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Electric Cowboy: Mennekes Typ-2 Ladestecker

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Die Vision von Elektromobilität versetzt uns in eine spannende Vergangenheit zurück: die Eroberung des Wilden Westens. Das „Frontier Land“ wird durch Hardcore und Romantik geprägt, die Figur des Cowboys spielt die Hauptrolle. Genauer betrachtet, teilen sich Ritter und Pferd, beide einsam und doch gemeinsam unterwegs, diese Rolle. Das Bild kennt jeder: Der Cowboy steigt vom Pferd, schlingt den Zügel um einen Balken und betritt den Saloon. Im Film trifft neue auf alte Welt, wobei die zeitliche Verzerrung überraschen kann: Während General Custer am Little Bighorn von Sitting Bull und Crazy Horse massakriert wird, gründet Thomas Alva Edison in Menlo Park seine Laboratories. Seine Vision zur Elektrifizierung des Lebens ist umfassend und weitreichend, vom Kraftwerk über Stromleitungen bis zur Glühbirne – und natürlich dem Automobil. Zwei Jahre später fährt Thomas A. sein erstes Elektroauto, einen 1878er Baker aus Cleveland, der mit Edison Nickel-Eisen Akkumulatoren ausgestattet ist. Elektromobilität ist um 1900 bereits Realität: Über dreißig Prozent der in den USA zugelassenen Autos fahren elektrisch. Doch bald schon erweitert die Eroberung des Westens den Horizont: Kommunikation zwischen den Staaten bedeutet Langstreckenfahrten durch unbesiedelte Gebiete. Die Entdeckung von Öl in Texas im Jahr 1901 sorgt dafür, dass Rockefellers Tankstellennetz wirtschaftlicher und schneller realisiert wird als Edisons Stromleitungen. Henry Ford, ein Mitarbeiter von Edison, sieht die Chance, steigt aus und setzt sein weltveränderndes Automobilprojekt um – mit Verbrenner. So begann und endete vor hundert Jahren der Traum von der Elektromobilität. Die heutige Renaissance versetzt uns in die Frontier-Zeit zurück. Man darf im E-Auto die Welt erkunden. Wenn das Pferd (die Batterie) müde wird, muss man zum Saloon (oder nach Hause) fahren, die Zügel (sprich Kabel) anbinden und Strom tanken. Eigentlich ganz einfach, an jeder beliebigen Steckdose. Umso mehr erstaunt die Entscheidung, noch bevor die ersten E-Autos auf den Markt kommen, einen speziellen Stecker normieren zu müssen. Man geht davon aus, dass man Elektroautos nicht überall, sondern nur an ausgewiesenen Zapfsäulen laden kann. Befürwortet wurde die Neunormierung von der Bundesregierung, durchgesetzt wurde sie von „führenden Automobilherstellern und Energiekonzernen“. Dadurch entsteht der Eindruck, dass man von einer Zielgruppe profitieren will, bevor diese überhaupt entsteht. Seitens der Politik wäre diese Intention damit zu erklären, dass man mit einem kontrollierten Zugang fiskale Instrumente durchsetzen könnte, die den künftigen Einnahmenausfall in der Benzinsteuer kompensieren würden. Seitens der Hersteller könnte man die Freude darüber vermuten, dass man das Thema Elektromobilität doch noch ein bisschen komplexer und unwahrscheinlicher gestalten kann. Seitens der Stromkonzerne könnte man den Wunsch erkennen, teurere Sondertarife für Mobilitätsstrom (im Gegensatz zu Haushaltsstrom) durchzusetzen. Der Mennekes-Stecker steht nicht für, sondern gegen eine schnelle Realisierung des Großprojekts Elektromobilität. Dass der siebenpolige Stecker wie eine Pistole ausschaut, erscheint dann nur noch lustig. Ob als Mord- oder Selbstmordwaffe spielt keine Rolle: Der gute alte Edison hätte diese Waffe ganz anders gestaltet – nämlich gar nicht – und General Custer hätte sie auch nicht helfen können.

12. Mai, 2009

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