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Die Wohnmaschine: BMW i3

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Ein neues Automobil! Man hört diese Ansage öfter als es angebracht wäre. Deutschlands Bestseller wird 40 Jahre alt. Gewiss, der siebte Golf ist auf dem neuesten Stand. Aber neu? Modularbaukasten nennt man die Art, Autos aus vielen alten und wenigen neuen Teilen zusammenzustellen. Das gilt für die Technik, wie auch für die Formen, die immer wieder dasselbe Motiv aufgreifen. Als der Golf wirklich neu war, baute man noch echte Stahlkarossen, wie aus einem Blechguss gepresst. Man konnte Leuchten, Stoßstangen und Grill entfernen, trotzdem blieb das Blech in Form. Heute dagegen bleibt nichts. Obwohl gestalterisch vollendet, ist die gegenwärtige Automobilform eine dünne Oberfläche. So baut man günstig, präzise und risikofrei. Dumm nur, dass die Form ihre wahre Qualität nicht mehr preisgibt, sondern stattdessen versucht, sich als idealisierte Reproduktion alten Blechs darzustellen. Nicht so der BMW i3. Endlich ein neues Auto! Ein gewöhnungsbedürftiges Elektroauto mit Gerippe aus leichten Carbonfasern und dünner Plastikhaut. Ein Black-Belt aus schwarz abgesetzten Bauteilen bricht die kompakte One-Box Form auseinander. In ein dreidimensionales Patchwork-Produkt zusammengenäht, bleiben nach der Dekonstruktion einzelne Details sichtbar. Man erkennt die Zick-Zack-Gürtellinie des Citroën C2, die Schmetterlingstüren des Mazda RX-8, das Panoramadach von Mercedes-Benz, die C-Säule des Fiat Panda, das gläserne Heck des VW Up und (wie unpassend!) die alten BMW-Nieren. Trotzdem ist der i3 absolut einzigartig – weil unruhig, unharmonisch, unstimmig. Seine Oberfläche will gefühlt werden: präzise und gut gebaut, aber mehr Handyschale als Karosserie. Das Objekt ist eher ein gigantisches elektronisches Gerät als ein Automobil. So versteht man den Sinn dieser Form und noch dazu, dass die Schönheit der Form unwichtig ist, weil kleinbürgerliche Geschmacksache: Der i3 verneint jeglichen automobilen Schönheitskanon und lenkt das Auge des Betrachters auf neue Werte. Im Konzept eine Hommage an das Schweizer „Born Electric“ Elektroauto Mindset, profitiert der Innenraum des i3 – klar, wohnlich, spärlich und fein – vom platzsparenden Elektroantrieb und setzt mit unmissverständlicher Stilsicherheit neue Maßstäbe in Architektur, Design und Materialeinsatz. Eine Wohnmaschine für Ästheten und jene, die es werden möchten.

14. August, 2013

Design 2 Go

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