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Ansichten Das Auto ohne Eigenschaften: Renault Twingo

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Ob man ihn mag oder nicht, neben Käfer, Mini und Panda zählt Renaults erster Twingo zu den kleinformatigen Meilensteinen der Automobilgeschichte. Nicht nur formell revolutionär konzipiert, verkörperte er in bester Weise die einstige Markenphilosophie von Renault: „Autos zum Leben“. Anspruchslose Motorisierung und karg gehaltene Ausstattung, dafür aber viel Raumgefühl und eine außergewöhnlich sympathische Erscheinung. Extrovertiert, kontrovers und einmalig – dieses Anti-Automobil wurde zur neo-populären Ikone und blieb erstaunlich lange auf dem Markt. 2,4 Millionen Exemplare und ein Lebenszyklus von über 14 Jahren sind eine Spitzenleistung für ein Fahrzeug der 90er Jahre. So überlebte der Twingo auch Renaults Marken-Relaunch zum „Créateur d’Automobiles“: Selbstbewusster und noch extravaganter, aber auch sehr modisch, wurde die Régie im neuen Jahrhundert. Als einziges Fahrzeug der Palette blieb der Twingo unangetastet und seiner ursprünglichen Ästhetik treu. Dennoch: Dass die Produktion dieser Ikone irgendwann eingestellt werden musste, war klar. Doch wie kann man eine Ikone überhaupt ersetzen? Während Renault Design noch mit der Beantwortung dieser Frage beschäftigt war, wurde der charismatische Carlos Ghosn zum neuen Chef des Hauses und verordnete einen Strategiewechsel. Weniger Design und mehr Kundennähe, so lautet das neue Rezept. Man spricht von „freundlichen Autos“, in denen „sich alle wohl fühlen können“. Nur für den Twingo kam die Entscheidung ungelegen. Ein bereits definierter Nachfolger wurde gestoppt, und ganz schnell musste eine Notlösung ausgearbeitet werden. Das Ergebnis riecht nach Einheitsbrei. Der Neue ist ein nicht unschöner, sehr konventioneller Kleinwagen, der erstaunlicherweise dynamisch-aggressiv in Szene gesetzt wird: In der Pressemappe ist die Rede von einem „sportlich-frechen Stadtflitzer“ mit Motorsport-Allüre. Trotz aller Achtung für Alonsos Erfolge, fragt man sich doch, wie Renault das Image eines „Anti-Automobils“ zu der eines Flitzers umwandeln kann – eine Positionierung, die mit der Marke Twingo nichts zu tun hat. Aus einer herausragenden Erscheinung wird ein Auto ohne Eigenschaften. Herr Ghosns Vorgehensweise kann man insofern verstehen, als dass man bei einem Strategiewechsel nie zu emotional mit der Vergangenheit umgehen darf. Mindestens anderthalb Jahre wird es dauern, bevor man die Früchte der strategischen Neuausrichtung von Renault bestaunen kann. Der neue Twingo musste früher kommen und wird sich auch früh wieder verabschieden. Gewiss noch bevor die Erinnerung an seinen legendären Vorgänger verblasst.

09.Oktober, 2006

Design 2 Go

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