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Inefficient Dynamics: BMW Concept 5 Series Gran Turismo
ОглавлениеDas Auto des Jahres 1977 spricht Englisch und kommt spät. Zehn Jahre zuvor hatte Paolo Martin als junges, für die italienischen Pininfarina-Werke tätiges Talent mit seinem Berlina Aerodinamica das Limousinen-Design revolutioniert. Fließend aerodynamisch war der gelbe Wagen, mit einer flachen Front und einem steilen Kamm-Heck, hinter dem sich ein riesiges Gepäckabteil verbarg. Radikal brach der Designer mit dem traditionellen Bild der großen Familienkutsche. Citroen (GS, CX), Lancia (Beta, Gamma), Renault (20, 30) und VW (Passat) übernahmen die Idee. Das Fließheck wird zum Symbol des Wertewandels einer ganzen Generation – weg vom traditionellen Status, hin zu dynamischem Motus. Vollendet wurde dieser Weg 1977 mit dem Rover SD1. Was die britische Limousine heute noch so besonders macht, sind drei Merkmale, die man zunächst für unvereinbar hielt: ein V8-Motor wie im Rolls-Royce, eine Heckklappe wie im VW Golf, eine GT-Linie wie im Ferrari-Daytona. Die Kombination aus Noblesse, Vernunft und Eleganz wurde von der Presse jubelnd aufgenommen und zurecht ausgezeichnet. Doch für den progressiven Briten war es wahrlich zu spät. Die 80er Jahre brachten Ronald Reagan erstmals ins Weiße Haus und konservative Werte erneut ins Spiel. Mit Nancys Bestellung eines Porzellanservice mit Goldrand kehrte auch die Stufenheck-Limousine in die Garagen zurück. Seitdem hat die Branche ihre klassischen Limousinen-Modelle unbeirrt weiterentwickelt. So zum Beispiel den 5er BMW, angefangen mit dem 1500 der „Neuen Klasse“ 1961. Ein „völlig neues Fahrzeugsegment“, also wieder eine „Neue Klasse“, will auch der Concept 5 Series Gran Turismo sein. Soviel Begeisterung kann man kaum verstehen. Der Wagen ist ein 5er mit Heckklappe, die man entweder ganz öffnen kann, wie im Opel Insignia, oder auch nur getrennt, wie im Skoda Superb – und all das, „ohne dass Zuglufteinflüsse oder Temperaturveränderungen im Fahrgastraum auftreten“, wie im Citroen XM anno 1989. Aus dem Citroen Repertoire stammen auch die vier rahmenlosen Türen und das helle Dach, wie im DS anno 1955. „Das Konzept des flexibel wandelbaren Innenraums“ beeindruckt weniger als der Innenraum des R16, Renaults innovative Schrägheck-Limousine anno 1965. Zwischen 5er und 7er möchte BMW dieses Superkonzept in Serie positionieren. Doch genügend Platz gibt es in dieser Liga nicht. Neue Werte sind im Kommen, angesichts derer dieses BMW-Konzept weder bedeutend noch zeitgemäß ist: Fünf Meter Karre für nur vier Passagiere sind zu dick. Der 5er Concept GT ist weder „efficient“ noch „dynamic“ noch schön. Wohin also damit?
23. Februar, 2009