Читать книгу Manipulierte Gene – Verdrehte Wahrheit - Steven M. Druker - Страница 36
Es wird versucht, den tödlichen Unterschied festzustellen
ОглавлениеIm nächsten Schritt galt es herauszufinden, ob an dem Tryptophan von Showa Denko etwas ausgesprochen anderes war – etwas, das es von den anderen, unschädlichen Nahrungsmittelergänzungen unterschied und in einzigartiger Weise gesundheitsschädlich machte.
Viele Jahre lang hatten alle Hersteller eine Methode angewandt, bei der Bakterien durch Fermentierung angeregt werden, LT zu synthetisieren. Weil dabei (unerwünschte) Nebenprodukte erzeugt werden, wird der Inhalt des Gärbehälters einem mehrstufigen Reinigungsprozess unterzogen, der mit einer Kohlefiltration endet. Anschließend wird in strengen Analysen getestet, ob das Endprodukt rein ist.
Die Prüfer stellten schon bald fest, dass sich das LT von Showa Denko in der Tat von den Produkten anderer Hersteller unterschied. Zum einen war es ungewöhnlich verunreinigt. Nicht, dass die anderen keine Verunreinigungen enthielten. Es ist praktisch unmöglich, jedes bisschen von unerwünschten Substanzen zu entfernen, und die analytischen Tests ergaben, dass das LT aller Hersteller Spuren von Verunreinigungen enthielt. Doch das LT von Showa Denko enthielt über 60, viel mehr als die anderen. (9)
Ferner war klar, dass einer oder mehrere dieser Stoffe ganz schön heftig wirkten. Darum testete Showa Denko sein LT regelmäßig, um sicherzustellen, dass es die Reinheitsanforderungen gemäß der United States Pharmacopeia erfüllte (zu mindestens 98,5 Prozent rein). Ja, die Anteile jeder einzelnen Verunreinigungssubstanz waren extrem niedrig: 10 oder weniger ppm (parts per million, Teile von einer Million). (10) Obwohl das Produkt von Showa Denko eine größere Anzahl von Verunreinigungen als gewöhnlich enthielt, war keine in einer solchen Menge vorhanden, dass sie im Normalfall Probleme bereitet hätte. Die Tatsache, dass eine (oder mehrere) davon Tausende Menschen sehr krank machten, bedeutete darum, dass sie außergewöhnlich toxisch war bzw. waren.
Zudem war noch ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen Showa Denkos LT und den Produkten der Mitanbieter deutlich geworden: Es war auf andere Weise hergestellt worden. Um die Bakterien anzuregen, erheblich mehr LT zu produzieren, hatte Showa Denko neue Wege beschritten und deren Genom mit rekombinanter DNA-Technologie verändert.
Die Nachricht, dass Showa Denkos tödliches LT mit gentechnisch veränderten Bakterien hergestellt worden war, wurde erstmals im Juli 1990 im Journal of the American Medical Association bekannt gegeben. (11) Diese Nachricht fand bald ihren Weg in die Boulevardpresse. Vorreiter war Newsday mit einem Artikel, der überschrieben war mit „Gentechnikfehler wird Schuld an toxischen Todesfällen gegeben“. (12) Darin behauptete Michael Osterholm, ein Epidemiologe im Gesundheitsministerium von Minnesota, der die Epidemie untersucht hatte, Showa Denko habe seine Bakterien „angekurbelt“, um die LT-Produktion zu steigern, und dabei „ist etwas schiefgegangen“. Dann sagte er: „Das führt offensichtlich zu dieser ganzen Diskussion über Gentechnologie.“
Bestürzt verfolgten Biotech-Befürworter, wie zahlreiche andere Zeitungen mit Berichten folgten, die die EMS-Katastrophe mit der Gentechnologie in Verbindung brachten; sie hofften auf eine amtliche Erwiderung, die die Wucht von Osterholms Behauptungen abschwächen würde. Die FDA zeigte sich der Situation rasch gewachsen. Als ein Reporter von Science einen Mitarbeiter der Behörde interviewte, griff dieser Osterholm scharf an, weil er „Hysterie verbreitet“. Und er erklärte, es sei „voreilig“ anzudeuten, die Epidemie hänge mit der Gentechnologie zusammen – „besonders angesichts der Auswirkung auf die Industrie“. (13) Doch Osterholm gab nicht nach und konterte: „Jeder, der sich die Daten anschaut, kommt zum gleichen Schluss …“ (14)
Der Science- Artikel enthüllte außerdem: Der FDA war so daran gelegen, das Image der Biotechnologie zu wahren, dass die Behörde zwar monatelang von Showa Denkos Einsatz der Gentechnologie gewusst, diese Information jedoch der Öffentlichkeit verschwiegen hatte, „offensichtlich in der Hoffnung, über die rekombinante Verbindung Stillschweigen zu bewahren, bis sie entscheiden konnte, ob diese tatsächlich beim Ausbruch eine Rolle spielte.“ (15) Doch wie wir noch sehen werden, war es allzu nachsichtig anzunehmen, die FDA suche ernstlich die Wahrheit – oder hätte freiwillig irgendwelche den Interessen der Biotech-Industrie entgegenstehende Untersuchungsergebnisse preisgegeben.