ „Gut! Ich schreibe meinen Namen an die Tafel: Schill - Seht ihr. Ich heiße Frau Schill. - Guten Morgen!“ „Guten Morgen, Frau Schihill!“ „Setzt euch!“ Die Begrüßung im Gleichklang, das Setzen im Gleichtakt, das Schweigen, die Augen, das Warten - das alles kannte sie schon. „Ich möchte zuerst etwas über mich erzählen. Dann möchte ich, dass ihr euch vorstellt, dass jeder etwas über sich erzählt. Danach möchte ich wissen, was ihr bereits über Politik wisst. Abschließend werde ich euch an die Tafel schreiben, was ihr als Erstes über das neue Fach lernen sollt. Alles klar? Na, dann los!“ „Brauchen wir ein Heft oder einen Hefter?“ „Sollen wir liniertes oder kariertes Papier nehmen?“ „Welches Datum ist heute?“ „Darf ich auf Toilette?“ Wiebke Schill kam es auch in ihrer zweiten Stunde vor, als ob sie sich das Überleben erkämpfen müsste.