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Das Bemühen um Aufklärung

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Zum Glück hatten sich etliche Ermittler zum Ziel gesetzt, die relevanten Fakten aufzudecken und herauszufinden, ob die Biotechnologie bei dem Unglück eine Schlüsselrolle spielte. Dafür musste ermittelt werden, welche Verunreinigung (oder welche Kombination von Verunreinigungen) EMS hervorrief und wie sie entstanden war.

Vom ersten wichtigen Schritt berichtete das New England Journal of Medicine im August 1990. Die Forscher wiesen nach, dass eine der Verunreinigungen nicht nur mit den EMS-Fällen zusammenhing, sondern eine neuartige chemische Substanz darstellte, die sich durch die Fusion zweier LT-Moleküle gebildet hatte – etwas noch nie Dagewesenes. (16) Sie nannten diese neue Substanz „EBT“. (17) Doch obwohl sie ihre chemische Struktur kannten, hatten sie nicht genügend Nachweise dafür, dass die Substanz die Epidemie ausgelöst hatte.

Fast zwei Jahre lang wurde EBT als einzige bekannte Verunreinigung mit EMS in Verbindung gebracht. Im Juni 1992 stellten Forscher dann fest, dass es noch mindestens eine weitere gab, eine Verbindung mit dem Namen 3-Phenylamino-Alanin (3-PAA). Während EBT nie gefunden wurde, bevor es im L-Tryptophan von SD auftauchte, war das bei 3-PAA schon der Fall; allerdings war es niemals in konventionell hergestelltem LT in Lebensmittelqualität gefunden worden. Doch wie auch bei EBT gab es nicht genügend Anhaltspunkte für die Schlussfolgerung, dass es die Epidemie ausgelöst hatte.

Nach und nach wurden noch vier andere Verunreinigungen ermittelt, die auch mit dem Fall zusammenhingen. Aber auch von ihnen ließ sich keine als Ursache für EMS benennen. Die Anhaltspunkte waren noch zu spärlich für den Nachweis, dass eine der sechs fallbezogenen Verunreinigungen der Übeltäter war – oder auch nur ein kleiner Komplize. Denn ein bloßer Zusammenhang ist noch keine Verursachung; und es braucht weit mehr Daten, zu beweisen, dass eine Substanz eine Epidemie ausgelöst hat, als zu zeigen, dass sie nur damit in Zusammenhang steht. Chemische Verbindungen können sich als damit zusammenhängend herausstellen, selbst wenn sie nur in einem kleinen Teil der krankheitsauslösenden Chargen gefunden werden.

Die Unsicherheit darüber, was die Verunreinigung ausgelöst hatte, verwirrte nicht nur die Forscher, die Biotech-Befürworter beunruhigte sie zutiefst. Zu dem Zeitpunkt, als die Epidemie zuschlug, war gentechnisch hergestelltes Insulin weit verbreitet; ein Enzym als Ersatz für tierisches Lab in der Käseherstellung wurde gerade verkaufsfertig gemacht. Wie im Fall von Showa Denkos LT wurden diese Substanzen in großen Mengen von Mikroorganismen ausgestoßen, die künstlich mit neuem genetischem Material ausgestattet worden waren. Falls der Einsatz solcher veränderter Organismen bei der Herstellung von LT zu tödlichen Nebenwirkungen geführt hätte, könnte ihre Verwendung bei der Herstellung dieser anderen Substanzen ebenfalls riskant sein. Und falls die Biotechnik bewirkt hätte, dass normalerweise sichere Bakterien unerwartete Toxine produzieren, dann könnte sie die gleichen Reaktionen hervorrufen, wenn mit ihr komplexere Organismen wie Obst, Getreide und Gemüse erzeugt werden sollten. Folglich hing die Zukunft der Gentechnik großenteils davon ab, ob die Technologie als Ursache des EMS herangezogen würde oder nicht. Denn in diesem Fall könnten die Projekte, für die sie eingesetzt wurden, ihre Marktfähigkeit verlieren. Außerdem könnte ein anhaltender Verdacht wegen der Beteiligung der Technologie – auch ohne überzeugenden Nachweis ihrer Schuld – ihre kontinuierliche Weiterentwicklung erschweren. Darum waren ihre Verfechter sehr bemüht, sie freizusprechen.

Manipulierte Gene – Verdrehte Wahrheit

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