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1 Ein Überfall mit Folgen – das Reich Karls des Großen 732 - 816

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… und ahnen natürlich nicht, was sich im fernen Petersdom zu Rom zur gleichen Zeit ereignet. Ihr König, der etwa 50jährige Karl, ist Gast des Papstes in der Basilika des Apostel Petrus. Die beiden wollen aber nicht nur das Weihnachtsfest gemeinsam feiern. Vielmehr gibt es handfeste politische Gründe, die den Frankenkönig veranlasst haben, den beschwerlichen Weg über die Alpen zum heiligen Vater in Rom anzutreten. Das Treffen der beiden Männer wird nicht nur historische Bedeutung erlangen, sondern es hat auch eine Vorgeschichte.

Leo III. wird am 26. Dezember 795 zum Papst gewählt. Als erste Amtshandlung übergibt der frisch gebackene apostolische Oberhirte den Schlüssel zum Grab des Heiligen Petrus als Zeichen seiner Treue dem fränkischen König Karl und das Banner der Stadt Rom, auf dass der Besitzer des Banners „Herr der römischen Miliz“ werde. Das ruft den Zorn einiger römischer Familien hervor, die fortan dem armen Mann das Leben schwer machen. Am Markustag, dem 25. April 799, wird Leo III. während einer feierlichen Bittprozession von Häschern seiner Feinde in vollem Ornat vom Pferd gerissen und in den Staub vor St. Peter gestürzt. Die Angelegenheit wird lebensbedrohlich, als die Täter damit beginnen, die päpstliche Zunge herauszuschneiden und ihn zu blenden. Sie lassen den Gequälten zunächst in seinem Blut liegen, bevor sie ihn in ein nahe gelegenes Kloster verschleppen. Aber die Angreifer sind nicht brutal genug vorgegangen, denn dem apostolischen Oberhirten bleiben sowohl die Sprechfähigkeit als auch das Augenlicht erhalten, was Zeitgenossen und Historikern als Wunder erscheint. Nach dem fehlgeschlagenen Attentat flieht Leo III. im April 799 nach Paderborn, wo er sich mit dem Frankenkönig trifft. Die Annalen berichten von intensiven Gesprächen zwischen dem weltlichen und dem geistlichen Herrscher, über deren Inhalt aber - offensichtlich erfolgreich - Stillschweigen bewahrt wird, denn bis heute wissen wir nicht genau, worüber die beiden tatsächlich gesprochen haben. Vermutlich diskutieren sie über die politische Lage in Rom und die Vorwürfe, denen sich Leo III. ausgesetzt sieht: Meineid und Ehebruch! Zudem geht es unter vier Augen wohl um die Beziehungen zwischen den beiden, denn Karl, der König der Franken, strebt nach mehr Macht und Einfluss und dabei kann ihm ein wohl gesonnener Papst nur Recht sein.

Zurück in Rom holt der Ärger seiner Widersacher den Papst wieder ein. Jene finsteren Zeitgenossen lauern ihm eines Tages auf, reißen den frommen Mann von seinem Pferd, verprügeln ihn, demolieren das päpstliche Gebiss, blenden seine Augen und bringen den so geschundenen Körper in ein nahe gelegenes Kloster. Ein Überfall mit weltpolitischen Folgen. Die Urheber dieses Frevels spekulieren nämlich darauf, den missliebigen Papst auf diese Weise los zu werden und einen anderen auf den Stuhl Petri zu hieven. Sie haben aber nicht mit der Courage eines Kämmerers des Papstes gerechnet, der unter höchster Gefahr für Leib und Leben einen Boten mit einer entsprechenden Botschaft zum König der Franken schickt. Als Karl von dieser Tat erfährt, beschließt er dem in Not geratenen obersten Christen zu helfen und holt ihn zu sich in ein Heerlager. Dort garantiert Karl dem verängstigten Papst Hilfe und komplimentiert ihn wieder nach Rom zurück – mit dem Versprechen, alsbald vor den Toren des Kirchenstaates zu erscheinen, um die aus dem Lot geratenen politischen Verhältnisse rund um den Petersdom wieder zu ordnen.

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