Читать книгу Die kleine Hoffmann - Sophia Hoffmann - Страница 3

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Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

willkommen in meinem Buch! Schön, dass es dich gefunden hat, ich bin mir sicher, du wirst viel Freude damit haben. Zuerst einmal möchte ich auf den Titel eingehen, der vielleicht für Verwirrung oder Unverständnis gesorgt haben mag, als du das Buch das erste Mal in Händen hieltst. Ich erkläre das mal kurz, damit wir uns in Folge ganz auf das eigentliche Anliegen dieses Buches konzentrieren können. Dazu muss ich eine kleine Geschichte erzählen:

Große Ideen ...

2016, als ich gerade mein zweites Kochbuch Vegan Queens veröffentlicht hatte, wurde ich als Köchin auf eine große Messeveranstaltung eingeladen, um dort eine Kochshow umzusetzen. Unter meinen Mitstreiter*innen waren viele bekannte männliche TV-Köche wie Nelson Müller, Stefan Marquard und auch Johann Lafer. Ich war mir meiner Rolle als Quotenfrau und -veganerin auf diesem Event durchaus bewusst und es war spannend zu beobachten, wie alle diese erfolgreichen Köche mit einer großen Entourage anreisten, die ihnen Backstage abnahm, ihre Show vorzubereiten, während ich im Alleingang mit meinem Rollköfferchen und meinen Nussbeuteln eintraf und mein Gemüse selbst wusch und schnippelte. Vor Ort wurde ich dann noch völlig unerwartet von einem komplett weiblichen Messe-Küchen-Team unterstützt, das mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist, doch das nur am Rande. Vor meinem Auftritt war Herr Lafer an der Reihe, wir gaben uns sozusagen die Bühne in die Hand.

Er war sehr freundlich und super interessiert an meinem Buch und meinen veganen Rezepten. So drückte ich ihm kurzerhand ein Exemplar von Vegan Queens in die Hand, wir tauschten Visitenkarten aus und er versprach, mir von seinem Management sein neuestes Werk schicken zu lassen. Einige Woche später traf es bei mir ein, gemeinsam mit einem persönlichen Brief, ich freute mich über diese Geste. Sein Buch hieß Der große Lafer. Ein fast 500 Seiten dickes, aufwendig gestaltetes Werk mit güldenen Lettern auf dem Titel. Ich war beeindruckt. Und gleichzeitig dachte ich: „Komisch, ich kenne kein einziges Werk von einer Köchin, das so selbstbewusst nach ihr selbst benannt ist, sich erlaubt, den Namen in den Mittelpunkt zu stellen und zur Marke zu machen!“

Warum dem so ist? Darüber könnte ich vermutlich ein eigenes Buch schreiben, denn die Gründe sind vielfältig. Männer dominieren nach wie vor die kulinarische Welt, was einerseits an fest etablierten patriarchalen Machtstrukturen liegt, die gerade in klassisch „militant“-hierarchischen Brigaden-Küchen tief verwurzelt sind. Andererseits werden Frauen gesellschaftlich immer noch anders bewertet und wahrgenommen, wenn sie selbstsicher und souverän auftreten, gerne wird ihnen Arroganz unterstellt bzw. werden sie von klein auf zu Bescheidenheit erzogen. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Diese beiden (und viele weitere) Aspekte führen nicht gerade zu einer größeren öffentlichen Wahrnehmung und Repräsentanz von Köchinnen.

Zurück zur Geschichte: Da saß ich also mit diesem Buch im Schoß und dachte so bei mir: „Vielleicht kann ich dem etwas entgegenstellen und – wenn ich etwas älter bin – mein Lebenswerk Die große Hoffmann nennen.“

... klein & kompakt verpackt

Dann kam die Idee zu diesem Buch. Und als klar wurde, dass ich sie umsetzen würde, der Geistesblitz: Das Buch ist mein erstes kleines Standardwerk übers Kochen, das ich nach zehn Jahren in diesem Bereich mit meinen Erfahrungen, Ideen und Hilfestellungen fülle. Wieso sollte es also nicht meinen Namen tragen? Und so war Die kleine Hoffmann geboren.

Warum aber „die Kleine“? Zum einen haben wir ein handliches Format gewählt, das locker in jede Tasche passt, und zum anderen möchte ich mir immer noch offenhalten, später einmal, wenn ich älter und weiser bin Die große Hoffmann zu verfassen. Und natürlich ist dieser Titel eine liebevolle Anspielung auf Herrn Lafers Buch und die Art, wie männliche Köche sich seit jeher inszenieren, ohne dass irgendjemand etwas dagegen hätte. Für Frauen sollte das auch zum Selbstverständnis werden, ohne dass irgendjemand das kritisiert oder komisch findet. Representation matters. Ich bin sehr froh, dass mein Verlag derselben Meinung war und ich ihn von diesem Titel überzeugen konnte.

Mit Gefühl kochen ...

