Читать книгу AKTE EUROPA - Matthias von Hellfeld - Страница 9
Karls Erben und der Streit um die Nachfolge
ОглавлениеNach dem Tod zwei seiner Kinder, krönt Karl am 11. September 813 – wie es das karolingische Erbfolgegesetz vorsieht - den noch verbliebenen Sohn Ludwig zum kaiserlichen Mitregenten. Jener Ludwig wird mit dem trefflichen Beinamen „der Fromme“ in die Geschichte eingehen. Am 28. Januar 814 vertauscht Karl der Große seinen kaiserlichen Marmorthron mit himmlischen Gefilden. Möglicherweise hat er zu seinen Lebzeiten die Schwierigkeiten schon kommen sehen, an denen Ludwig der Fromme schließlich scheitern wird. Eine Alternative zur Regelung seiner Nachfolge besitzt er aber nicht, denn das fränkische Erbfolgerecht sieht vor, dass der Sohn dem Vater folgt und niemand anders. Er hat nur noch einen Sohn und so muss dieser sein Nachfolger werden. Mit der Übertragung der alleinigen Regentschaft an seinen Sohn Ludwig den Frommen ist zwar die Einheit des Frankenreiches gesichert, aber die Existenz seiner drei mehr oder weniger missratenen Enkel dürften Karls Erwartungen an die Zukunft der karolingischen Dynastie ziemlich reduziert haben. Das Reich, so hat er es vorgemacht, muss mit starker Hand auf der Grundlage des Lehnswesens und einer gut organisierten Verwaltung regiert werden. Seinem Sohn Ludwig aber wird nachgesagt, sich eher um geistliche Belange und den Bestand der zahlreichen Klöster zu kümmern, als sich um den Erhalt des fränkischen Reiches zu sorgen. So gesehen beginnt mit dem Tod Karls des Großen der Zerfall des Frankenreichs.
Um den inneren Frieden des Frankenreichs ist es von nun an schlecht bestellt. Ludwig der Fromme ist zwar zunächst einmal unangefochten Kaiser. 817 krönt er nach väterlichem Vorbild seinen Sohn Lothar I. zum Mitkaiser und macht seine beiden anderen Nachkömmlinge, Ludwig „der Deutsche“ und Pippin I., in Bayern und Aquitanien, der Südhälfte des westfränkischen Reichs, zu Königen. Dieses Thronfolgegesetz von 817 – die so genannte „ordinatio imperii“ – soll die Einheit des Frankenreichs gewährleisten: Einer der Erben wird Kaiser mit einer „außenpolitischen“ Hoheit über das Gesamtreich, die anderen üben untergeordnete Funktionen aus. Aber der 817 geschaffene Frieden in der Familie hält nicht lange. 15 Jahre nach dem Tod Karls des Großen bricht der Streit unter den Karolingern aus. Im Jahr 829 beginnt der Kampf um die Macht. Innerfamiliäre Konflikte um die Kaiserkrone führen Heerscharen gegeneinander ins Feld und tränken die Erde mit dem Blut der Ritter. Zerfall und Niedergang sind die unvermeidlichen Folgen, …