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Small Turismo: Opel GT

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Wenn ein Automobilkonzern gute Laune verbreiten will, ist nichts besser geeignet, als die Präsentation eines offenen Flitzers. So ein Wagen sieht im Showroom und auf der Website gut aus, kommt bei der Presse an und sorgt stets für einen positiven Imagetransfer auf die restlichen Modelle. Gerade weil Opel versucht, durch „frisches Denken“ und „bessere Autos“ seine Image-Talsohle hinter sich zu lassen, ist es verständlich, dass die Rüsselsheimer gute Laune verbreiten wollen. Diese setzten sie in einem neuen Roadster um, der im Konzept massentauglicher ist als der ausgelaufene Speedster, der sich trotz Lotus-Technik aufgrund des Opel-Images kaum durchsetzten konnte. Auch diesmal greift Opel auf eine vorhandene Plattform zurück: die des in den USA frisch eingeführten Pontiac Solstice. Neben Maßen und Proportionen weist der identische Türschnitt auf die enge Verwandtschaft hin – wogegen im Grunde genommen auch nichts einzuwenden ist. Der in Europa kaum bekannte Solstice ist keineswegs amerikanisch, vielmehr interpretiert er die Tradition des britischen Roadsters und würde sich auch in Europa wunderbar verkaufen lassen – wenn nur die Markenstrategie von GM dies zuließe. Stattdessen muss der amerikanische Schönling hierzulande ein Opelkleid tragen, das keineswegs vorteilhaft aussieht. Nicht, weil es eckiger ist, sondern weil es die bekannte und nicht gerade aufregende gestalterische Konnotation des Astra und des Vectra auf eine Produktwelt überträgt, die von beiden Alltagsmodellen sehr weit entfernt und der Blitz-Marke eigentlich fremd ist. Um der Operation bessere Erfolgschancen zu verschaffen, griff Opel überraschenderweise auf einen für die Marke fast mythologischen Namen zurück: GT, so hieß 1968 Opels kompakter und bildschöner Sportwagen, der große Erfolge feierte. „Heritage“, so liest man immer wieder, kann für eine Marke sehr gut sein. Doch Verständnis für das Erbe des GT scheinen die Rüsselsheimer kaum zu haben. Schon allein weil, zumindest ursprünglich, das GT-Kürzel für Gran Turismo oder Grand Tourer stand – ein geschlossener Sportwagen mit fließendem Heck also. Erfunden wurde das Karosserie-Konzept in Italien, vertreten wird es heute auf feinstem Niveau von Aston Martin, Jaguar, Maserati und Porsche. Anmaßend, wenn nicht lächerlich, ist somit die Entscheidung, den Namen GT für einen bürgerlichen Roadster zu nutzen. Wenn der Ur-GT erfolgreich war, dann weil er so aussah wie eine verkleinerte Kopie der Corvette – der Traumsportwagen aus den USA. Als Corvette des kleinen Mannes ermöglichte der GT einer neuen Käuferschicht das Gefühl, etwas ganz Exklusives und Edles zu fahren. Daran hat sich bis heute nichts geändert: Sportwagenfahrer bleiben Träumer. Mit 260 PS, Hinterradantrieb und dem „ansprechenden Preis“ von 29.900 Euro mag dieser Opel die Rationalen unter ihnen erreichen. Emotional gesehen jedoch, wird der neue GT sicherlich keinen neuen Mythos erschaffen. Dafür fehlt ihm das konzeptionelle Dach: Ein geeigneter Name, das passende Kleid, am liebsten aber beides.

19. März, 2007

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