Wie alle meine bisherigen Buch-Ideen entstand auch diese aus den Erfahrungen und dem Austausch mit meinen Leser*innen und Follower*innen. Für mich ist intuitiv kochen etwas, womit ich seit Kindesbeinen sozialisiert wurde, weshalb mir der Umgang mit Lebensmitteln leicht von der Hand geht. Genauso war es auch beim Thema Lebensmittelwertschätzung, der ich mein letztes Buch Zero Waste Küche gewidmet habe. In gewisser Weise kann man Die kleine Hoffmann als Ergänzung und Fortsetzung dieses Buches sehen. War Zero Waste Küche randvoll mit praktischen Infos und Tipps zu den Lebensmitteln selbst, geht es jetzt weiter mit einer Mischung aus Emotion und Pragmatik. Klingt widersprüchlich? Auf keinen Fall. Ich bin eine zutiefst emotionale Köchin, ich folge meinem Bauchgefühl und entwickle unverhohlen Gefühle für knackiges Gemüse. Diese Emotionen möchte ich bei meinen Leser*innen wecken, um sie dazu zu ermutigen, wie ich eine lebenslange Liebesbeziehung mit Essenszubereitung einzugehen. Weil ich denke, dass wir davon auf so viele unterschiedliche Arten profitieren können. Darauf, welche das im Einzelnen sind, gehe ich in Kapitel zwei noch genauer ein. Gleichzeitig erfordert intuitiver Umgang mit Lebensmitteln auch einen Wissensschatz, ein Fundament auf dem man sich austoben kann. Ich möchte mit diesem Buch einen Überblick darüber verschaffen und damit diese Basis bieten. Mein Wissen dazu beziehe ich aus ganz unterschiedlichen Quellen, aus Fachliteratur, von Kolleg*innen und Vorbildern (die in diesem Buch natürlich Erwähnung finden), aus praktischer Erfahrung in der Gastronomie sowie aus purer, wilder Experimentierlust in meiner eigenen Küche. Genau das macht meine Erfahrungswerte so anders als die etablierter Sterne-köch*innen: Ich bin Autodidaktin, Quereinsteigerin, Pflanzenfresserin, Resteverwerterin, Feministin und Aktivistin, die aus reiner Leidenschaft und nach einigen Ausflügen in die Gastronomie seit ihrem 17. Lebensjahr erst mit Anfang 30 in diesem Berufsfeld landete. Und die gängige Strukturen hinterfragt und neue Wege beschreitet. Ich habe mir eine ganze Menge selbst beigebracht, mit viel Disziplin und Arbeit, daraus möchte ich keinen Hehl machen. Wochenenden und Abende, die ich statt mit meinen Freunden alleine in der Küche verbracht habe, Jobs in der Gastronomie mit Überstunden, Dinner Events an allen nur erdenklichen (ungeeigneten) Orten. Misserfolge, Blut, Schweiß und Tränen. Aber so habe ich in zehn Jahren ziemlich viel gelernt und meine Leidenschaft zu meinem Beruf gemacht. Aus einer inneren Getriebenheit – sprich, ich kann nicht mehr anders, ich muss einfach immer weiter kochen.

... und darüber schreiben

Die Notwendigkeit, über intuitives Kochen zu informieren, begegnet mir jeden Tag: Viele Menschen wenden sich an mich mit Fragen, die von Unsicherheit und Berührungsängsten im Umgang mit Lebensmitteln geprägt sind. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen ist in unserer Gesellschaft bei den letzten Generationen sehr viel altes Wissen ums Kochen verloren gegangen. Zum anderen nutzt die Wirtschaft diesen Wissensverlust schamlos aus, um uns Fertig- und Halbfertigprodukte anzudrehen oder uns mithilfe eines Mindesthaltbarkeitsdatums davon zu überzeugen, noch völlig einwandfreie Lebensmittel zu entsorgen. Beides geht Hand in Hand und führt dazu, dass viele Menschen es gleich ganz bleiben lassen zu kochen oder es nie „richtig“ gelernt haben. Oder sich ängstlich an Rezepten festklammern, als wären es Rettungsseile über einem reißenden Strom kulinarischer Ahnungslosigkeit. Rezepte haben zwar ihre absolute Berechtigung (und finden sich auch in diesem Buch), sie vermitteln Grundprinzipien oder dienen der Überlieferung von Traditionen und kulinarischem Kulturgut. Sie sollten aber nicht zu einem Korsett werden, ohne das wir uns nicht mehr frei bewegen können. Um uns aus diesem Korsett zu befreien, brauchen wir Empowerment und Wissensvermittlung. Genau dafür bin ich deine Ansprechpartnerin auf den folgenden Seiten. Fühl dich zu Hause!

Dieses Buch hat keinen Vollständigkeitsanspruch. Wenn du offene Fragen zu verwendeten Begriffen, Lebensmitteln, Zubereitungsmethoden, Ernährungsfakten hast, die auf den folgenden Seiten nicht gänzlich beantwortet werden, nutze vorhandene Quellen zur Erweiterung deines Wissens. Das kann eine Suchmaschine im Internet sein (ich empfehle Ecosia), ein schlauer Mensch in deiner Umgebung oder ein ergän-zendes Buch, das du dir kaufen oder ausleihen kannst. Bleib wissenshungrig!

Im Grunde möchte ich, dass du am Ende der Lektüre dieses Buchs gar keine Rezepte mehr benötigst, sondern mit Abenteuerlust und Selbstbewusstsein erhobenen Hauptes deine eigenen kulinarischen Wege beschreitest. Traue dich, dieses Buch mit Eselsohren oder Einmerkern zu versehen, schreibe hinein, verleihe und verschenke es – hab es lieb! Möge dir Die kleine Hoffmann eine treue Begleiterin sein auf dem Weg in stetig neue Kochabenteuer.

Und wenn ich nur einen Funken des starken Gefühls, das ich fürs Kochen hege, in deinem Herzen entfachen kann, wird sich dein Kochverhalten für immer ändern. Versprochen! Ich hoffe, dass meine Liebeserklärung ans Kochen und Essen direkt in deinem Herzen landet!

Deine Sophia

Die kleine Hoffmann

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