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Christliches Weltbild

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Das christliche Weltbild spielt - in Ermangelung einer Alternative - die entscheidende Rolle. Dieses Weltbild sieht nicht nur die Erde als unbewegliche Scheibe in der Mitte eines ansonsten beweglichen Universums, sondern hält den Papst ausschließlich dazu auserkoren, die Regeln des menschlichen Zusammenlebens im Abendland zu bestimmen. Die Sonne geht am Abend im Westen unter, um am Morgen vom Osten kommend wieder aufzugehen. Aus dieser Betrachtung entsteht für Europa der Begriff „Abendland“. Der Orient im Osten heißt folglich „Morgenland“. Das apostolische Definitionsmonopol drückt dem Abendland, das aus eben diesem Grund das „christliche Abendland“ genannt wird, seinen bis heute spürbaren Stempel auf. Dabei entwickeln der christliche Glaube und sein von starker Frömmigkeit gekennzeichnetes Weltbild soziale Bindekräfte. Die Menschen bekommen eine überirdische Erklärung des Sinns ihres manchmal leidvollen Lebens angeboten, die aus damaliger Sicht logisch und nachvollziehbar ist. Solange dies niemand in Frage stellt, ist die christliche Glaubenslehre der rote Faden, an dem sich alles andere ausrichtet. Das geht einige Jahrhunderte gut, bis die ersten Zweifel aufkommen und die Kirche mit ganz und gar unchristlicher Härte auf jene einschlägt, die es wagen, ihre Zweifel in Worte zu fassen. Zunächst aber gilt, dass der Mensch den Platz, den er durch göttliche Bestimmung zugewiesen bekommt, nicht verlassen darf. Erst im Himmel könne man auf Erlösung von irdischen Einschränkungen hoffen. Freiheit im Jenseits heißt das apostolische Credo und dafür soll der Mensch leben.

Karl der Große ist für seine Zeit ein außergewöhnlicher Herrscher. Er krempelt die innere Struktur seines Riesenreiches um und schafft die Grundlage des abendländischen Europas. Die Poeten am Hofe Karls preisen den Herrscher als „pater europae“ – und daran hat sich bis heute wenig geändert. An das erste unter Karl dem Großen „Vereinigte Europa“ erinnert die Stadt Aachen mit dem alljährlich verliehenen Karlspreis. Diese Würdigung bezieht sich nicht nur auf den Politiker und Feldherrn Karl, sondern auch auf den „Vater Europas“, der dafür gesorgt hat, dass antikes Erbe, christliche Religion und germanische Gedankenwelt miteinander in Verbindung kamen und der Nachwelt erhalten blieben.

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