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Noch mehr Kochversuche: Vom heimischen Herd in die Weltküche

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Dann kam die Tortenphase: Mit 17 fing ich an, für alle Menschen, die ich näher oder entfernter kannte, opulente Torten zu backen, mit zwei bis drei Böden, viel Buttercreme und bunten Marzipanfiguren verziert. Ich ging so auf darin, dass meine Eltern irgendwann einforderten, ich solle die Zutaten zukünftig von meinem Taschengeld bezahlen – sehr schnell ebbte meine Backwut ab und ich suchte mir stattdessen meinen ersten richtigen Job in der Gastronomie: Ich wurde Pizzabäckerin bei einem Lieferservice. Es war ziemlich schrecklich, da meine Chefin jegliche Hygienestandards ignorierte. Einmal verlangte sie, dass ich den Schimmel von der Bolognesesauce abschöpfen und diese weiterhin verwenden sollte. Ihr Argument war: „Der Pizzaofen hat über 300 Grad, alles was da durchgeht, ist danach sowieso tot.“ Vielleicht hatte sie damit sogar recht, es war trotzdem keine Legitimation, Kund*innen verdorbenes Essen anzudrehen. Trotzdem habe ich auch aus diesem Job etwas mitgenommen: nämlich, in welcher Reihenfolge man Pizza belegt, um ein optimales Ergebnis zu bekommen. Gerne würde ich behaupten, ich hätte dort gelernt, wie man Teigrohlinge durch geschicktes „In-der-Luft-Jonglieren“ zu Pizzen formt, aber dafür hatten wir leider eine Maschine mit einer großen Walze.

Nach der Pizzabäckerinnen-Episode folgte ein kurzer Aufenthalt bei Wienerwald, einer auf Grillhähnchen spezialisierten Restaurantkette, darauf möchte ich hier lieber nicht zu sehr eingehen, ich habe auch wenige Erinnerungen an diesen Job.

Außerdem fing ich an, im Sommer und zur Weihnachtszeit bei Tollwood zu arbeiten, ein halbjährlich in München stattfindendes Festival mit Märkten, internationaler Gastronomie und Kulturprogramm, Münchner*innen kennen dieses Event sicher, das schon Streetfood anbot, bevor es in Mode kam. Dort arbeitete ich an einem Maiskolben-Ofenkartoffeln-Stand. Ich lernte, wie man Maiskolben auf einem Drehgrill zubereitet und mit Holzstäbchen spickt, wie man Ofenkartoffeln aus einem großen Bollerofen nimmt, ohne sich komplett die Handgelenke zu verbrennen, wie man 20 Kilo Rahmchampignons kocht und dass es weder eine gute Idee ist, auf dem Weihnachtsmarkt zum Warmhalten ausschließlich Glühwein zu konsumieren, noch im Spülhäuschen bei 30 Grad am Joint des Standnachbarn zu ziehen, wenn man anschließend eine Palette frisch gespülter Gläser über das schlammige Festivalgelände durch Menschenmengen balancieren muss. Es war jedes Mal eine ziemliche Sauferei, und da verstand ich zum ersten Mal, dass viele Gastro-Menschen ein Suchtproblem haben.

Später zog ich nach Wien, und neben meinen Betätigungen als Sängerin, DJ und Partyveranstalterin jobbte ich bei Feinkost Schober, einem alteingesessenen Familienunternehmen auf der Währinger Straße. Schober war nicht nur Feinkostladen, sondern auch Fleischerei und Caterer, und so lernte ich dort, wie man Hunderte Cevapcici formt, Beinschinken mit einem Messer säbelt, Prosciutto hauchdünn aufschneidet und Faschiertes (Hackfleisch) herstellt. Verrückt, wenn ich heute daran denke, denn damals aß ich noch bzw. wieder Fleisch, jetzt nicht mehr.

Die kleine Hoffmann

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