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Rezepte: Anregung statt Regel

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Allein mithilfe von „perfekten“ Rezepten kann diese Hemmschwelle nicht überwunden werden. Rezepte können grammgenau ziemlich gut funktionieren, in der Gastronomie ist dies beispielsweise wichtig, wenn viele unterschiedliche Köch*innen ein (fast) gleiches Ergebnis erzielen sollen. Aber ein Rezept alleine wird dich im Umkehrschluss nie ermächtigen, dich völlig frei in der Küche zu bewegen. Diesen Anspruch kann kein Rezept der Welt erfüllen. Du musst probieren, dein Essen anfassen und dir die Finger schmutzig machen.

Wie man lieber nicht an Rezepte herangehen sollte, zeigt folgendes Beispiel: Vor einer Weile fragte jemand unter einem Beitrag zu Microgreens, „ob man diese nicht vor dem Verzehr waschen muss?“ Microgreens sind essbare Pflanzenkeimlinge, die in diesem Kontext in der eigenen Küche angebaut wurden. Mich irritierte die Frage, denn weshalb sollte man ein Lebensmittel waschen müssen, das in der eigenen Küche wächst? Nach meinem Wissen muss man Pflanzen vor dem Verzehr waschen, wenn sie etwa erdig sind oder schädlichen Umwelteinflüssen, z. B. Pestiziden, ausgesetzt wurden. Eigentlich logisch, oder? Wenn du in deiner Küche aber keine ständig schmutzaufwirbelnde Minifabrik hast, sehe ich keinen Grund dazu, dort wachsende Pflänzchen waschen zu müssen. Wenn das jetzt zynisch klingt, so ist das nicht meine Absicht, denn mir ist schon klar, woher diese Verhaltensweisen stammen: Wir denken einfach nicht mehr so viel selbst drüber nach, warum Dinge so sind, wie sie sind, weil uns das im Alltag ständig von Suchmaschinen, Apps und Influencer*innen, die geduldig unsere Fragen beantworten, abgenommen wird. Dadurch stellen wir uns dümmer, als wir sind, denn eigentlich können wir uns viele dieser Fragen selbst beantworten bzw. die Antwort herleiten.

Ein weiteres Beispiel zu dem Thema: In einem Zero-Waste-Kochvideo zeigte ich, wie man aus übrig gebliebenem Reis knusprige Bällchen machen kann. Jemand fragte: „Meinst du, ich kann die auch mit Avocado füllen?“ Ich antwortete etwas provokativ: „Ich denke, du kannst das, versuche es einfach!“ Meine ausführliche Antwort hätte auch lauten können: „Ich habe diese Bällchen noch nie mit etwas gefüllt, sehe aber keinen Grund, dass es nicht sowohl klappen als auch schmecken sollte. Ich erteile dir hiermit die Erlaubnis, es auszuprobieren! Ich würde mich sofort trauen, es auszuprobieren.“ Genau das ist es, was ich möchte: dass du mithilfe dieses Buches über diese Schwelle springst und wieder lernst, dir solche Fragen selbst zu beantworten und dir mehr zuzutrauen.

Die kleine Hoffmann

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