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Kollektives Spiel: Audi Design Tischkicker

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Design sollten keine Grenzen gesetzt werden, denn alles ist Design. Es macht aber Sinn, Designkategorien zu unterscheiden. Am einfachsten lässt sich „normales“ Design begreifen. Ein Künstler, ein Designer, schließlich eine Marke möchten ein Objekt nach eigenem Prinzip und/oder Geschmack entwerfen und gegebenenfalls reproduzieren. Andy Warhols Kunst, Giorgio Armanis Mode und Porsches Automobile sind perfekte Beispiele bewusst gestalteter Ästhetik. Im Gegensatz dazu bezeichnet „Non Intentional Design“ in der Definition der Designforscherin Uta Brandes „die alltägliche Umgestaltung des Gestalteten durch die Nutzerinnen und Nutzer“. Wer eine Flasche zum Kerzenständer oder eine Kühlschranktür zur Pinnwand macht, verändert die ursprüngliche Designintention. NID „schafft kein neues Design, es gebraucht nur, ersetzt dadurch aber Altes und erzeugt Neues“. „Everyone is a Designer“: Nach dem Motto der Holländerin Mieke Gerritzen dürfen auch NID keine Grenzen gesetzt werden – die Handlungsfreiheit der Konsumenten ist Gebot. Eine dritte Kategorie ist „Anonymes Design“. Dabei handelt es sich um Entwürfe – und hier zitiere ich den Designer Volker Albus, obwohl mir Achille Castiglioni lieber wäre – „die sich über Jahrhunderte in den unterschiedlichen Kulturen entwickelt haben und (...) die sich durch eine unmittelbar ersichtliche Handhabung auszeichnen“. Typischerweise gehören Werkzeuge dazu, die sich als Standard etablieren, wie zum Beispiel der Schweizer Sparschäler. Aus anonymem Design entwickelt sich ein viertes, paralleles Phänomen, das ich „Kollektives Design“ nenne. Dazu gehören zahlreiche Variationen und Interpretationen von allseits bekannten und allgegenwärtigen Themen: der Weihnachtsmann mit Baum, Zirkus und Kirmes, Graffiti und Hochzeitstorten, Gartenhäuschen und Tischkicker. Als sich stets verändernde Gestalten ohne Anspruch auf standardisierte Perfektion oder künstlerische Qualität stehen sie zum „klassischen“ Designobjekt wie das Mädchen von nebenan zum Super Model. Bunt, klobig, improvisiert, hat der Tischkicker von Eckkneipen und Strandbars seinen Weg in die Hochschulen und in die Büros der Kreativen gefunden. Seine liebenswürdige Hässlichkeit macht seine Seele aus. Sie zu verneinen wäre sinnlos. Für Audi Design war es eine denkbar einfache Angelegenheit, einen ansprechenden, dynamisch-eleganten Tischkicker zu gestalten. Man darf sich über perfekte Mechanik, reibungslose Funktionalität, gar außergewöhnliche Erscheinung freuen, die der Hi-Tech Architektur eines WM-Stadiums nachempfunden wurden. Alles Audi. Doch letztlich fehlt dem Entwurf die unmittelbare Qualität, die Seele des Originalen. Letztlich gibt es doch eine kleine Einschränkung: Kein Künstler, kein Designer und schließlich keine Marke kann sich jemals ein kollektives Design aneignen.

14. Juli, 2007

Design 2 Go

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